Proterra Inc. und Proterra Operating Company Inc. befinden sich in den USA in einem freiwilligen Konkursverfahren nach Chapter 11 ­– eine gerichtlich überwachte Reorganisierung der Firmenfinanzen. Der in den USA bereits mit den Firmen Nova Bus und Prevost aktive, schwedische Volvo-Konzern wurde als erfolgreicher Bieter in einer Auktion für das Geschäft und die Vermögenswerte des Geschäftsbereichs „Proterra Powered“ zu einem Kaufpreis von 210 Mio. USD ausgewählt. Dabei geht es nicht um den Transit-Bereich, der seit 2004 Monocoque-Stadtbusse mit GfK Karosserien und Batterien im Boden fertigt und als Pionier einer Elektrobus-Technologie gelten kann, die später Ebusco, VDL und nun auch BYD in wesentlichen konzeptionellen Teilen kopiert haben. Die aktuelle fünfte Generation des 40 Fuß Buses heisst ZX5 und leistet mit seinem neuen Dual Motor in der Achse 322 PS und bis zu 738 Kilowattstunden Batteriekapazität. Denkbar wäre nun, dass Volvo sich den Markteintritt in den Bereich der modernen „Low Point of Gravity“ Elektrobusse sichern will, für den man völlig andere Batterien als bisher zumeist verwendet benötigt.

Die Transaktion zwischen „Proterra Inc.“ und der „Proterra Operating Company“ als Verkäufer und Volvo steht unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch das Konkursgericht in den USA. Darüber hinaus unterliegt der Abschluss der Transaktion, der für Anfang 2024 erwartet wird, der Fusionsgenehmigung und bestimmten anderen Bedingungen.

Zu den zu erwerbenden Vermögenswerten gehören ein Entwicklungszentrum für Batteriemodule und -packs in Kalifornien und eines der vier Batterie-Montagewerke (South Carolina). Mit dieser Akquisition will die Volvo Group ihren derzeitigen Fahrplan für batterieelektrische Fahrzeuge ergänzen und ihre künftige Entwicklung beschleunigen. Volvo hatte zu Beginn des Jahres 2023 eine Umstrukturierung seiner Tätigkeiten sowohl in Europa als auch in den USA verkündet. Proterra konnte trotz des Chapter 11-Verfahrens seinen Umsatz im ersten Quartal 2023 um rund 15 Prozent auf 85,7 Mio. US-Dollar erhöhen. Das seit November 2021 börsennotierte Unternehmen (All-time-high bei 11 USD Ende 2021) gilt seit September 2023 nurmehr als Pennystock.

 

Unternehmen soll weitergeführt werden

„Wir sind in das Chapter 11-Verfahren mit dem Ziel eingetreten, das Potenzial jeder unserer Produktlinien zu maximieren. Heute haben wir einen wichtigen Schritt in Richtung dieses Ziels für unseren Geschäftsbereich Proterra Powered gemacht", sagte Gareth Joyce, CEO von Proterra in einer eigenen Pressemitteilung. Wie es konkret mit der Zusammenarbeit mit Volvo vor allem in Europa weitergeht, kann Volvo auf Anfrage noch nicht näher spezifizieren, dazu sei es noch zu früh. Nur soviel: „Wir beabsichtigen, das Unternehmen als fortbestehendes Unternehmen (going concern) zu betreiben.“ Das kann vieles bedeuten ­– man darf gespannt sein. Immerhin sind Van Hool mit seinem Doppeldecker TDX25e und auch Isuzu Bus mit dem neuen City Volt 12 erste europäische Kunden von Proterra.