Man könne wirklich tolle Museen besuchen oder innerhalb einer halben Stunde drei Opernhäuser erreichen. Genauso gut könne man sich aber auch aufs Rad schwingen und auf alten Bahntrassen insgesamt 700 Kilometer autofrei Fahrrad fahren. „Das ist einfach spektakulär. Wir haben unterschiedliche Landschaften, im Süden das Ruhrtal, wo es hügelig wird, und im Norden die Kirchheller Heide, wo es total flach ist.“

Wenn man Biermann über das Ruhrgebiet reden hört, könnte man meinen, er ist ein „waschechter Ruhrpöttler“. Dabei kommt der 52-Jährige ursprünglich aus Stuttgart. In Trier hat er Geografie und Betriebswirtschaft, jeweils mit Schwerpunkt Tourismus, sowie Kunstgeschichte studiert und parallel als wissenschaftliche Hilfskraft am Europäischen Tourismus Institut gearbeitet. 1994 trat er seine erste Stelle als Leiter des Tourismusamtes der Stadt Saarburg an. Drei Jahre später, 1997, führte ihn seine berufliche Laufbahn schließlich ins Ruhrgebiet und er wurde zunächst Geschäftsführer von Tourismus und Marketing Oberhausen.

Seit er 2008 Geschäftsführer von Ruhr Tourismus geworden ist, hat sich einiges geändert. Während man sich zunächst auf die Vermarktung der Europäischen Kulturhauptstadt „Ruhr.2010“ konzentrierte, begann man schließlich 2011 gemeinsam mit den Städten in der Region erstmals damit, eine längerfristig ausgerichtete, touristische Marketingstrategie zu entwickeln. „Parallel dazu haben wir dann auch weitere Netzwerkmarken, wie die Ruhr Kunst Museen, die Ruhr Bühnen und die Römer-Lipp-Route aufgebaut“, berichtet Axel Biermann.

Die Region habe nach wie vor allerdings ein schwieriges Image. Man wisse, dass man Reiseanlässe schaffen müsse und habe das Eventmarketing stark weiterentwickelt. „Wir sind eben nicht Neuschwanstein“, merkt er weiter an. „Das ist eine große Herausforderung. Aber unser Ziel ist es, die Imageproblematik in den nächsten Jahren noch weiter abzubauen.“

Was war Ihr Traumberuf als Kind?
Als Kind wollte ich eigentlich immer Pilot werden.

Was haben Sie in der Schule für das Leben gelernt?
In der Schule habe ich unter anderem gelernt, dass man mit Argumenten Menschen überzeugen und für sich gewinnen kann.

Was war das größte schulische Drama für Sie?
Die mündliche Abiturprüfung in Französisch.

Haben Sie als Schüler gemogelt?
Klar, im Rahmen des Machbaren. Aber immer unter großer Anspannung und mit schlechtem Gewissen.

Ihr Lieblingsfach in der Schule?
Mein Lieblingsfach in der Schule war Erdkunde.

Auf welche außerschulische Lei-stung sind Sie besonders stolz?
Noch heute bin ich irgendwie stolz darauf, dass ich als ca. zehnjähriger Junge eine 90 Kilometer lange Radtour durch die topographisch anspruchsvolle Umgebung Stuttgarts unternommen habe.

Wer hat Sie am meisten gefördert?
Das war mein Patenonkel, da mein Vater verstorben ist als ich fünf Jahre alt war.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
An meiner Arbeit gefällt mir vor allem, dass man immer neue, interessante Menschen aus unterschiedlichsten Lebens- und Arbeitsbereichen kennenlernt.

Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bezeichnen?
Die kontinuierliche positive Weiterentwicklung von Ruhr Tourismus nach der bereits sehr erfolgreichen Vermarktung der europäischen Kulturhauptstadt „Ruhr.2010“.

Ihr erstes Bewerbungsgespräch: woran erinnern Sie sich noch?
Mir ist vor allem in Erinnerung geblieben, dass mir damals etwa 24 Personen gegenüber saßen.

Wie halten Sie sich fit?
Im Sommer: Mountainbiking ohne Motor. Im Winter: Sauna und Joggen. Ganzjährig: Fitnessstudio.

Welche Dinge verbinden Sie mit dem Wort Omnibus?
Privat: Klassenfahrten mit den begehrtesten Plätzen in der letzten Reihe. Ich fahre heute noch regelmäßig mit dem Bus durch die Nacht in den Skiurlaub. Beruflich steht der Omnibus für eine wichtige Branche im Tourismus mit vielen sympathischen Menschen, die dort arbeiten.

Wo haben Sie Ihren letzten Urlaub verbracht?
Meinen letzten Urlaub habe ich in Südfrankreich verbracht.

Welches sind die drei wichtigsten Gründe für Erfolg im Leben?
Freude am eigenen Tun. Lieber 4:3 gewinnen zu wollen als 1:0. Um die Ecke denken können.

Was sind die drei wichtigsten Tugenden eines Vorgesetzten?
Begeistern können. Kritikfähig sein. Verlässlich sein.

Wer ist für Sie ein persönliches Vorbild?
Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt.

Wann bereitet Ihnen Ihre Berufstätigkeit Bauchschmerzen?
Wenn Arbeitsdruck und Termindichte keine sorgfältige Vorbereitung mehr zulassen.

Was macht Ihnen Angst?
Ein wenig Angst bereitet mir, dass wir keine respektvolle Diskussionskultur in der Gesellschaft mehr haben.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Ihren Mitarbeitern am meisten?
Motivation, Engagement, Solidarität untereinander, Zuverlässigkeit und die Identifikation mit der Firma.

Welche persönliche Freiheit vermissen Sie am meisten?
Die Möglichkeit, kurzfristig und spontan mal für ein paar Tage „wegfahren“ zu können.

Wem möchten Sie gerne mal die Meinung sagen?
Ich überzeuge lieber als jemandem die Meinung „zu geigen“.

Ihre größte Tugend?
Begeisterungsfähigkeit.

Ihr größtes Laster?
Ein gewisser Grad an Gutgläubigkeit, der mit dem Grad an Begeisterungsfähigkeit eng korrespondiert.

Ihr Lieblingsfilm?
Ich finde, es gibt natürlich eine ganze Menge an herausragenden Filmen. In diese Kategorie fällt „Staatsfeind Nr.1“. Brandaktuelles Thema und der Film hat schon 20 Jahre auf dem Buckel.

Ihr Lieblingsbuch?
Auch da gibt es nicht nur eins. Aber besonders lesenswert: „Die weiße Löwin“ von Henning Mankell. Dabei handelt es sich um einen spannenden Thriller mit zeitgeschichtlichem Bezug.

Ihr Lieblingslied von den Beatles?
Ich mag das Lied „Michelle“ von den Beatles sehr gerne.

Welches Ziel möchten Sie unbedingt noch erreichen?
Für die Bürger im Ruhrgebiet  soll es zu einer Selbstverständlichkeit werden, dass Touristen in großer Zahl in ihre Region kommen, um sie zu entdecken.

(Das Gespräch führte  Askin Bulut)