„Das deutsche Bus-Gewerbe wird zu Grabe getragen – das liest man derzeit öfter auf Plakaten, die bei Bus-Demos für den Erhalt des Busgewerbes hochgehalten werden. In den Social-Media-Kanälen wird diese Meinung zudem fleißig verbreitet. De facto liest es sich wie ein Abgesang auf eine ganze Branche und hört sich an wie „Serengeti darf nicht sterben“. Die öffentlichen Auftritte von Bustouristikern in den letzten Wochen ließen genau diesen Eindruck zu.

Doch welche Botschaft steckt konkret dahinter und welche Botschaft will man denn nun eigentlich in die Öffentlichkeit tragen? Die Lage ist dramatisch, ja! Die Branche ist in ihrer Existenz bedroht und es wird zu einer Pleitewelle kommen. Die Freiheit des Reisens ist bedroht und die Busunternehmer haben zweifelsohne sehr viel Geld in neue Technologien gesteckt. Aber kann man denn wahrhaftig mit diesen Argumenten das Interesse der Menschen für die Bustouristik wecken?

 Jeden Tag lesen und hören die Menschen, dass Millionen Deutsche in ihrer Existenz bedroht und fast alle Wirtschaftszweige ausnahmslos massiv betroffen sind. Alle leiden, alle sind in ihrer Existenz bedroht und alle stellen berechtigte Forderungen an den Staat. Aber wo bitteschön liegt denn nun der Unterschied des Busgewerbes gegenüber anderen Branchen? Was also macht es besonders dringlich, das Busgewerbe zu unterstützen? Jede Branche muss dafür sorgen, dass ihr Anliegen nicht nur von der Politik, sondern auch von der Öffentlichkeit wahrgenommen und mitgetragen wird.

Einfacher könnte es die Busbranche derzeit gar nicht haben, wo es bis vor wenigen Wochen in der öffentlichen Diskussion vor allem um den Klimawandel ging. Wir alle in der Busbranche wissen doch, dass der Bus das mit Abstand umweltfreundlichste Verkehrsmittel ist – der wichtigste Baustein für Mobilitätskonzepte in der Zukunft. Nur die Bustouristiker, die an die Öffentlichkeit gehen, sagen es kaum hörbar, treten so leise auf! Warum? Ist schon die Tatsache, überhaupt interviewt zu werden, die öffentliche Aufwertung schlechthin, endlich mal was sagen zu dürfen?

 

Reisebus als Fackelträger

Wenn ich das in der Öffentlichkeit nicht klar benenne, muss ich mich auch nicht wundern, dass ich mich irgendwo hinten in den Klagekanon einreihen muss und nicht weiter auffalle. Also – tue Gutes und sprich drüber! Vielleicht auch mit denjenigen, denen gar nicht klar ist, welche Partner sie haben könnten, politische Parteien wie die Grünen, die ihrerseits noch längst nicht begriffen haben und sich immer schon schwertun, den Bus als umweltfreundlichstes Verkehrsmittel zu begreifen. Die sind aber gerade in der Findungsphase, wollen im Herbst eine Wahl gewinnen, stehen derzeit nicht sonderlich gut da und hätten allen Grund, Themen aufzumachen.

Anstatt mit diesen Argumenten deutlich und unüberhörbar an die Öffentlichkeit zu gehen, überlässt die ganze Branche es Dritten, Demos zu organisieren. Wenn Firmen wie Hanse Mondial oder City Tours Europe mit kruden Wanderliedern, die die Freiheit des Reisens in Europa beschwören, mit Bezügen zum Weltgebetstag des Heiligen Vaters und dem Reisebus als Fackelträger der Hoffnung für ein vereintes Europa für eine Busdemo werben, dann frage ich mich, ob irgendjemand in der Busbranche eigentlich die massive Bedrohung eines ganzen Berufsstands nach außen tragen kann.

Ausgerechnet Unternehmen, die ein großes Interesse haben, für unverschämt niedrige Tagessätze Busse anzumieten, schwingen sich zum Retter auf. Und die Busunternehmen und fast alle Verbände lassen das zu! Um überzeugend und wirkungsvoll etwas zu erreichen, muss in der Politik immer auf mehreren Ebenen agiert werden. Der BDO ist zwar in Verhandlungen aber das wird ganz sicher nicht reichen, wenn es keinen Druck in der Öffentlichkeit gibt. Ängstlich fordert die GBK alle Mitglieder auf, die Füße still zu halten.

 

Bei so viel Chaos im Vorfeld ist jeder verantwortliche Politiker fein raus!

An Stelle von Verkehrsminister Scheuer würde ich die Verhandlungen nicht wirklich ernst nehmen, einfach nur abwarten, bis es sich beruhigt. Läuft doch prima, die drei Verbände sind wie immer uneins, eins zwei Landesverbände machen mal `ne Busdemo, die es kaum in die Nachrichten schaffen, Dritte wie Hanse Mondial schwingen sich zum Sprecher der Branche auf, organisieren mit kindischen, unprofessionellen Parolen eine Demo, die dann abgesagt wird, von der sich die Verbände auch noch ungefragt distanzieren, weil man angeblich nicht zwischen Krawallmachern und den Guten unterscheiden könne. Bei so viel Chaos im Vorfeld ist jeder verantwortliche Politiker fein raus!

Am morgigen Donnerstag (14. Mai) sollen dann 50 Busse brav durch Berlin rollen. Ich bin natürlich dabei und hoffe, dass ich mich für einige Slogans nicht fremdschämen muss!

Klare Worte sind am Ende ganz einfach: Wir brauchen Unterstützung für das mit Abstand umweltfreundlichste Verkehrsmittel, die klimafreundlichste Art zu reisen, eine mobile Zukunft unserer Kinder – deshalb brauchen wir den Bus und die Unternehmen, die das am Laufen halten, auch morgen! Ohne Bus geht es nicht, helfen Sie mit, unterstützen Sie uns!“

                                                                                                                                                              Wolfram Goslich