Volvo Buses hat zudem eine Absichtserklärung über die Veräußerung des Werks an die Vargas Holding unterzeichnet. Eine Restrukturierungsrückstellung in Höhe von 1,3 Milliarden SEK wird das Betriebsergebnis im ersten Quartal entsprechend 2023 negativ beeinflussen.

„Unser Geschäft in Europa ist seit Jahren verlustbringend. Mit diesem Geschäftsmodell, das wir bereits heute in vielen Märkten erfolgreich anwenden, werden wir die Rentabilität verbessern und unsere langfristige Wettbewerbsfähigkeit sichern", sagt Anna Westerberg, seit 2021 Präsidentin von Volvo Buses. Erst im Sommer 2022 hatte das Unternehmen seine neue Reisebusplattform und auch erstmals einen selbst gebauten Doppeldecker gezeigt. Bereits 2018 wurden die Busse äußerlich neu aufgelegt.

 

Zukunft als Chassisproduzent mit direktem Kundenzugang

Volvo Buses will auch in Zukunft die Schnittstelle zum Kunden sein und den Kunden in Europa in Zusammenarbeit mit ausgewählten externen Aufbauherstellern ein komplettes Angebot an Omnibussen anbieten, während „gleichzeitig ein starker Betriebsservice und ein hoher Sicherheits- und Qualitätsstandard gewährleistet werden,“ so die Mitteilung. Dadurch erhalte Volvo Buses eine „schlankere Struktur, eine höhere Flexibilität und die Möglichkeit, die Anforderungen des Marktes und die Wünsche der Kunden besser zu erfüllen“.

 

Die Karosseriefertigung in Wrocław, die erst im Herbst 2017 mit hohen Investitionen auf die in Mitteleuropa übliche Integralfertigung umgestellt wurde, soll bis zum ersten Quartal 2024 fortgesetzt werden. Die Aufträge für komplette Busse in Europa werden planmäßig vom Werk in Wrocław ausgeliefert. Volvo Buses wird sowohl für die bestehende Flotte als auch für das neue Angebot weiterhin vollen Service und Support bieten. Was das genau für die noch zu liefernden Busse von Volvo Deutschland in Heilbronn bedeutet, konnte uns Geschäftsführer Gerd Schneider heute auf Nachfrage noch nicht sagen. Es wird aber davon ausgegangen, dass Volvo weiterhin seine Busmodelle anbieten wird, aber mit einem Fremdaufbau eines anderen Busbauers.

 

Neue Möglichkeiten für die Mitarbeiter von Volvo Buses beim Käufer

Nach Gesprächen zwischen Volvo Buses und der 2014 gegründeten Vargas Holding wurde eine Absichtserklärung (“Letter of Intent“ - LoI) unterzeichnet, wonach das Gelände von Volvo Buses in Wrocław an die Vargas Holding veräußert wird. Die Holding, die sich auf Nachhaltigkeit spezialisiert hat, steht hinter den Unternehmen Northvolt (Batterien), H2Green Steel (Grüner Stahl mit Wasserstoff) und Polarium (Energiespeicherung), alles Themen, die für Volvo enorm wichtig sind und auch an das Joint Venture Cellcentric mit Daimler erinnern. Die Vargas Holding werde die Produktionsstätte umwidmen und schrittweise ausbauen. Die nachhaltige Produktion soll im Jahr 2024 aufgenommen und in den darauffolgenden Jahren ausgebaut, was produziert werden soll wurde nicht mitgeteilt. Der Lol beinhaltet das Ziel der Vargas Holding, einem Teil der Volvo-Mitarbeiter eine Beschäftigung anzubieten, einige bereits im dritten Quartal 2023.

 

1.500 Arbeitsplätze bei Volvo in Breslau fallen weg

„Obwohl die Vargas Holding in einer anderen Branche als wir tätig sein wird, ist es für sie von entscheidender Bedeutung, dass sie die erfahrenen Mitarbeiter unseres Unternehmens in Breslau beschäftigen können, die sie für ihren Aufbau und ihre künftige Expansion benötigen", sagt Anna Westerberg.

Die Entscheidung, die Produktion kompletter Omnibusse einzustellen, hat Auswirkungen auf rund 1.600 Arbeitsplätze bei Volvo Buses, von denen etwa 1.500 in Wrocław angesiedelt sind und von denen viele schon seit vielen Jahren hier beschäftigt sind. Die Information und der Dialog mit den zuständigen Gewerkschaften seien eingeleitet worden, so das Unternehmen.

 

Busproduktion in Mexiko und Nordamerika nicht betroffen

Die Fabriken von Volvo Buses in Schweden und Brasilien, die Fahrgestelle herstellen, sowie die Fertigung kompletter Busse in Mexiko und Nordamerika (Nova Bus, Prevost) sind von der Entscheidung nicht betroffen und werden ihre Produktion wie gewohnt fortsetzen.

 

Volvo erwartet, dass die Umsetzung des neuen Geschäftsmodells die Einnahmen in Europa während der Übergangszeit in den Jahren 2024 und 2025 vorübergehend negativ beeinflussen wird. Eine Restrukturierungsrückstellung in Höhe von etwa 1,3 Mrd. SEK wird das Betriebsergebnis im ersten Quartal 2023 negativ beeinflussen. Der erwartete negative Cashflow-Effekt wird auf ca. 1,0 Mrd. SEK geschätzt, wovon der Großteil das Jahr 2024 betreffen wird. „Sobald die Umstellung auf das neue Geschäftsmodell abgeschlossen ist, wird erwartet, dass das europäische Busgeschäft profitabel wird“, so die Mitteilung.

 

Volvo Buses hatte erst 2017 das Werl in Breslau auf Integralbauweise umgestellt.       Foto: Thorsten Wagner