Vielleicht kennt ihn der eine oder andere, denn Michael Bader ist innerhalb der Busfamilie kein ganz unbeschriebenes Blatt. Seit dem 1. Januar 2024 ist er der neue Eigentümer der Mundstock Reisen GmbH und dadurch auch zu 50 Prozent am Reiseveranstalter Fuhrmann/Mundstock International GmbH beteiligt. Zuvor gehörte die Mundstock Reisen GmbH zur Stadt Braunschweig Beteiligung GmbH. Seine Bus-Biographie startete Bader dennoch eher statisch und ausgerechnet im Bauwesen. Im Auftrag diverser Großkonzerne tourte der studierte Wirtschaftsjurist durch die ganze Welt – von Südamerika bis in den Nahen Osten. Konzerne faszinieren ihn und das nicht erst seit seiner Zeit als Landesleiter der Strabag in Kasachstan.


Konzernstrukturen der anderen Art will Michael Bader in Bezug auf seine Vorhaben in die Welt der Busse, des Reisens und des ÖPNV einbringen. „Vieles von dem, was gewachsene Busunternehmen – auch und gerade als Familienunternehmen – ausmacht, geht mit der Einführung von Konzernstrukturen verloren“, sagt er. Dabei zeigt sich der Trend zu einer „Konzernisierung“ auch in der Busbranche deutlich. Je kleiner ein Unternehmen aber ist, desto schwieriger wird es, am Markt zu bestehen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Deshalb will Michael Bader in Bezug auf seine eigene Vision von einem Konzern das Beste und das Beste des Familienbetriebes vereinen.
Vor einigen Jahren hatte der 52-Jährige schon einmal versucht, ein entsprechendes Projekt zu realisieren, war aus der Partnerschaft, die er dazu eingegangen war, dann aber ausgeschieden. Seit 2019 ist er allein unterwegs. Im Frühjahr 2020 – kurz bevor „Corona“ alles stilllegte – übernahm er das Reisunternehmen Gute Reise Hauck aus Bayern und gründete fast gleichzeitig BMobility24, ein Bus-Charter-Unternehmen, das in Berlin angesiedelt ist und sich mittlerweile zu Deutschlands größtem reinen Charterunternehmen für Omnibusse mit insgesamt 61 Fahrzeugen entwickelt hat. Anfang 2022 kam die OMNY GmbH hinzu, die Bader als ÖPNV-Unternehmen gründete, in dem er die bestehenden Liniendienste bündelte und neue Linienausschreibungen gewann, darunter die Flughafenlinie in München. Eine Fahrschule hat vor etwa einem halben Jahr den Ausbildungsbetrieb begonnen. Mundstock ist der jüngste Baustein innerhalb Baders Konzepts.


Alle vier Firmen – Mundstock, Gute Reise Hauck, BMobility24 und OMNY – gehören zu einer Gruppe, die Michael Bader unter dem Dach seiner Holding ecoVista zusammenfasst. Der Clou daran: Mit ecoVista gibt es die grundsätzliche Konzernstruktur, in der all die Kompetenzen gebündelt werden, über die jedes Unternehmen grundprinzipiell verfügen muss. „Von den Softwarelösungen über die Fahrzeuge bis hin zur Infrastruktur: der Mutterkonzern hält als starkes Zentrum Know-how, Technik und Investment, die Mitarbeiter bleiben in den ausführenden GmbHs. Dadurch gelingt dem Konzern das, was die Einzelunternehmen allein nicht bzw. nur mit erheblich mehr Aufwand und vielfachen Kosten erreichen können.“ Michael Bader gelingt es auf diese Weise, ein Netzwerk zu schaffen, von dem alle Beteiligten profitieren können. „Mir ist wichtig, in den Firmen, die zu Tochterunternehmen von ecoVista werden, die gewachsenen Strukturen, die Unternehmenskultur, die Mitarbeiter, die Kundenkontakte und alles, was regional spezifisch und einzigartig ist, zu erhalten“, sagt Bader. „Ich will das nicht entkernen und allem ‚meinen‘ Stempel aufdrücken. Ich will, dass das jeweilige Unternehmen das bleibt, was es war und ist, was es ausmacht, wie es gewachsen und was es geworden ist innerhalb der Region und den Nischen, in denen es sich etabliert hat.“ Deshalb werden die Busse auch nicht großartig umgestaltet, sondern erhalten nur ein zusätzliches Label. „Die Menschen vor Ort, die Kunden und Fahrgäste, sollen bewährte Strukturen und vertraute Gesichter behalten können. Leistungen können hinzukommen, aber Dinge, an denen die Herzen der Menschen hängen, sollten nicht wegrationalisiert oder zugunsten irgendeiner identitären Gleichmacherei oder seelenlosen Standardisierung gestrichen werden.“
Ein anderer Schwerpunkt liegt für Michael Bader auf der Schaffung echter Work-Life-Balance für die Mitarbeiter. 400 sind in den ecoVista-Tochterunternehmen beschäftigt. „Ein kleines Unternehmen kann es sich gar nicht leisten, Mitarbeiter so zu beschäftigen, wie sie das gern hätten“, so Bader. Was man gemeinhin unter der Begrifflichkeit „Konzern“ verortet, nennt Bader lieber „Gruppe mit Herz“.


Diese Vision beinhaltet auch ein ganz Deutschland überspannendes Angebots-Netz. Die ecoVista-Zentrale befindet sich in Augsburg, mit Gute Reise Hauck gibt es neben Westheim in Mittelfranken ein Standbein, eines im Landkreis Miltenberg und mehrere Linienbündel, die dort bedient werden. OMNY ist im ÖPNV angesiedelt und bedient daneben die Linien in Würzburg und München. 
BMobility24 reicht die Hand aus Berlin, mit Mundstock hat eine Erweiterung Richtung Braunschweig stattgefunden. Der Einzugsbereich von Baders „Gruppe mit Herz“ kann sich sehen lassen. Was als nächstes kommt? Michael Bader lässt sich überraschen. „In erster Linie geht es mir um Qualität und darum, dass die Gruppe zusammenwächst.“ Ergebnisoffen zu bleiben, lautet das Gebot – denn von da, wo es hingeht, geht es immer auch weiter.
Gerade mit dem Bus. 

Judith Böhnke