In der Straßengüterverkehrs- und Busbranche besteht ein gravierender Fahrpersonalmangel, der sich immer weiter verschärft. Bereits jetzt können teilweise Kundenanfragen im Straßengüter- und Personenverkehr nicht bedient werden und Fahrpläne von Verkehrsbetrieben werden ausgedünnt. Die Spitzenverbände der deutschen Bus- und Straßengütertransportbranchen, der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) e.V. und der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. fordern daher jetzt zügige Reformen zur Sicherstellung der Grundversorgung bei Lieferketten, Schüler-, Personennah- und -fernverkehren. Auch auf der am 27. September in Berlin stattfindenden Jahreshauptversammlung des bdo steht das Thema massiv im Fokus, zudem wurde ein siebenseitiges, gemeinsames Positionspapier veröffentlicht. Auf der zentralen einstündigen Podiumsdiskussion zum Thema nehmen Valentin Abel (FDP), MdB, Mitglied im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages, Richard Goebelt, Mitglied der Geschäftsleitung & Leiter des Geschäftsbereichs Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband e.V.,  Jens Pawlowski, Leiter Repräsentanz Berlin, Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V., Yvonne Hüneburg, stellv. Geschäftsführerin des WBO, Dirk Binding, Bereichsleiter Digitale Wirtschaft, Infrastruktur und Regionalpolitik bei der DIHK teil. 

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In der Busbranche fehlen aktuell bereits über 5.000 Busfahrer:innen, wie der bdo durch eine eigene Umfrage ermittelte. Durch die Differenz zwischen mangelnden Nachwuchskräften und den vielen altersbedingten Abgängen kommen jährlich nochmals über 10.000 offene Stellen hinzu. Durch die geplante und dringend nötige Verkehrswende in Deutschland wird sich der Fahrpersonalmangel im Busgewerbe damit bis 2030 auf insgesamt 76.000 fehlende Busfahrer:innen erhöhen. Im Straßengüterverkehr fehlen derzeit bereits mehr als 80.000 Lkw-Fahrer:innen. Für das Busgewerbe und den Straßengüterverkehr sei „jetzt ganz dringend Unterstützung seitens der Politik gefordert“, heißt es unisono bei den beiden Spitzenverbänden, die ihre Kräfte jetzt bündeln wollen.

Eine pauschale Lösung für das Problem des Fahrermangels gebe es laut bdo und BGL aber nicht. Vielmehr müssten „unterschiedliche Maßnahmen auf europäischer und nationaler Ebene kombiniert werden“. Die beiden Verbände bdo und BGL schlagen daher in einem gemeinsamen Lösungsansatz drei zentrale Maßnahmen vor, um unnötige bürokratische Hemmnisse schnell und effektiv abzubauen:

 

  • Die Berufskraftfahrerqualifikation in die Fahrausbildung integrieren (2-in-1), d. h. beide Ausbildungen zusammen unterrichten und prüfen. Dadurch wird die Ausbildung erheblich verkürzt und vergünstigt - ohne negative Auswirkungen auf die Ausbildungsqualität. Derzeit kostet ein Busführerschein noch gut 10.000 Euro.

  • Abnahme der Theorie- und Praxisprüfungen für Fahrausbildung sowie Berufskraftfahrerqualifikation auch durch qualifizierte Fahrschulen.

  • Zulassung von relevanten Fremdsprachen in der Prüfung, ggf. unter Hinzuziehung eines Dolmetschers.

bdo-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard erklärt zu dem drängenden Thema: „Der Fahrpersonalmangel stellt eine dramatische und komplexe Herausforderung dar, der sich nicht mit einem einzigen Mittel, sondern vielmehr nur mit einem Maßnahmenbündel begegnen lässt. Die Auswirkungen gefährden nicht nur die Lieferketten, sondern auch die bestehenden Angebote im Reise- und Schülerverkehr und darüber hinaus den geplanten Ausbau des ÖPNV. Der bdo sieht insbesondere die Integration der Berufskraftfahrerqualifikation in die Fahrausbildung als unerlässlich an. Der Berufszugang wäre durch die reduzierten Ausbildungskosten erleichtert und attraktiver, die Betriebe könnten mit ihren vorhandenen Mitteln mehr Personal ausbilden und die Berufskraftfahrer:innen wären schneller einsatzbereit.“

Prof. Dr. Dirk Engelhardt, BGL-Vorstandssprecher, ergänzte dazu: „Die alten Zöpfe müssen ab und der Beruf des Kraftfahrers muss wieder attraktiv werden – für junge wie alte Menschen, für Einheimische wie auch für Zuwanderer, auf die unsere Unternehmen nicht mehr verzichten können.“

Der bdo und der BGL sehen die vorgeschlagenen Maßnahmen – insbesondere die Integration der Berufskraftfahrerqualifikation in die Fahrausbildung – als „einen geeigneten und wirksamen Lösungsansatz, um den akuten Berufskraftfahrermangel eindämmen zu können“. Dazu müsse die Politik endlich wach werden und dem Fahrermangel entschlossen entgegentreten. Ansonsten könne „die Versorgung durch Güter- und Personenverkehr in Deutschland nicht mehr lange aufrechterhalten werden“. Das Thema dürfte uns noch eine ganze Weile begleiten und auch durch das "autonome Fahren" dereinst nur im Ansatz gelöst werden.