Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) braucht in den kommenden Jahren deutlich mehr Geld von Bund, Land und Kommunen. Von 2023 bis 2027 betrage der Finanzierungsbedarf knapp fünf Milliarden Euro, 1,6 Milliarden mehr als in den fünf Jahren zuvor, sagte Geschäftsführer Knut Ringat am Dienstag in Frankfurt. Um die Mobilitätswende zu erreichen, müssten mehr Fahrgäste auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Dazu sei ein besseres Angebot nötig, das Mehrkosten verursache. Hinzu kämen höhere Kosten vor allem für Energie und Personal. 

Die Folgen des Krieges in der Ukraine seien in den Zahlen noch nicht enthalten, sagte Ringat. Bei den Verkehrsunternehmen gebe es diesbezüglich Sorgen. Zugleich ist die Corona-Krise noch nicht

überwunden: Die Auslastung bei der S-Bahn Rhein-Main liege aktuell bei rund 70 Prozent im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. Die Nachfrage steige, ab wann sie sich erholt habe, könne aber niemand vorhersagen, sagte der RMV-Chef. Seine Preise wird der RMV wie angekündigt ab Juli zum zweiten Mal in diesem Jahr erhöhen, insgesamt dann im Schnitt um 5,4 Prozent.

Um Gelegenheitskunden enger zu binden, ist ab Januar 2023 ein neues Rabattangebot geplant. Die «Basiskarte» ermöglicht ähnlich einer Bahncard Rabatte auf Einzelfahrten und Tageskarten. Die genaue Ausgestaltung ist noch nicht klar, auch muss der RMV-Aufsichtsrat noch zustimmen. Die Stammkunden hätten dem Verbund in der Pandemie die Treue gehalten, sagte Ringat.

Eine neue Neuauflage der RMV-App soll ab Sommer bereitstehen. Kunden können damit auch andere Verkehrsmittel buchen und bezahlen, wie E-Scooter oder Leihfahrräder. Ab 2024 soll es möglich sein, mithilfe der App ohne Fahrkarte ein- und auszusteigen. Die Abrechnung erfolgt dann automatisch über das Smartphone. Eine ganz neue App mit dem Namen „RMV.Deutschland“ startet in wenigen Tagen, Anfang April: Mit ihr können Fahrkarten auch in anderen Verkehrsverbünden gekauft werden, beispielsweise in München.

Mehr Fahrten plant der RMV unter anderem auf der Odenwaldbahn und X-Bus-Linien. Weitere Kommunen beteiligen sich in diesem Jahr zudem am Ausbau des On-Demand-Angebots, der Landkreis Darmstadt-Dieburg sowie die Städte Hanau, Hofheim und Kelsterbach. In ihnen soll es dann ebenfalls Kleinbusse mit Fahrer geben, die auf Bedarf („on demand“) online oder telefonisch bestellt werden können. Ende des Jahres sollen dann noch 27 neue Wasserstoffzüge im Taunus in Betrieb gehen.

Weiter wird kräftig gebaut an der Schieneninfrastruktur im Rhein-Main-Gebiet, dies wird allerdings auch in diesem Jahr Fahrgäste stellenweise ausbremsen: Das gilt neben der S6 zwischen Frankfurt und Bad Vilbel – die dort eigene Gleise erhält - auch für die S7, da im Bereich Frankfurt-Stadion Bauarbeiten starten. Auch einige Regionalbahnlinien werden davon betroffen sein, kündigte der RMV an.