„In Anbetracht der Entwicklung des Aktienkurses und der Liquidität der Aktien auf dem Markt war Navya nicht mehr in der Lage, neue OCABSA-Tranchen in einer Höhe auszugeben, die zur Deckung des gesamten Liquiditätsbedarfs ausreicht. Darüber hinaus sind alle Versuche, Partnerschaften mit Investoren einzugehen, gescheitert", berichtet das Unternehmen in einer am 25. Januar 2023 veröffentlichten Presseerklärung. Und fügt hinzu: „Zum heutigen Zeitpunkt hat das Unternehmen eine fällige Verbindlichkeit und verfügt nicht über ausreichende Mittel, um diese zu erfüllen". Navya hat rund 280 Mitarbeiter in Frankreich (Paris und Lyon), in den Vereinigten Staaten (Michigan) und in Singapur und brachte 2016 sein erstes autonomes Shuttle in Lyon auf den Markt, von dem bisher rund 200 Einheiten in rund 25 Länder verkauft wurden, so wurde es auch als "EMMA" in Mainz gestestet. Im Jahr 2018 ging das Unternehmen an die Börse. Der People Mover wird weltweit in vielen Pilotprojekten zum autonomen Level 5-Verkehr eingesetzt, es erreichte aber bisher nicht den vollen automotiven Industriestandard, an dem Unternehmen wie ZF und Benteler mit der neuen Marke Holon jetzt arbeiten.

Navya hat die Eröffnung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens beim Handelsgericht Lyon beantragt, mit dem Ziel, für die finanzielle Nachhaltigkeit der Tätigkeit, den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Suche nach Investoren im Rahmen eines Sanierungsplans bei Fortführung der Geschäfte oder einen Verkaufsplan zu bewerten, wie zuerst der Branchendienst "Sustainable Bus" berichtete. Die Konzerne Valeo und Keolis gehören zu den historischen Aktionären von Navya, diese scheinen aber vorerst kein Geld nachschießen zu wollen.

 

Das Blatt FranceInfo fügt zum Thema hinzu: „Während der Markt für autonome Fahrzeuge vor einigen Jahren als fantastisches Eldorado erschien, hat sich der Markt im Allgemeinen als weniger vielversprechend erwiesen als erwartet". Der Forscher Alexandre Rigal wird mit den Worten zitiert: "Eines der Probleme mit autonomen Fahrzeugen ist, dass sie es nicht erlauben, Autos in der Stadt zu ersetzen. In Lyon und vielen anderen Metropolen der Industrieländer geht der Trend dahin, der sanften Mobilität im Stadtzentrum den Vorrang zu geben".

 

Das „Autonome Eldorado“ scheint noch weit entfernt

Eine ganze Reihe von Startups haben sich bisher der Idee des autonomen People Movers verschrieben, darunter auch das US Unternehmen Local Motors, das 2016 seinen ersten „Olli“ vorstellte. Auch dieses hat vor wenigen Wochen den Betrieb eingestellt. Das Startup hatte sich darauf spezialisiert, ein autonomes Shuttle mithilfe eines 3D-Druckers herzustellen. Im US-Nationalpark Yellowstone haben die Busse rund 10.000 Passagiere befördert. Auch in Deutschland sind die Shuttle unterwegs, zum Beispiel am Hambacher Schloss.

"Ich bin bestürzt, mitteilen zu müssen, dass Local Motors ab dem 14. Januar nicht mehr existieren wird", schrieb Chris Stoner, ehemaliger VP of Sales and Customer Success, wie das Online-Portal Tech Crunch berichtet. "Ich war nur ein paar Monate dort, aber ich habe jede Minute davon genossen. Der Bereich der autonomen Fahrzeuge ist ein aufregender neuer Markt mit vielen Möglichkeiten. Da ich die Fähigkeiten und das Engagement der Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, aus erster Hand erlebt habe, habe ich keinen Zweifel daran, dass autonome Fahrzeuge (wie Olli) die Zukunft des Verkehrs sind." Die Frage ist nur, wer diese Zukunft einläuten wird.