Seit Juni seien sie mit weniger Gästen, Mindestabständen und Maskenpflicht in bestimmten Schiffsbereichen etwa wieder auf Rhein, Main, Mosel und Donau unterwegs, teilten die Anbieter Phoenix Reisen in Bonn und Nicko Cruises in Stuttgart. Manche der überwiegend älteren Stammgäste hätten allerdings zu viel Angst davor.

Dafür kämen neue Gästegruppen an Bord – womöglich teils aus Furcht vor Flügen in andere Länder oder mangels Ozean-Kreuzfahrt-Angeboten. Der Trend geht im Corona-Jahr 2020 zum Deutschland-Urlaub.

„Die Mehrzahl der Gäste freut sich, dass wir überlegt haben, wie sie hier zu einer sicheren Reise kommen“, sagte Nicko-Cruises-Sprecherin Sandra Huck. An Bord gebe es ein ausgeklügeltes Hygienekonzept. Dazu gehöre auch tägliches Fiebermessen mit einem kontaktlosen Gerät.

Phoenix-Reisen-Chef Benjamin Krumpen erklärte angesichts der um rund 30 Prozent gesenkten Auslastung der Schiffe seines Unternehmens: „Wir wollen unbedingt vermeiden, dass die Gäste wegen der Mindestabstände in zwei Schichten essen müssen. Sie haben jetzt alle feste Sitzplätze im Restaurant an Bord und können dahin kommen, wann sie wollen.“

Huck sagte, bei den ersten Nicko-Cruises-Touren im Juni habe es in zahlreichen Anlegestädten Freude und freundliche Begrüßungen gegeben, „dass wir wieder fahren“. Allerdings hatten verschiedene Bundesländer zunächst verschiedene Corona-Regelungen auch für Flusskreuzfahrten.

Bei der ersten Nicko-Cruises-Tour mit Start am 01. Juni in Passau nach Düsseldorf „durften wir noch nicht in Rheinland-Pfalz anlegen. Statt Koblenz haben wir in Königswinter (Nordrhein-Westfalen) angelegt und statt Cochem (Mosel) in Bonn“, berichtete die Sprecherin. Das hessische Rüdesheim sei seinerzeit kein Problem gewesen.

Die Branche hatte schon beim extremen Flussniedrigwasser im Hitzejahr 2018 schwer zu kämpfen gehabt. Die Fahrrinne des Mittelrheins bei Kaub zum Beispiel war zeitweise nur noch um die eineinhalb Meter tief – zu wenig für größere Schiffe. Phoenix-Reisen-Geschäftsführer Krumpen sagte jetzt allerdings: „Das lässt sich nicht vergleichen. Das Niedrigwasser war nur ein punktuelles Problem, da sind wir auf andere Flüsse ausgewichen, zum Beispiel auf die Mosel.“ Diese war wegen ihrer vielen Staustufen weniger vom Niedrigwasser betroffen.

Im Corona-Jahr 2020 befürchtet Krumpen nach eigenen Worten einen achtstelligen Verlust. „Wir haben auch fünf Hochseeschiffe. Die dürfen ja noch gar nicht fahren. Es ist also ein enorm schwieriges Jahr.“ 2019 habe das Unternehmen mit rund 120 Beschäftigten einen Umsatz von 410 Millionen Euro erzielt. Auch Nicko-Cruises-Sprecherin Huck sprach von einem „Verlustjahr 2020. Es geht ja gar nicht anders.“ Angaben zum Umsatz ihres Arbeitgebers mit rund 100 Mitarbeitern machte sie nicht. Beide Touristikunternehmen sind auf deutschen Flüssen nicht nur mit weniger Auslastung, sondern auch mit weniger Schiffen unterwegs. Immerhin steigt deren Zahl allmählich.

Jens Albes