Rund die Hälfte der E-Busse fährt dem trendweisenden „E-Bus-Radar“ von PwC zufolge, der bereits zum sechsten Mal erscheint, vor allem in drei Bundesländern. Allein in Nordrhein-Westfalen sind 382 Busse mit elektrifiziertem Antrieb unterwegs, weitere 292 in Hessen und noch einmal 228 in Hamburg. Auf den folgenden Plätzen rangieren der Studie zufolge Niedersachsen (193), Bayern (156), Berlin (149), Schleswig-Holstein (140) und Baden-Württemberg (119). In den übrigen acht Ländern werden insgesamt lediglich 225 Busse mit elektrifiziertem Antrieb eingesetzt. Auffällig ist laut PwC ein deutliches West-Ost-Gefälle: In größerem Umfang sind die E-Busse bislang vor allem im Westen Deutschlands und in Berlin unterwegs, die neuen Bundesländer sind weitgehend blank, wie auch Rheinland-Pfalz und das Saarland. Von den 1884 Bussen sind 145 Brennstoffzellenbusse, 85 Trolleybusse und nur 37 „Vollhybride“ mit externer Energiezufuhr, denn nur diese werden vom Ebus-Radar erfasst. Die beliebten Mildhybride der meisten Hersteller fallen also hier durchs Raster.
Fünf Hersteller stellen 80 Prozent der Busse
„Mit einem gemeinsamen Marktanteil von rund 80 Prozent teilen sich aktuell fünf Fahrzeughersteller den Großteil des Marktes“, so PwC-Mann Rohs. Marktführer ist wiederum Daimler Buses mit dem eCitaro (697 „elektrifizierte“ Busse), direkt gefolgt von Solaris mit 372 Bussen und VDL mit 199 Einheiten. MAN Truck and Bus folgt mit 119 Bussen und der einzige chinesische Hersteller BYD mit 76 Bussen.
Die drei Städte mit den meisten E-Bussen (Batterie- und Brennstoffzellenantrieb) waren - wie 2021 - Hamburg, Berlin und Köln direkt gefolgt von Wiesbaden, dass seine bisherige Doppelstrategie mit Elektro und Wasserstoff allerdings gerade revidiert hat. Diese vier Städte und Regionen vereinen 627 Busse auf sich, alle anderen Städte und Kreise kommen auf 531 Busse.
Neu im Top-20-Ranking sind Nürnberg, Hannover und der Landkreis Ludwigslust-Parchim. „Dass jedes Jahr neue Städte im Top-20-Ranking auftauchen, zeigt die zunehmend größere geografische Verbreitung“, sagte der PwC-Mobilitätsexperte Maximilian Rohs. Das Beispiel Ludwigslust-Parchim zeige außerdem, dass die Dekarbonisierung nicht nur eine Aufgabe für große Städte sei. „Wir leben im Jahrzehnt des E-Busses und diese werden schon bald deutschlandweit das Bild des ÖPNV als Vorreiter in Sachen Umwelt- und Klimaschutz bereichern.“
Beim Thema Wasserstoffbusse wächst die Dynamik ebenfalls deutlich, wenn auch auf niedrigem Niveau: die meisten H2-Busse laufen derzeit in der Region Köln bei RVK (72) und dem benachbarten Wuppertal (20), Frankfurt mit Höchst (21) und Düren (5).
Bis 2030 sollen es 6.600 elektrisch angetriebene Busse werden
Bis Mitte des Jahrzehnts sei laut PwC bislang die Anschaffung von rund 3.900 weiteren rein elektrisch angetriebenen Bussen geplant, davon mehr als 500 mit Brennstoffzellen-, also Wasserstoffantrieb. Bis zum Jahr 2030 sind derzeit Planungen für die Anschaffung von mehr als 6.600 weiteren elektrisch angetriebenen Bussen bekannt. Somit wären im Jahr 2030 rund 8.500 E-Busse mit rein elektrischem Antrieb auf deutschen Straßen im Einsatz. Vorreiter seien dabei Berlin mit rund 1.520 Bussen und Hamburg mit 1.517 Bussen. Dort konnten letzte Woche sowohl MAN als auch Daimler Buses große Auftragslose verkünden. PwC sieht immer noch den Trend zum Overnight-Depot-Charging mit 69 Prozent als marktführend, obwohl spätestens 2024 auch Daimler und MAN mit Pantographen starten, was diese bisherige Relation drehen könnte. „In den kommenden Jahren werden insbesondere die Aspekte Standardisierung, Daten und Recycling im Fokus stehen. Zunehmend rückt dabei auch die Dekarbonisierung des Regionalverkehrs in den Fokus“, so Rohs. Erste Klasse 2 Busse gibt es bereits von VDL, Solaris und Van Hool, MAN will 2024 nachziehen und Daimler spätestens 2026 mit dem neuen Setra 500 LE, der gerade der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Trotz neuer Förderung steht die Elektrifizierung noch am Anfang
Doch trotz steigender Zahlen warnte Rohs vor allzu großem Optimismus: „Angesichts der Größe des Gesamtmarktes ist festzustellen, dass die Umstellung auf elektrische Antriebe im öffentlichen Nahverkehr noch am Anfang steht. Aktuell machen Plug-In-Hybrid- und Elektrobusse rund 3,5 Prozent der gesamten ÖPNV-Busflotte aus. Bezogen auf die von der CVD erfassten relevanten Stadtbusse beträgt der Anteil sogar 5,4 Prozent,“ so der Experte Rohs. Und noch ein anderes Thema spricht Rohs an: „Der gebremste Anstieg des Wachstums verdeutlicht aber auch den weiterhin hohen Förderbedarf.“ Der dritte Förderaufruf des BMDV aus der aktuellen Ebusförderung mit nochmals rund 400 Mio. Euro im Topf geht fast zeitgleich mit Elekbu und Ebus-Radar an den Start und soll diesmal deutlich besser auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ausgelegt sein.