Im Jahr 2024 sollte mit der Integration des DB-Fernverkehrs-Tarif ein wichtiger Meilenstein erreicht werden, Anfang Dezember 2023 aber kam nun das Aus für die Branchenplattform Mobility inside. Informieren, Buchen, Bezahlen, Fahren, das alles aus einer Hand und auf einer einzigen Plattform, die Fahrplan- und Tarifdaten von Bus- und Bahnunternehmen bündelt, das was das Ziel dieser Initiative, die aus der Nahverkehrsbranche heraus gegründet worden war. Das nun von der Gesellschafterversammlung beschlossene Aus ist daher einerseits eine große Enttäuschung, zum anderen in Teilen durchaus nachvollziehbar, vor allem aber ist die gesamte Entwicklung sehr ernüchternd.

Ein entscheidender Grund für die Entscheidung für das Aus der im Sommer 2020 gegründeten Mobility inside Plattform GmbH ist das Deutschlandticket. Hier wurden die Beteiligten schlicht und einfach von Entscheidungen der Bundespolitik überrollt, die so niemand vorhersehen konnte. Das Tempo, mit dem das 49-Euro teure bundesweit gültige Nachverkehrsticket durchgedrückt und vor Ort auch entsprechend umgesetzt werden musste, war atemberaubend. Die Entscheidung von Bund und Ländern für das Deutschlandticket keine bundesweite Plattform zu wünschen und zu unterstützen, musste auch das Aus für Mobility inside bedeuten. Zu jenen Gesellschaftern, die das Projekt haben fallen lassen, gehörte auch die Deutsche Bahn, die mit ihren Vertriebskanälen überdurchschnittlich vom Deutschlandticket profitieren dürfte, hier bleibt daher zumindest ein „Gschmäckle“ zurück.

 

Eine vertane Chance für den ÖPNV

Die Entscheidung für das Aus von Mobility inside ist aber auch eine vertane Chance. Denn über die gemeinsame Plattform sollten Services geboten werden, die das Deutschlandticket nicht leistet. Das betrifft vor allem die Gelegenheitsfahrer, die hier über eine einheitliche Plattform regionsübergreifend Fahrten mit dem öffentlichen Verkehr hätten buchen können, neben Bus und Bahn auch On-Demand- und Sharing-Angebote. Das Aus ist aber auch eine schlechte Nachricht in Sachen Einsparpotenziale durch Synergieeffekte, wie sie unter anderem der Bundesverkehrsminister ständig fordert. Die Mobilitäts-Apps mitsamt der Hintergrundsysteme bleiben nun wohl erst einmal Sache der jeweiligen Verkehrsunternehmen oder Verbünde, mit all den damit verbundenen Parallelstrukturen und -entwicklungen.

Und dies führt uns zum dritten Punkt: der tiefen Ernüchterung. Nach fast acht Monaten Deutschlandticket darf man feststellen, dass eine Bereinigung der deutschen Tariflandschaft aber auch nicht ansatzweise erreicht wird. Das bundeseinheitliche Studententicket ist hier lediglich die berühmte Ausnahme, die die Regel bestätigt. Ansonsten findet man regional unterschiedliche Sozialtickets sowie die vielfältigsten Mitnahmeregelungen für Mitfahrer, Fahrräder oder Hunde. Bei den Einzelfahrscheine bleibt es beim bisherigen Flickenteppich, so dass sich für den Gelegenheitsnutzer im Vergleich zu der Prä-Deutschlandticket-Ära gar nichts geändert hat – bis auf den Ticketpreis, der seither förmlich explodiert ist und wohl auch in Zukunft nur eine Richtung kennt: steil nach oben. Die ÖV-Branche sei „noch immer nicht bereit, Einzelinteressen und Egoismen hinter die Einfachheit für die Fahrgäste zu stellen“, sagte RMV-Geschäftsführer Knut Ringat, der auch Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der „Mobility inside“-Holding ist, sichtlich frustriert über das Aus der Branchenplattform. Man kann diese Unzufriedenheit mehr als nachvollziehen.

 

Thomas Burgert