Bei dem zweiten Unternehmen handelt es sich aber, wie in dem Spot von 2003 mit einem Augenzwinkern assoziiert, um ihre eigene kleine Familie mit Mann Nils Treml und den beiden Söhnen, dem siebenjährigen Felix und dem vierjährigen Fynn. Als wäre das nicht schon genug, ist Carolin Lambürger-Treml seit 2019 auch als Bezirksvorsitzende Niederbayern im Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO) aktiv.

Die Führung eines Busunternehmens, Familie, Verbandstätigkeit – das alles mit gerade einmal 34 Jahren erfolgreich unter einen Hut zu bringen, erfordert Mut, starke Nerven, Organisationstalent, aber auch Zielstrebigkeit und, angesichts der zahlreichen Vorschriften und Gesetze, mit denen die Branche zu kämpfen hat, auch eine gehörige Portion Idealismus. Doch wie kommt man als junge Frau dazu, ein Busunternehmen zu führen?

„Ich habe mich schon immer für die Branche interessiert – das Busfahren, der Reiseverkehr, der Umgang mit den Menschen. Das war immer das, was mir Spaß gemacht hat“, macht Lambürger-Treml deutlich. Von ungefähr kommt diese Begeisterung aber nicht. Immerhin war es ihr Urgroßvater, der bereits 1950 das Unternehmen Ernst Lambürger Busreisen gründete. Bei ihrem Großvater, ebenfalls Ernst mit Vornamen und in der Branche bestens bekannt, half sie schon als Kind im Bordservice mit und dort machte sie schließlich auch eine Ausbildung zur Bürokauffrau. Danach hieß es aber erst einmal flügge werden und Carolin Lambürger-Treml zog es 2008 nach Berlin.

„Ich wollte einfach mal über den Tellerrand schauen und was anderes sehen“, erklärt die zweifache Mutter diesen Schritt. Lothar Kastner, Geschäftsführer der Bus-Verkehr-Berlin KG (bvb.net) habe ihr dies schließlich ermöglicht. „Ich habe dort dann auch meinen Busführerschein heimlich gemacht. Mein Opa hat nichts davon gewusst“, berichtet die Busunternehmerin schmunzelnd. Der sei in dieser Hinsicht etwas altmodisch gewesen und habe Frauen nicht hinter einem Bussteuer gesehen. Für Bus-Verkehr-Berlin ist Lambürger-Treml schließlich nicht mehr nur im Büro tätig, sondern oft auch am Wochenende als Busfahrerin im Einsatz. „Ich habe damit dann meinen Busführerschein finanziert“, berichtet sie.

2010 trifft sie schließlich ein Schicksalsschlag, der sie letztlich schneller zur Busunternehmerin macht, als sie sich im Alter von gerade 24 Jahren überhaupt erstmal gedanklich damit hätte auseinandersetzen können. Im Oktober erleidet Carolin Lambürger-Tremls Großvater, Ernst Lambürger, einen Schlaganfall. Ihre Familie habe sie dann gebeten, wieder nach Hause zu kommen, da sie ja bereits viele Jahre mit ihrem Großvater zusammengearbeitet hatte. „Du bist die Einzige, die weiß, was jetzt zu tun ist“, habe man ihr gesagt. Natürlich lässt Lambürger-Treml ihre Großmutter Hermine nicht hängen. Mitte November stirbt Großvater Ernst an den Folgen des Schlaganfalls und die damals 24-Jährige steht vor einer lebensprägenden Entscheidung. Bereits auf der Beerdigung ihres Großvaters habe man ihr gesagt, dass sie noch drei Monate Zeit habe, um die für die Unternehmensnachfolge notwendige Sachkundeprüfung abzulegen, andernfalls drohe die Schließung des traditionsreichen Familienbetriebs. „Meiner Oma zuliebe habe ich dann gesagt, das kriege ich hin“, erinnert sich die selbstbewusste junge Frau zurück. Sie bestand die Prüfung und übernahm das Busunternehmen ihres Großvaters.

Inzwischen führt Carolin Lambürger-Treml den Familienbetrieb mit 30 Fahrzeugen und 70 Mitarbeitern seit fast zehn Jahren. Das Unternehmen ist sowohl im Reiseverkehr und ÖPNV als auch im Schülertransport für die Lebenshilfe tätig. „Wir haben drei eigenwirtschaftliche Konzessionen und nehmen Aufträge als Subunternehmer wahr. Im Reiseverkehr arbeiten wir mit zwei weiteren Busunternehmen aus dem Landkreis zusammen und haben auch einen gemeinsamen Reisekatalog erstellt“, erläutert die junge Unternehmerin. Dass sie sich jeden Tag aufs Neue in einer Männerdomäne beweisen und gleichzeitig der Verantwortung und den Aufgaben als Mutter gerecht werden muss, macht für sie den Reiz ihrer Tätigkeit als Busunternehmerin aus. „Mir macht mein Job Spaß und ich möchte auf nichts verzichten.“

Eine lieb gewonnene Tradition setzt Carolin Lambürger-Treml mit der Ausrichtung des inzwischen in Ernst-Lambürger-Gedächtnis-Eisstock-Turnier umbenannten ostbayerischen Busunternehmen-Treffen fort, das ihr Großvater Ernst 1998 ins Leben gerufen hatte. Neben dem Eisstock-Turnier und der Möglichkeit zum Netzwerken für die Teilnehmer, wird zu der gemeinsam mit dem LBO ausgeführten Veranstaltung jedes Jahr auch ein ausgewählter Politiker eingeladen.

Der Austausch mit der Politik ist der 34-Jährigen sehr wichtig. „Wenn man nicht kommuniziert, kann man auch nichts verändern oder erreichen. Nur die Füße stillhalten, das bringt gar nichts. Aber man muss sich eben auf einer vernünftigen und diplomatischen Basis austauschen“, macht sie deutlich. Handlungsbedarf sieht sie noch in vielerlei Hinsicht, ob das der immense Bürokratieaufwand ist, dem Busunternehmer ausgesetzt sind, die Regelung der Lenk- und Ruhezeiten, die Benachteiligung des ländlichen Raums zum Beispiel bei der Förderung emissionsarmer Busse oder auch die Handhabung der öffentlichen Ausschreibungen im Linienverkehr. „Wir haben schon viel erreicht im Verband – nicht nur im LBO, sondern auch im BDO. Aber wir müssen noch intensiver auf unsere örtlichen Politiker zugehen und das schaffen wir nur, wenn jeder ein Stückchen mithilft“, betont Carolin Lambürger-Treml.

Anita Faltermann