Zur Sache, Herr Bobleter!

Marco Hörmann, Geschäftsführer des Reisebusunternehmens Karlheinz Hörmann und Söhne GmbH in Hamburg, und Werner Bobleter haben Ende 2017 den Omnibushandel Hamburg, einen Gebrauchtbushandel, auf die Beine gestellt. Ihr Motto lautet „vertrauensvoll, verlässlich und fair.“ Marco Hörmann ist seit 1998 als Geschäftsführer des traditionsreichen Busunternehmens in Hamburg tätig und führt das Unternehmen in dritter Generation zusammen mit seiner Schwester Britta Hörmann.

Werner Bobleter ist seit über 30 Jahren in der Omnibus-Branche tätig, davon 27 Jahre bei dem Bushersteller Evobus in Hamburg, vier Jahre bei einem großen privaten Reisebusunternehmen als Betriebsleiter und drei Jahre als Niederlassungsleiter bei der Firma Autokraft in Schleswig-Holstein. Seit 01. Juni 2017 leitet Bobleter bei der Firma Hörmann das Gebrauchtbusgeschäft. Bus Blickpunkt sprach mit dem erfahrenen Branchenkenner Bobleter über den Gebrauchtbushandel in Zeiten der Dieseldebatte, Einfahrverbote und alternativer Antriebstechniken.

Herr Bobleter, Sie haben im vergangenen Jahr gemeinsam mit Marco Hörmann einen Gebrauchtbushandel aufgezogen. Was hat Sie dazu bewogen und warum jetzt, wo doch so viel über Diesel-Einfahrverbote, Umweltzonen & Co. debattiert wird?

Wenn man sich immer fragt „ist das der richtige Zeitpunkt“, dann wird man sich nie verändern und etwas unternehmen. Es wird immer irgendwelche Vorgaben geben, die uns das Leben schwer machen und unsere Geschäfte in Frage stellen. Für uns hat sich die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt nie gestellt. Es hat sich durch gewisse Umstände so ergeben. Außerdem kommt hinzu, dass der Gebrauchtbushandel für die Firma Hörmann nichts Neues ist. In der Vergangenheit hat Karlheinz Hörmann den Gebrauchtbushandel aktiv betrieben. Im Laufe der Jahre ist dieses Geschäftsfeld aber immer mehr in den Hintergrund gerückt und letztlich „eigeschlafen“. Und im September vergangenen Jahres haben Marco Hörmann und ich uns dazu entschlossen, es wieder ins Leben zu erwecken. 

Welchen Einfluss hat die Dieseldebatte auf den Gebrauchtbushandel?

Durch die Dieseldebatte ist der Gebrauchtbushandel sogar mehr gefragt, als der Neuwagenmarkt. Das liegt daran, dass viele Unternehmer verunsichert sind und große Investitionen scheuen. Stattdessen kaufen sie lieber einen Gebrauchtbus für 80.000 oder 100.000 Euro und warten noch weitere zwei Jahre ab, was passiert.

Ist Ihr Geschäft gut angelaufen?

Wir sind auf einem guten Weg, aber noch lange nicht da, wo wir hinwollen. Es braucht immer etwas Zeit ein Geschäft auf sichere Säulen zu stellen.

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus und wie groß ist Ihr Gebrauchtbusbestand?

Wir sind gerade einmal im September 2017 gestartet und haben bis heute schon einige Fahrzeuge verkaufen können. Im Moment haben wir fünf Fahrzeuge in unserem Bestand. Wir verkaufen Fahrzeuge, die nicht älter als zehn Jahre sind, dadurch haben sie natürlich einen hohen Wert. Unser Bestreben ist es, den Bestand an gebrauchten Bussen übersichtlich zu halten. Der Hintergrund dafür ist ganz einfach: Die Fahrzeuge sollen nur wenige Tage auf unserem Betriebshof verweilen. Wir sind breit aufgestellt und flexibel. Unser Fahrzeugportfolio umfasst Linien,- Reise,- Überland- und Kleinbusse.

Wie ist derzeit die Nachfrage nach gebrauchten Bussen?

Wir merken, dass das Geschäft im Moment im Linienbereich stärker ist. Das hat unter anderem damit zu tun, dass sehr viele Ausschreibungen im Gange sind.

Könnten Sie das bitte erläutern?

Momentan sieht es ja im ÖPNV-Bereich eher so aus, dass mehrheitlich große Anbieter beziehungsweise Konzerne die Ausschreibungen gewinnen und die alteingesessenen Unternehmen vom Thron stoßen. Diese Linien versuchen die Gewinner dann, mit Subunternehmern günstig zu betreiben. In den neuen Verkehrsverträgen werden exakte Vorgaben zu den einzusetzenden Fahrzeugen gemacht. In Zuge dessen werden natürlich nicht nur Neufahrzeuge beschafft, sondern teils auch gebrauchte Busse. Auf Basis einer Mischkalkulation wird festgelegt, wie viele Neu- und Gebrauchtfahrzeuge angeschafft werden sollen. Dadurch entsteht auf dem Gebrauchtbusmarkt eine hohe Nachfrage nach Linienfahrzeugen. Das hat dann im Umkehrschluss zu Folge, dass die Nachfrage höher ist als das Angebot.

Und die Crux an der Sache ist?

Das Gebrauchtbusgeschäft ist ein Saisongeschäft. Das bedeutet, es gibt keine Garantie dafür, dass die derzeitige Entwicklung auch nächstes Jahr vorzufinden ist. Als Gebrauchtbushändler muss man den Markt stets beobachten und genau hinsehen, was gebraucht wird. Man muss die Bedürfnisse der Kunden kennen. Unter dieser Prämisse treffen wir die Entscheidung zur Beschaffung unserer gebrauchten Fahrzeuge. Wir müssen aufpassen, dass wir durch die guten Geschäfte, die wir in den vergangenen Monaten getätigt haben, nicht in Euphorie verfallen und mehr Fahrzeuge einkaufen, als wir hinterher verkaufen können.

Wie sieht die Nachfrage bei Reisebussen aus?

Reisebusse, die sechs bis acht Jahre alt sind, müssen viele Sitzplätze aufweisen, nur dann kann man sie verkaufen. Vier- oder Fünf-Sterne-Busse, die mit maximal 44 Sitzplätzen ausgestattet sind, sind für den Gebrauchtbusmarkt nicht interessant. Gebrauchte Reisebusse kommen meistens im Gelegenheitsverkehr und bei Transferfahrten zum Einsatz. Daher bevorzugen die Kunden Fahrzeuge mit über 50 Sitzplätzen.

Aus welchen Ländern ist die Nachfrage nach Gebrauchtbussen am stärksten?

Wir haben schon Fahrzeuge nach Deutschland, Italien, Serbien, Österreich und in die Schweiz verkauft. Aber die meisten Anfragen hatten wir aus Deutschland.

Wie skeptisch sind Ihre Kunden gegenüber Fahrzeugen aus zweiter Hand wirklich?

Der Kunde ist immer skeptisch, auch bei einem Neuwagenkauf. Wir lassen die gebrauchten Fahrzeuge von unserer eigenen Werkstatt prüfen und wer Firma Hörmann kennt, der weiß, dass unsere eigenen Fahrzeuge immer gut gewartet werden und in einem sehr guten Zustand sind. Den Anspruch, den wir an unsere eigenen Fahrzeuge haben, haben wir auch an die Fahrzeuge, die wir verkaufen.

Wann herrscht eigentlich Hochkonjunktur im Gebrauchtbussegment?

In der Regel sind die Monate Januar und Februar sehr belebt. Dann fangen die Kunden an, sich nach Fahrzeugen umzuschauen. In diesen zwei Monaten hatten wir sehr viel zu tun.

Lohnt sich eigentlich der Handel mit Gebrauchtbussen für Sie?

Der Gebrauchtbushandel ist für uns ein zusätzliches Standbein. Die Margen sind zwar nicht hoch, aber wenn man vergleicht, mit welchen Margen andere Unternehmen arbeiten, dann lohnt es sich allemal. Man muss dabei den Aufwand gegenrechnen: Wie viel Aufwand habe ich und wie viel Marge bleibt am Ende übrig? Ich denke, egal was man macht, man muss es mit Spaß und Leidenschaft tun, dann kommt immer etwas Positives dabei heraus.

Wie sehen die Herausforderungen in diesem Segment aus? Und wie gehen Sie damit um?

Die Herausforderung besteht darin, sich positiv aus der Menge der Gebrauchtbushändler hervorzuheben. Das Vertrauen des Kunden zu gewinnen beispielweise gehört zu den größten Herausforderungen. Die Seriosität ist ein wichtiges Thema. Man darf die Kunden nicht nerven und unter Druck setzen, wie es leider oft vorkommt in diesem Geschäft. Dadurch sind viele Kunden verunsichert. Die Firma Hörmann ist bereits seit 85 Jahren Reisebusunternehmen, dadurch können wir den Gebrauchtbuskunden auf Augenhöhe begegnen und durch eigene Erfahrung und Marktbeobachtung unseres Reisebusunternehmens gezielt den Bedarf des Gebrauchtbusmarktes ermitteln.

Worauf müssen Sie sich als Gebrauchtbushändler künftig einstellen?

Wir müssen den Markt beobachten und schauen, welche Fahrzeuge für den Gebrauchtbusmarkt interessant sind. Auch der Anspruch im Ausland hat sich, was Gebrauchtfahrzeuge angeht, geändert. Hier wird, ebenso wie in Deutschland, vermehrt nach schadstoffarmen und eher jüngeren Fahrzeugen gefragt.

Ist ein Gebrauchtbusmarkt für Elektrobusse oder andere Fahrzeuge mit alternativen Antriebstechniken in naher Zukunft denkbar?

Warum sollte sich ein E-Bus nicht auch so entwickeln wie ein Dieselbus oder ein Benziner? Die Technik entwickelt sich ja immer weiter, also warum sollte man einen E-Bus nicht nach sechs bis acht Jahren auf dem Gebrauchtbusmarkt veräußern können? Der Unternehmer kann dann zwischen verschiedenen Technologien auswählen. Die Frage ist doch immer, wofür, für welchen Zweck, für welchen Markt brauche ich das Fahrzeug.

(Das Gespräch führte: Askin Bulut)