Gestreikt wird seit 2.30 Uhr in ganz Hessen, teilte die Gewerkschaft Verdi mit. Betroffen seien unter anderem Frankfurt, Fulda, Gießen, Darmstadt, Kassel und Gelnhausen.

Die Ausstände könnten auch am Mittwoch und Donnerstag weitergehen, sagte Verhandlungsführer Jochen Koppel. Er signalisierte aber zugleich Gesprächsbereitschaft mit dem Verhandlungspartner Landesverband Hessischer Omnibusunternehmer. „Wenn die Arbeitgeber signifikant nachbessern, brechen wir die Streiks ab.“

Bisher hätten die Arbeitgeber keine Ernsthaftigkeit gezeigt. „Sie lassen uns keine andere Wahl.“ Der Gewerkschaft seien „ein paar Brotkrümel“ hingeworfen worden, kritisierte Koppel mit Blick auf die jüngst ergebnislosen Verhandlungen.

Der Ausstand könnte die Fahrgäste dieses Mal härter treffen als bisherige Arbeitsniederlegungen, da Verdi nun auch Fahrer kleinerer Unternehmen zu Streiks aufrufen will. Schon Anfang November hatten rund 3.000 Fahrer den Busverkehr bei Warnstreiks in Städten wie Frankfurt, Kassel und Darmstadt teils lahmgelegt. An den erneuten Streiks sollen 3.500 Busfahrer teilnehmen, sagte Koppel.

Die Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft Traffiq stellt sich bereits auf Behinderungen ein. Sie geht davon aus, dass von Betriebsbeginn an der Großteil der 64 Frankfurter Buslinien bestreikt wird. Auch der Verkehrskonzern Heag rechnet wegen der neuerlichen Streiks mit zahlreichen Ausfällen bei vielen Stadtbuslinien in Darmstadt und einzelnen Buslinien im Landkreis Darmstadt-Dieburg sowie im Kreis Groß-Gerau.

Verdi verlangt für die rund 4.400 privaten Busfahrer kräftige Lohnsteigerungen sowie mehr bezahlte Pausen und Urlaub. So soll das Grundgehalt nach dem Willen der Gewerkschaft von 13,50 Euro auf 16,60 Euro die Stunde steigen. Der Landesverband Hessischer Omnibusunternehmer (LHO) hatte angeboten, den Ecklohn in den kommenden vier Jahren auf 15,60 Euro pro Stunde zu erhöhen. Die fünfte Verhandlungsrunde am vergangenen Donnerstag war ohne Ergebnis geblieben, da Verdi die Nachbesserung nicht genügte. Der LHO war am Montagnachmittag zunächst nicht für ein Statement zu erreichen.

„Wir sind mit diesem Angebot am Limit des Machbaren“, versichert LHO-Geschäftsführer Volker Tuchan, der den Verdi-Aufruf zu unbefristeten Streiks nicht nachvollziehen kann, in einer Pressemitteilung. In den zurückliegenden Gesprächen habe sich Verdi keinen Millimeter hin zu einer tragfähigen und finanzierbaren Lösung bewegt. „Die Gewerkschaft beharrt auf dem völlig überzogenen Forderungsvolumen von etwa 40 Prozent“, so Tuchan.

Dass es in den langlaufenden Verkehrsverträgen zwischen den öffentlichen Auftraggebern und den privaten Busunternehmen keine Spielräume gebe, die annähernd solche Kostenexplosionen ausgleichen, werde dabei ignoriert. Verdi wolle offenbar unbedingt streiken, um die Forderungen mit allen Mitteln durchzusetzen. Denn nicht anders sei es zu verstehen, dass die Gewerkschaftsvertreter in den bisherigen Gesprächen alle Vorschläge der Busunternehmer abblockten.

„Der Aufruf von Verdi zum Streik ist eine völlig unnötige Eskalation“, macht der LHO-Geschäftsführer deutlich. „Die angebotene schrittweise Erhöhung der Löhne für Busfahrerinnen und Busfahrer um 15,5 Prozent sind keine Brotkrümel, sondern eine finanzielle Größe, die ein privates Busunternehmen erstmal stemmen können muss! Darüberhinausgehende Steigerungen der Lohnkosten würden die Busunternehmen in Existenznöte bringen, sie müssten entweder Insolvenz gehen oder Verkehrsleistungen zurückgeben.“