Beides hat Sebastian Breu, der vor drei Jahren sein Busunternehmen Breu Touring GmbH & Co. KG im oberbayerischen Kolbermoor gegründet hat, allemal bewiesen. Ursprünglich hat er den Beruf des Heilerziehungspflegers gelernt. Für einen Mann, der einmal Familie gründen und diese auch ernähren möchte, habe es da aber kaum Zukunftsperspektiven gegeben, erklärt der 31-Jährige. Weil er in seiner Umorientierungsphase nicht untätig sein wollte, hat er mit dem Kleinbusfahren angefangen. „Das war eigentlich nur als Zwischenlösung gedacht. Aber dann habe ich gemerkt, dass mir das Fahren Spaß macht, und die großen Busse der Kollegen haben mich auch immer fasziniert“, erklärt der Jungunternehmer. Daraufhin hat er den Busführerschein gemacht und war für ein mittelständisches Busunternehmen in Bad Aibling tätig. „Ich bin dann alles Mögliche gefahren, Schulbus, Reiseausflüge, Linie“, berichtet er. Außerdem hat er eine Ausbildung zum Kraftverkehrsmeister und im Anschluss zum Verkehrsleiter absolviert.

Es sei schon von jeher sein Traum gewesen, sich selbständig zu machen und er habe schon immer gerne organisiert und Kontakt zu anderen Menschen gehabt. In Kolbermoor habe es zu diesem Zeitpunkt kein Busunternehmen mehr gegeben. „Da ich hier vor Ort auch durch Familie und Vereine recht bekannt bin, habe ich mir gedacht, dass das eigentlich meine Chance ist und das war es letztlich auch.“ Am 29. Oktober 2018 hat Sebastian Breu mit seinem Unternehmen sein dreijähriges Jubiläum gefeiert. In seinem Fuhrpark hat er inzwischen drei Fahrzeuge zur Personenbeförderung – einen Otokar Vectio T, einen Mercedes-Benz VIP Sprinter und einen Ford Transit. Unterstützung erhält er von seinem Vater, der ihm etwas von den Bürotätigkeiten abnimmt und seiner Lebensgefährtin, die bei der Buchhaltung hilft. Außerdem hat er vier Fahrer auf Minijob-Basis angestellt.

„Mir ist es vor allem wichtig, dass mein Unternehmen zu einer gesunden Firma wächst und dass die Fahrzeuggrößen optimal auf den Bedarf abgestimmt sind“, erklärt Breu. Außerdem habe er sich ursprünglich zum Ziel gesetzt, pro Jahr ein Fahrzeug anschaffen zu können. „Jetzt, nach drei Jahren, habe ich drei Fahrzeuge. Das hat bis jetzt ganz gut hingehauen.“ Mit der Auftragslage ist Breu absolut zufrieden. Die Anzahl der Anfragen habe seine Erwartungen sogar übertroffen, freut er sich. Den größten Teil seiner Aufträge macht der Anmietverkehr aus. Er organisiert vor allem Gruppenausflüge und -reisen für Vereine und Firmen. Große Auftraggeber seien außerdem ein Eishockey- und ein Fußballverein, die ihre Auswärtsfahrten mit ihm machen. Auch Programmfahrten bietet Breu Touring an, momentan aber überwiegend Tagesfahrten. Ein weiterer Bestandteil seines Portfolios ist eine Schulbuslinie. In Zukunft will sich Breu noch mehr auf Fahrten zu Sportevents spezialisieren.

Viele seiner Kunden habe er durch Vereinssponsoring gewonnen. „Dadurch mache ich viele Leute auf mich aufmerksam und natürlich ist das Allerwichtigste die positive Mundpropaganda. Wenn die Leute aus dem Bus steigen und sagen, das war eine tolle Fahrt, wird das auch weiter erzählt.“ Aber auch was die sozialen Medien und Webseite angeht, müsse man heutzutage immer aktuell sein, denn über diese Kanäle würden die Leute sehr oft auf seine Firma aufmerksam. 
„Als große Herausforderung in der Busbranche betrachte ich den ganzen Bürokratismus, der es uns wahnsinnig schwer macht“, verdeutlicht der Unternehmer. Aber auch der Preiskampf sei ein Problem. „Da wird teilweise zu Preisen gefahren, die ich nicht mehr als ganz gesund sehen kann. Im Endeffekt ist immer der Fahrer der Leidtragende und der ist schließlich das Aushängeschild für die Firma.“ Natürlich sei der Busfahrermangel ebenfalls ein Riesenthema. Das Problem sei aber ein bisschen hausgemacht. Wenn Busunternehmen eingespart hätten, sei es meistens beim Fahrer gewesen. Und wenn man sich teilweise den Lohn anschaue, werde dieser der Leistung und Verantwortung des Fahrers gegenüber oft nicht gerecht. „Allein wenn man die Kosten eines Busführerscheins mit 12.000 bis 13.000 Euro bedenkt, muss man ja schon ein völliger Idealist sein, um diesen aus eigenem Antrieb zu machen. Mich hat damals meine Familie unterstützt, aber das macht doch heute kaum noch einer“, meint er. Man müsse eben in Zukunft schauen, dass der Busfahrer wieder ein angesehener Beruf wird. „Beim Busfahrer sehen die Leute leider gar nicht, welche Verantwortung, welchen Stress er hat und um was er sich alles kümmern muss. Da gehört ja auch die ganze Vor- und Nachbereitung dazu. Das gehört einfach mehr gewürdigt, vom Ansehen und auch finanziell.“

Chancen sieht Sebastian Breu für die Busbranche darin, Nischen zu bedienen, die andere Verkehrsträger nicht in dieser Form abdecken können. Das sehe man beispielweise bei Wander- und Radreisen. Sich irgendwo mit dem Bus hinfahren, eine Wanderung machen und dann wieder abholen lassen, sei mit dem Flugzeug gar nicht oder mit dem Zug kaum möglich. „Wir müssen aber auch schauen, dass wir jüngeres Publikum für Busreisen begeistern können. Jetzt, wo viele junge Leute mit dem Flixbus reisen, müssen wir das eben als Chance sehen, auch wenn man über die Preise natürlich nicht reden braucht. Aber immerhin sitzen die jungen Leute überhaupt wieder in einem Bus und wir können zeigen, dass ein Bus auch für mehr gut sei kann, als nur von A nach B zu fahren, sondern dass da auch ein Programm dabei sein kann, das auch für junge Leute attraktiv ist.