Damit ergänzt die neue Generation das etablierte Modell des Typs "Group Rapid Transport (GRT)" der Tochtergesellschaft „2getthere“, das primär für den Einsatz auf abgetrennten Fahrspuren ausgelegt ist und bereits in Masdar City, Rotterdam und im Projekt RABus in Deutschland eingesetzt wird. Die Vereinbarung für das neue Shuttle umfasst ein Planungsvolumen von mehreren Tausend Level-4-Fahrzeugen für den Einsatz in bestimmten Gebieten der USA. Die Kooperation kombiniert das ATS (Autonomes Transportsystem) von ZF mit den Mobilitätsdienstleistungen vom US-Mobilitätsdienstanbieter Beep.  „Damit die verkehrsbedingten Emissionen in Metropolen sinken, ist eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs und ein gleichzeitiger Ausbau nachhaltigerer, effizienterer, komfortablerer und bezahlbarerer Mobilitätsangebote erforderlich“, erläutert Torsten Gollewski, Leiter Autonomous Mobility Solutions bei ZF bei der Premiere des Shuttles auf der CES in Las Vegas. 

Mit seinen Autonomen Transportsystemen treibe ZF genau diesen Mobilitätswandel konsequent voran und biete damit gleichzeitig „eine Lösung für den gravierenden Fahrermangel im öffentlichen Personennahverehr“. Künftig kann ZF also auf zwei Fahrzeugtypen zurückgreifen – eines primär für den Einsatz auf abgetrennten Fahrspuren und das neue Modell, das vor allem im urbanen Umfeld und im Mischverkehr eingesetzt wird.


Hauseigene Rechenpower an Bord

Das neue Shuttle ist mit modernster Sensortechnik bestehend aus Lidar-, Radar-, Kamera- und Geräuscherkennungssystemen ausgestattet, die eine präzise Umfelderkennung garantieren. Hinzu kommt weitere Technologie wie die Konnektivitätsplattform ZF „ProConnect“, die eine Kommunikation mit der Verkehrsinfrastruktur und der Cloud ermöglicht, sowie der von ZF selbst entwickelte Supercomputer „ZF ProAI“, in dem die Daten im Fahrzeug zusammenlaufen. 

Der „Virtual Driver“ – die AD-Software von ZF – verarbeitet diese Informationsmengen, leitet mittels künstlicher Intelligenz sichere Fahrstrategien ab und gibt sie als Input an die Aktuatorik des Fahrzeuges weiter. Der Virtual Driver ersetzt dabei den menschlichen Fahrer und macht so Lenkrad und Bremspedal rein technisch überflüssig – beim SAE Level 4 ist aber rechtlich immer noch eine Begleitperson zur Überwachung bzw. Fernsteuerung notwendig. Alle ZF-Komponenten und -Systeme sind erstmals „Automotive Grade“ zertifiziert, erfüllen also sowohl die hohen Sicherheits- und Qualitätsanforderungen der Automobilindustrie als auch die geltenden Cyber Security Standards nach der neuen General Safety Regulation (GSR) der EU.


Flexibilität im Vordergrund

Mit wählbaren Batteriekapazitäten zwischen 50 und 100 Kilowattstunden kann das Shuttle der nächsten Generation bis zu 130 Kilometer rein elektrisch zurücklegen – bei einer maximalen Geschwindigkeit von zunächst 40 km/h, in der weiteren Entwicklung von bis zu 80 km/h. Das Shuttle bietet Platz für insgesamt 22 Personen und bis zu 15 Sitzplätze. Kunden können über das Layout von Sitz- und Stehplätzen und das Interieur individuell entscheiden. Das Fahrzeug entspricht den Anforderungen des „Americans with Disabilities Act“ (ADA) – ein US-amerikanisches Bundesgesetz, dass die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung vorschreibt – und ist entsprechend unter anderem mit einer automatischen Rampe ausgestattet. Dank Vorder- und Hinterradlenkung sowie einer Kneeling-Funktion verkleinert sich beim Anfahren einer Haltestelle der Abstand zum Gehsteig auf ein Minimum. Damit ist das Shuttle in der Lage, präzise an Haltestellen anzudocken und einen barrierefreien Ein- und Ausstieg zu ermöglichen. 

Mit einer Verfügbarkeit von 24 Stunden pro Tag und 7 Tagen Laufzeit pro Woche können autonome ZF Shuttles emissionsfrei auf definierten und digitalisierten Routen betrieben werden. ÖPNV-Betreiber können somit Fahrgästen auch bei geringer Nachfrage ein Mobilitätsangebot zur Verfügung stellen und gleichzeitig – trotz akutem Fahrermangel – Fahrlinien ausbauen. Zumindest dann, wenn der SAE-Level 5 erreicht sein wird.

 

Im Innenraum des neuen autonomen ZF-Shuttles finden bis zu 22 Personen auf sehr ÖPNV-artigem Mobililar Platz,
das bei anderen People Movern so selten zu finden ist.                                                             Foto: ZF Friedrichshafen AG 

 

Neue Partnerschaft mit US-Mobilitätsanbieter "Beep"

Mit dem US-amerikanischen Mobilitätsanbieter Beep, der mit dem deutschen Hersteller Benteler mit seinem ebenfalls in Las Vegas vorgestellten Holon Mover kooperieren wird, hat ZF bereits einen Partner für seine neue Shuttle-Generation gewinnen können: Die Vereinbarung umfasst ein Planungsvolumen von mehreren tausend Level 4-Shuttle-Fahrzeugen für den Einsatz in bestimmten Gebieten der USA.

Beep mit Sitz in Lake Nona, Florida bietet Kunden den Zugang zu Shared-Mobility-Diensten an. Das Unternehmen hat sich auf die Planung und den Einsatz autonomer Shuttles spezialisiert und bedient Kunden mit Dienstleistungen in Mobilitätsnetzwerken der ersten und letzten Meile in den Vereinigten Staaten. Beep testet seit mehr als drei Jahren autonome Shuttles und hat dabei mehr als 100.000 Fahrstunden absolviert. Das Unternehmen betreibt in Lake Nona, Florida das größte und am längsten bestehende private autonome Mobilitätsnetz in den USA.

"Wir freuen uns, mit ZF zusammenzuarbeiten, um die nächste Shuttle-Generation in den Vereinigten Staaten auf den Markt zu bringen", sagt Joe Moye, CEO von Beep. "Das umfassende ATS-Angebot von ZF, dessen US-Servicenetzwerk und Shuttle in Automotive-Grade komplementieren unsere Mobilitäts- und Serviceplattform für autonome Dienste.“


ZF als Komplettanbieter für autonome Transportsysteme 

Als Technologieführer versteht sich ZF jedoch nicht nur als Shuttle-Anbieter, sondern als Partner für den gesamten Lebenszyklus seiner Shuttles. Daher umfasst die Partnerschaft auch ein umfassendes Servicekonzept, um einen reibungslosen Betrieb und damit eine maximale Einsatzzeit der Shuttles zu ermöglichen.

Durch den angekündigten Rollout autonomer Shuttlesysteme nimmt ZF nach eigener Aussage eine „führende Rolle“ in der künftigen Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs an. „Damit setzen wir konsequent unsere Strategie um, das fahrerlose Fahren nach Level 4 zuerst mit Nutzfahrzeugen und Shuttles in den operativen Betrieb zu bringen. Autonomes Transportsysteme sind keine Vision mehr. Wir starten mit der Umsetzung“, betont Torsten Gollewski.

 

Joe Moye, beep (Mitte links) und Josef Waldbauer, ZF (Mitte rechts) unterzeichnen die strategische Partnerschaft in Anwesenheit von
Kevin Reid, Hinrich Woebcken, Dr. Holger Klein und Torsten Gollewski (v.l.n.r.).
   Foto: ZF Friedrichshafen AG