Im Jahr 2018 übernahm er den Omnibus-Vertrieb West, Scania-Generalvertretung, in Willich/NRW. Dann kam die Corona-Krise. Von einer Sekunde zu anderen stand alles still – wie überall im Bussektor. Stillstand kennt Koschatzky aber nicht. Also, was tun?

Diese Frage beschäftigte ihn einen ganzen Abend lang. Die Antwort darauf kam quasi über Nacht, erzählt er. Er wachte am nächsten Morgen auf und die Idee war geboren: ein Bus als mobiler Dorfladen. Ziel: Die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln – vor allem in den strukturschwachen Gebieten im Kreis Viersen. Ärmel hochgekrempelt und los ging es:

Seine Idee präsentierte er zunächst dem Viersener Ordnungs-, Gewerbe- und Gesundheitsamt, die mit einer unbürokratischen Genehmigung die Freigabe erteilten. „Die Idee kam gut an“, erklärt Koschatzky. Dann baute er gemeinsam mit der Firma Boeckels Nutzfahrzeuge einen seiner Überlandlinienbusse zum Dorfladen um. Die Sitze wurden ausgebaut, der Innenraum komplett desinfiziert. „Jetzt bin ich mit Paletten und Aufbauboxen unterwegs“, sagt Koschatzky und lacht. „Der Bus ist voll. Die Ladung ist natürlich gesichert. Gemüse, H-Milch, Konserven, Ketchup, Majo, Toilettenpapier, Säfte usw. – alles, was man zurzeit braucht“, erzählt er. Waren, die gekühlt werden müssen, gibt es nicht.

Boeckels Nutzfahrzeuge habe den Bus kostenlos umgebaut, betont Koschatzky. „Wir haben mit unserem mobilen Dorfladen auch innerhalb der Branche viel Unterstützung erfahren“, sagt er überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Menschen. So habe die Firma Imagno Digital aus Krefeld die kostenlose Beklebung des Busses übernommen. Das Kempener Unternehmen Kaas Frischdienst und der Handelshof in Mönchengladbach versorgen ihn mit Lebensmitteln. Die Lebensmittel bekommt der Inhaber des Omnibus-Vertriebs West auf Kommission. „Was ich nicht verkaufe, geht wieder zurück“, beschreibt Koschatzky das Prinzip.

Zu den weiteren Unterstützern dieser Aktion zählt auch der Kraftverkehr Schwalmtal, der Frank Koschatzky eine Tankfüllung für den rollenden Dorfladen kostenlos zur Verfügung gestellt habe. Und das Busunternehmen Schelges stellt ihm drei Mal wöchentlich einen Busfahrer zur Verfügung. So kann auch Koschatzky zwischendurch mal verschnaufen, denn auch er sitzt regelmäßig am Steuer des rollenden Dorfladens – mit Handschuhen und Mundschutz. Eine Begleitperson ist auch immer mit an Bord. Während Koschatzky fährt und kassiert, kümmert sich die Begleitperson um die Kundschaft.

Auf die Hygienevorschriften wird peinlichst genau geachtet. Zum Einkaufen darf immer nur eine Person den Bus betreten. Sicherheitsabstand ist ein Muss. Jeder Einkäufer bringt zudem seine eigene Einkaufstasche mit. Tüten gibt es im mobilen Dorfladen nämlich nicht.

„An dieser Aktion verdiene ich nichts“, unterstreicht Koschatzky. „Ich möchte damit einfach Nachbarschaftshilfe leisten und für die Menschen, die aktuell nicht vor die Tür dürfen und vielleicht niemanden haben, der für sie einkaufen gehen kann, eine Möglichkeit schaffen, weiterhin mit allem Wichtigen versorgt zu werden“, so Koschatzky. Er fährt mit seinem Dorfladen vor allem die Orte an, wo viele ältere Menschen leben und nicht so gut zu Fuß sind. Auf seiner Route befinden sich auch zwei Seniorenresidenzen.

Für das Projekt richtete er eine Facebook-Seite unter dem Stichwort „Mobiler Dorfladen“ ein. Dort kann jeder den Streckenverlauf mit Angabe der Uhrzeiten einsehen.

Zur Person: Frank Koschatzky

Der gebürtige Stuttgarter begann 1985 seine berufliche Laufbahn mit einer kaufmännischen Lehre beim Möhringer Bushersteller Neoplan. Anschließend wurde er in den Bereichen Vertrieb und Marketing bei Neoplan Assistent von Volker Steimle und Hans-Joachim Pilz. Er absolvierte in dieser Zeit ein berufsbegleitendes BWL-Studium zum Betriebswirt. 1991 eröffnete Volker Steimle in Herrenberg ein Omnibus- Handelshaus, aus dem wenig später die Neoplan-Vertretung Südwest hervorging.

Frank Koschatzky wurde dort kaufmännischer Leiter, dann Verkäufer für Südbaden. 1995 verließ er Neoplan, da sein Vater schwer erkrankte und der Familienbetrieb, der Hochregal-Anlagen produzierte, weitergeführt werden musste. Nach einem Jahr, als der Vater zurückkehrte, orientierte er sich neu und nahm ein Angebot der Zeppelin Mobile Systeme als Verkaufsleiter für Rettungswagen in Offenburg an. 1998 kam ein Anruf eines Headhunters. Es ging um eine Position bei Scania. Das Angebot passte. Drei Jahre später, im August 2001, folgte er einem Vorschlag von Mercedes-Benz und wurde Verkaufsleiter Omnibusse für die Region West. 2010 übernahm Frank Koschatzky die Geschäftsführung von Evobus Polen. 2012 ging er aus privaten Gründen zurück nach Deutschland. Vor die Entscheidung gestellt, in unterschiedlichen Zentralbereichen zu arbeiten oder weiter im aktiven Busvertrieb tätig zu sein, entschied er sich für Letzteres. Frank Koschatzky wurde im Oktober 2012 Direktor Verkauf für Scania Busse in Deutschland und Österreich. 2018 hat er die Omnibus Vertrieb West GmbH, Scania Generalvertretung, in Willich übernommen.