Was man gern‘ gibt, kommt irgendwann hundertfach zurück“, an diese Worte „von seiner Omma“ kann sich Uli Nickel, Geschäftsführer von Reisedienst Nickel aus Gelsenkirchen, noch sehr gut erinnern. Nimmt man den Werdegang des 53-Jährigen etwas näher unter die Lupe, stellt man fest, dass er den Rat seiner Großmutter sehr wohl beherzigt hat. Er unterstützt gemeinsam mit seiner Ehefrau Marion seit vielen Jahren soziale Einrichtungen und Initiativen. Und 2013 gründeten sie sogar die „Hans und Ulrich Nickel-Stiftung“ – auch in Andenken des Vaters – und bauten damit ihr Engagement weiter aus. Die Stiftung setzt insbesondere im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit ihre Schwerpunkte.

Die Bereitschaft, anderen Menschen zu helfen, sei ihm von Haus aus in die Wiege gelegt, erklärt der Busunternehmer. Sein Vater Hans Nickel habe sich stets in der Stadt und in der Gemeinde engagiert. „Wir haben sehr viel Glück im Leben gehabt und wollen nun ein Stück davon zurückgeben. Nicht jedem ist ein solches Glück vergönnt. Daher sehen wir es als unsere Aufgabe an, einen Teil davon an andere weiterzugeben und ihnen zu helfen. Diese Einstellung wurde mir von meinem Vater vermittelt“, erläutert Uli Nickel.

Neben regelmäßigen Zuwendungen durch die Nickelgruppe, finanziert sich die Stiftung auch über Spenden von Freunden und Bekannten. Knapp 100.000 Euro wurden bisher für soziale Zwecke verwandt. Gefördert wurden seit Gründung bereits einige Projekte. Angefangen von Spielzeug für Kindergärten, Kleidung für Kinderheime bis hin zu Finanzierung von Deutschlandstipendien. Alle Projekte werden von Uli und Marion Nickel betreut, „wir schauen uns jedes Projekt persönlich an und verfolgen auch die Umsetzung“, macht Uli Nickel deutlich. Zur Seite steht ihnen ein fünfköpfiger Beirat.

„Meine Frau und ich hatten das Glück, dass wir beide studieren konnten, was nicht selbstverständlich ist“, betont Uli Nickel. Wobei sich seine Frau das Studium selbst finanzieren musste. Daher sei einer der Schwerpunkte der Stiftung die Finanzierung von Deutschlandstipendien an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. Eine Zuwendung von 1.800 Euro wird vom Bund verdoppelt und gewährt einem Studenten ein Stipendium von 3.600 Euro, rechnet Nickel vor. Die Studenten kennt Uli Nickel alle persönlich. Zurzeit werden sechs Stipendien finanziert.

Des Weiteren unterstützt die Stiftung Hans und Ulrich Nickel die örtliche Kirchengemeinde „bei zielgerichteten diakonischen Aufgaben“, indem zum Beispiel Spielgeräte für Kindergärten in sozialen Brennpunkten finanziert werden. „Wir sponsern die Teilnahme an Ferienfreizeiten für Kinder aus sozial schwachen Familien und unterstützen eine Grundschule in einem sozialen Brennpunkt, an welcher der Anteil an deutschen Schülern unter fünf Prozent liegt“, veranschaulicht Nickel.
Bei einem anderen Projekt übernehmen zehn Schüler einer Sekundarstufe II für zwei Jahre die Patenschaft für Grundschüler mit schwerem sozialem Hintergrund. Sie arbeiten als eine Art Tutor und begleiten die kleineren Schüler in ihrem Schulalltag. Gleichzeitig erwerben aber auch die „Paten“ soziale Kompetenz. Das kostet für drei Jahre 5.400 Euro. Ulrich Nickel kann nicht nur gut mit Menschen umgehen, sondern auch mit Zahlen. Bevor er ein BWL-Studium absolvierte, schloss er seine Ausbildung beim Steuerberater ab. Die Buchhaltung für sein Unternehmen macht er selber. „Das ist mein Steckenpferd und so habe ich die Zahlen stets im Blick“, sagt er. Die Zahlen im Blick hat Ulrich Nickel auch beim NWO (Verband Nordrhein-Westfälischer Omnibusunternehmer e.V.), wo er sich im Vorstand als Schatzmeisters engagiert. Für ihn stand bereits mit 19 Jahren fest, dass er das Familienunternehmen übernehmen wird. Seine beiden älteren Brüder hatten damals andere Pläne. Das Unternehmen hat sich im Laufe der Jahre von einem Fuhrunternehmen zu einem Dienstleistungsunternehmen entwickelt. Zum Beispiel mischt die Firma Nickel bei Großveranstaltungen mit und übernimmt die komplette logistische Planung. „Wir haben uns im Laufe der Jahre qualitativ weiterentwickelt mit einem sehr jungen Fuhrpark und dienstleistungsorientieren Mitarbeitern“, erklärt Nickel. Alles in allem besteht der Fuhrpark des traditionsreichen Busunternehmens aus 60 Fahrzeugen. Insgesamt beschäftigt die Firma knapp über 100 Mitarbeiter. Nicht zu vergessen, 2001 übernahm das Unternehmen den Busbetrieb Reisedienst Wessels in Recklinghausen mit mittlerweile 30 Bussen und ca. 60 Mitarbeitern. Das Unternehmen wird komplett eigenständig geführt.

Reisedienst Nickel ist ein klassischer Mischbetrieb mit Schwerpunkt Linienverkehr. Eigene Konzessionen? Das kennt man im Ruhrgebiet gar nicht mehr, weil es die nicht mehr gibt, sagt Nickel. Er fährt seit Jahrzehnten als Subunternehmer für kommunale Betriebe. Qualität wird bei den Nickels generell groß geschrieben. Von Kostenwettbewerb hält er gar nichts: „Ich habe als Busunternehmer die Möglichkeit, entweder in den Kostenwettbewerb oder in den Qualitätswettbewerb zu gehen. Qualitätsführer kann ich nur werden und auch bleiben, wenn ich ständig an mir arbeite und nie stillstehe. Kostenführerschaft ist eine punktuelle Geschichte. Es wird immer jemanden geben, der die Leistungen noch günstiger erbringt, indem er vielleicht sogar unlautere Methoden anwendet, er seine Mitarbeiter untertariflich bezahlt o.ä.“ Doch auf die Art und Weise könne man sich langfristig nicht behaupten; schon gar nicht im Dienstleistungsbereich. Im produzierenden Gewerbe sei das vielleicht anders. „Wenn es mir hier zu teuer wird, gehe ich nach China und wenn es da zu teuer wird, gehe ich nach Taiwan usw.“

„Aber wir als Busunternehmer haben diese Möglichkeit nicht, wir kaufen den Diesel alle ungefähr gleich teuer ein und bei den Fahrzeugen gibt es auch keine mordsmäßigen Differenzen. Was die Löhne angeht, da haben wir eine Tarifebene, die eine Untergrenze darstellt. Und irgendwann werden alle dies beherzigen müssen, sonst kriegen wir keine vernünftigen Leute mehr“, gibt er zu verstehen. Auch seine Frau arbeitet im Betrieb mit. Sie macht die komplette Lohnabrechnung. Sie ist eigentlich Bauingenieurin mit Schwerpunkt Wasserwirtschaft. Sie hat früher mal Klärwerke entworfen.Wer die Stiftung Hans und Uli Nickel unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende tun und erhält eine Spendenbescheinigung. Die Bankverbindung lautet: Hans und Uli Nickel-Stiftung, IBAN DE73 4205 0001 0101 1717 81. Askin Bulut