Der Norden Deutschlands erfreut sich immer größerer Beliebtheit für Gäste aus dem In- und Ausland. Die Zahl der Touristen wächst kontinuierlich. Die Musicalstadt Hamburg beispielsweise ist eines der Top-Reiseziele für Städtereisende aus ganz Europa. Doch nicht nur Touristen halten sich gerne in der Hansestadt auf, auch Stars und Sternchen haben die Stadt an der Elbe für sich entdeckt. In Hamburg leben viele Promis. Zu den bekanntesten Gesichtern gehört wohl Hamburgs buntester und schrillster Star Olivia Jones.

Buntes Make-up, auftoupierte Haare, schrille Outfits – Olivia Jones ist eine der schillerndsten Figuren der deutschen Promilandschaft. Laut Focus kennen über 90 Prozent der Deutschen Olivia Jones. Sie ist zum Sinnbild des neuen St. Pauli geworden. Den Kiez ohne Olivia Jones kann man sich nicht vorstellen. Seit 2006 veranstaltet der Travestiekünstler Touristenführungen über die Hamburger Reeperbahn und Hafenrundfahrten. Darüber hinaus begeistert die geschäftstüchtige Jones mit ihren außergewöhnlichen Kieztouren die Hamburg-Besucher. Olivia Jones, Busenfreundin Eve Champagne und ihre Drag-Kollegin Veuve Noire zeigen beispielsweise mit den Kieztouren „Olivias Safari“ und „Olivias Safari light“ das bunte Treiben auf St. Pauli – „mit flotten Sprüchen, sündigen Sehenswürdigkeiten, schrägen Anekdoten, Etappen-Erfrischung und Finale-Schnäpschen“, ist auf Olivia Jones‘ Website zu lesen. Bis heute hat die 48-Jährige insgesamt vier Lokalitäten im Hamburger Stadtteil St. Pauli eröffnet: „Olivia Jones Bar“, „Olivias Wilde Jungs“, „Olivias Showclub“ und „Olivias Kiez Oase“, ein bunter Biergarten am Spielbudenplatz beim Tui Operettenhaus. Als Drag-Queen gehört sie heute zu einer der hellsten Sterne am deutschen Promihimmel. „Ich bin im Grunde eigentlich so was wie ein moderner Clown, eine überzeichnete, schrille Karikatur von einer Frau. Mir geht es darum, die Welt etwas bunter und lustiger zu machen. Und so sehe ich auch aus“, so beschrieb sie sich bei einem Interview in der Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ). 

Wer steckt eigentlich hinter der schrillen Kultfigur Olivia Jones? Geboren wurde die Wahl-Hamburgerin 1969 im niedersächsischen Springe. Schon früh entwickelte „Oliver“ den Hang zum Verkleiden. „Angefangen hat alles mit Muttis Frauenkleidern im beschaulichen Springe – draus geworden ist ein schriller aber erfolgreicher Paradiesvogel“, kann man auf Jones Homepage lesen. „Ich hatte eigentlich schon immer diesen Verkleidungswahn und eine sehr starke weibliche Ader. Deshalb habe ich alles geliebt, was irgendwie glitzerte und habe mich früher schon in Mammis Kleider geschmissen, da war ich acht oder neun. Und irgendwann habe ich einen Beruf daraus gemacht“, erklärte Jones der NOZ gegenüber. Einfach war dieser Weg keineswegs. Jones hatte mit vielen Anfeindungen zu kämpfen. 

In Springe besuchte Olivia Jones die Geschwister-Scholl-Gesamtschule, an der sie erste Travestie-Auftritte hatte. Hier bildete sie sich unter anderem mit Sprachtraining, Schauspielunterricht und Maskenbildner-Kursen weiter. Ab 1989 hatte der Travestiekünstler erste Auftritte im Hamburger „Pulverfass Cabaret“, wenig später folgte die eigene Show im „Schmidt Theater“ auf der Reeperbahn.
Im Jahr 1997 feierte Olivia Jones ihren Durchbruch als Drag-Queen: In diesem Jahr konnte sie sich beim „Drag Queen Contest“ in Miami den Titel „Miss Drag Queen Of The World“ sichern. Seit diesem Zeitpunkt avancierte Olivia Jones zu einer deutschen TV-Größe: So moderierte er mehrfach den Hamburger „CSD“ im NDR, fungierte als Grand-Prix-Reporter und nahm 2004 an der TV-Castingshow „Star Duell“ teil. Zur Fußball-WM 2006 bot sie auf Anregung der Stadt erstmals eigene Touristen-Führungen über die Reeperbahn an. Aufgrund des großen Zuspruchs stehen seit September 2008 auch eigene Hafenrundfahrten auf dem touristischen Programm. Ende 2008 wurde dann die Olivia Jones-Bar auf der legendären „Großen Freiheit“ und im Mai 2010 direkt gegenüber „Olivias Wilde Jungs“ eröffnet – Europas erste Menstrip-Bar zu der nur Frauen Zutritt haben. Gäste würden regelmäßig sogar aus Österreich und der Schweiz anreisen. Manche Damen würden sogar vor der Tür warten, bis sie dann um 00 Uhr 18 Jahre alt werden und endlich hinein dürfen. Der älteste Stammgast sei schon über 70. Im August 2010 setzte der NDR Olivia Jones im Rahmen der Kampagne „Das Beste im Norden…“ ein Denkmal in ihrer Geburtsstadt.

Die Wahl-Hamburgerin liebt die Hansestadt. Auf die Frage des Hotelmagazins Room 5, was sie denn eigentlich nach Hamburg brachte, antwortete Jones: „Die Aussicht darauf, als Travestie-Künstler mehr arbeiten und besser leben zu können. Dafür brauchte es nämlich einen Ort mit besonders viel Offenheit und Toleranz. Und die gab’s vor 25-30 Jahren nur an ganz wenigen Orten in Deutschland. St. Pauli war einer davon – und ist es bis heute.“ Und was macht eigentlich den Reiz der Reeperbahn aus? Was ist das Besondere an ihr? „Natürlich der einzigartige Mix aus Kunst, Kultur, Nachtleben und Rotlicht. Es gibt für mich keinen vergleichbaren Stadtteil auf der Welt und ich habe ja wirklich das große Glück, schon viel herumgekommen zu sein“, sagte Jones.

Olivia Jones sticht nicht nur durch ihre schrillen Kostüme und ihrer auffälligen Schminke aus jeder Menge hervor, sondern auch aufgrund ihrer langen Beine und Größe: 2,01 Meter. Ende vergangenen Jahres hat sich die Drag-Queen unters Messer gelegt. In einem operativen Eingriff ließ sich Jones an beiden Oberschenkeln Knochenteile entfernen, wie die „Bild“-Zeitung berichtete. Zur Stabilisierung seien anschließend Mark-Nägel implantiert worden. Auf diese Weise verlor die Drag-Quenn fast sechs Zentimeter an Körpergröße. „Durch meine unterschiedlich langen Beine hatte ich eine schiefe Hüfte und seit Jahren Rückenschmerzen, gegen die ich starke Mittel nehmen musste.“ Und da sie sich „schon lange ein paar Zentimeter zu groß“ fand, habe sie „zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“.