Die 2014, also ziemlich spät erst, der Multi-Class zugefügten drei Low Entry-Modelle mit dem für die Marke denkbar untypischen Zusatz „business“ mit kleinem „B“, erwies sich im stark standardisierten Ausschreibungsgeschäft als derart erfolgreich, dass er zeitweise schon drauf und dran war, seinen teuren Bruder Mercedes Citaro LE zu kannibalisieren. Eine Schönheit war das Trio von Anfang an leider nicht, zudem fehlte dank der alten Elektronikplattform einiges an Technik, die heute selbstverständlich ist.

Also kreierte man auf Basis des Mercedes Intouro, der als Hochbodenwagen deutlich mehr in Richtung Landstraße und Autobahn schielt, wieder eine Kombination aus Niederflur-Vorderwagen und Hochboden Hecklandschaft mit bester Aussicht. Die besondere Herausforderung für Stefan Handt, seit fünf Jahren für das Daimler Buses Design zuständig, war es dabei, die beiden Bereiche formschön zu verbinden. Er entschied sich für die „optische Geste“, die mit einem abgerundeten Designelement hinter der Tür 2 einhergeht, das allerdings etwas unverbunden für sich steht. Das Gesamtdesign ist durchaus ansprechend und stimmig ins neue Setra-Familiengesicht eingepasst – allein das Heck ist für unseren Geschmack einen Hauch zu sachlich ausgefallen.

 

Das sehr sachlich ausgefallene Heck des neuen Setra.                                    Foto: Daimler Buses

 

Auch ein kurzer Zweiachser im Programm

Neu ist auch das Modell-Line-up: statt wie bisher zwei Zweiachser (12,2 m und 51 Sitze sowie 12,9 m und 55 Sitze) und ein langer Dreiachser (14,5 m und max. 63 Sitze) gibt es jetzt auch noch einen kurzen Zweiachser S 510 LE mit 10,5 m und bis zu 39 Sitzen und einem kleinen Wendekreis von 17,3 m. Alle Modelle gibt es mit dritter Tür im Heck und erstmals mit einer besonders breiten, doppelflügeligen  Tür 1, die dank Klapprampe und flexiblen Einbaumöglichkeiten sogar Rollstühlen den Einstieg vorn ermöglichen!

 

Beim Antrieb bleibt vorerst weitgehend alles beim Alten, die Zweiachser werden vom bekannten OM 936 angetrieben (299 und 354 PS), der Dreiachser wird immer vom größeren OM 470 mit 394 PS befeuert. Intelligentes Bordnetzmanagement ist immer an Bord, das schon sattsam bekannte Hybridmodul nur auf Wunsch – rein elektrisch soll der erste Setra dann 2025/26 angtrieben werden. Getriebeseitig bleibt Setra für die Zweiachser bei der vollen Palette von vier Getriebevarianten inklusive Schaltgetriebe, die Dreiachser werden nur automatisiert geschaltet oder mit dem ZF Ecolife 2 gepaart.

Das hauseigene Powershift8 Getriebe sollte hier aber die erste Wahl sein, denn es lässt sich erstmals mit dem in den Reisebussen vorgestellten neuen PPC2 kombinieren. Überhaupt bietet der Setra alles an elektronischen Helferlein, die das Konzernregal hergibt – bis auf ABA5, das wiederum im Intouro Premiere feierte. Aber mit dem Preventive Brake Assist aus den Stadtbussen ist laut Setra der „weltweit erste aktiven Bremsassistenten für spezialisierte Linienbusse“ optional ab Frühjahr 2024 an Bord. Mit von der Partie sind das neue 360 Grad Kamerasystem ebenso wie Side Guard Assist und die elektronische Parkbremse mit automatischer Aktivierung beim Verlassen des Sitzes. Das wird der Fahrer auch aber auch gar nicht wollen, hat er doch die Wahl zwischen drei (!) verschiedenen Cockpits - eines davon voll VDV-angepasst. Die Voraussetzungen für eine Fortsetzung einer echten Erfolgsstory stehen also mehr als gut.

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Drei verschiedene Cockpits bietet Daimler für den Setra an: vom VDV-Arbeitsplatz bis zum reinen Überlandcockpit.

Foto: Daimler Buses