Der Erfolg eines Unternehmens hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Die Unternehmensführung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wer nicht in der Lage ist, sich bewusst in eine bestimmte Richtung weiterzuentwickeln, kann auch andere nicht gut führen. Bei Julian Schmitz zeichnete sich die Marschrichtung bereits sehr früh ab. Er erkannte sehr schnell, damals war er gerade einmal 20, in welche Richtung er sich entwickeln möchte und dass er Führungsstärke besitzt.

Er beschreibt sich als strukturiert, sachlich, nüchtern, zahlenorientiert „Ich habe schnell gemerkt, dass ich später einmal eine Führungsposition übernehmen möchte“, sagt der 34-jährige Geschäftsführer des Busunternehmens Dornburg Reisen in Dornburg- Frickhofen im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg. So kam es dann auch. Er stieg 2010 in das Busunternehmen seiner Eltern ein und brachte es auf Erfolgskurs. Dornburg Reisen ist seitdem deutlich gewachsen. „Wir sind heute etwa vier Mal so groß wie wir es vor meinem Eintritt waren“, verrät er im Gespräch mit dem Bus Blickpunkt. Damals – Ende 2009, Anfang 2010 – befand sich der hessische Verkehrsmarkt im Umbruch. Es standen einige große Ausschreibungen in der Region an. Ein großer Verkehrsanbieter hat sich aus dem Markt zurückgezogen wegen großer finanzieller Probleme. Daraus ergaben sich viele neue Möglichkeiten für das Unternehmen Dornburg. Julian Schmitz, damals noch Student, erkannte die neuen Chancen und fackelte nicht lange. Er brach daraufhin sein BWL-Studium ab und nahm an den Ausschreibungen im ÖPNV teil. Sein Vater, Bruno Heger-Schmitz, ist Bustouristiker durch und durch, beschreibt ihn Julian Schmitz. Das Thema ÖPNV und Ausschreibungen waren eher nicht sein Ding. Julian Schmitz hingegen brennt für diesen Bereich und blüht regelrecht auf, wenn er darüber spricht. Das erklärt wohl auch den Erfolg von Dornburg Reisen in diesem Bereich.

Für ihn ist der ÖPNV-Markt ein spannendes, zukunftsorientiertes Feld mit großem Entwicklungspotenzial, auf dem sich auch private Busunternehmen behaupten können: „Hier sehe ich für private Omnibusunternehmen große Chancen, mit innovativen Ideen und einer hohen Flexibilität großartige Angebote auf die Beine stellen zu können. Auch wenn es den Trend hin zur Kommunalisierung gibt, ich denke, dass die Innovationskraft und die Flexibilität der privaten Anbieter ganz essentiell sind. Ohne sie wird die Mobilitätswende nicht zu realisieren sein“, ist Schmitz überzeugt. Private Unternehmen seien zum einen flexibler und zudem könnten sie kosteneffizienter/kostendeckender arbeiten. Voraussetzung dafür sei ein fairer Wettbewerb, bei dem die Qualität im Vordergrund stehe. Dem Thema Eigenwirtschaftlichkeit attestiert Julian Schmitz angesichts der wachsenden Anforderungen an den ÖPNV – auch unter dem Gesichtspunkt des Klimawandels – sowie des massiven Ausbaus des Nahverkehrs, keine rosige Zukunft. Dies sei eigenwirtschaftlich nicht darstellbar. „Es müssen neue Finanzierungsquellen her.“ Mit der erfolgreichen Teilnahme an den Ausschreibungen wuchs das mittelhessische Unternehmen innerhalb von rund zwei Jahren sehr schnell fast auf die vierfache Größe. „Bei einem solchen Wachstum braucht es natürlich eine ganz andere Organisation und auch andere und klar definierte Prozesse“, erklärt Julian Schmitz. Gerade in diesem Bereich hatte ich das Glück, dass meine Eltern mir jederzeit freie Hand gelassen haben und ich meine Ideen umsetzen durfte“, ist er dankbar. Heute beschäftigt Dornburg Reisen rund 100 Mitarbeiter. Aus der Historie heraus war der ÖPNV immer schon ein Geschäftsbereich von Dornburg Reisen, aber wurde nur im kleinen Umfang betrieben.

Marktchancen sieht Julian Schmitz vor allem auch im On- Demand-Verkehr. Durch die Digitalisierung könne man das Angebot viel moderner und bedarfsorientierter gestalten, sagt der digitalaffine Unternehmer. Dornburg Reisen ist vorwiegend im freigestellten Schülerverkehr tätig. Hinzu kommen Spezialverkehre wie die Beförderung von Menschen mit Behinderung sowie der Anmietverkehr und Tagesfahrten. Den Erfolg seines Unternehmens, den er aktuell mit seinen Eltern leitet, führt Schmitz auf „einen guten Teamgeist und sehr engagierte Mitarbeiter“ zurück. „Wir hatten das große Glück, viele gute Mitarbeiter zu finden, die motiviert sind und mit uns an einem Strang ziehen“, sagt der Dornburg- Reisen-Chef und weiß zu schätzen: „Neue Dinge anzunehmen und sich auf neue Dinge einzulassen, ist immer nicht so einfach, der Mensch ist in der Regel ein Gewohnheitstier. Wir sind froh darüber, dass wir Leute haben, die mitziehen, Spaß daran haben und neue Ideen entwickeln.“ Kombiniert mit schlanken Prozessen und kurzen Entscheidungswegen führe dies zu einer hohen Flexibilität, Zuverlässigkeit und Qualität der Dienstleistungen, beschreibt Schmitz die Unternehmensstrategie. Dadurch sei es Dornburg Reisen möglich gewesen, immer sehr schnell zu reagieren, sobald sich neue Chancen am Markt aufgetan hätten. Mitarbeitermotivation und offene Kommunikation spielen bei Dornburg Reisen seit jeher eine große Rolle. Das Unternehmen bildet seit 2013 erfolgreich selber aus. Eigens dafür steht ein Fahrschulbus im 70 Fahrzeuge umfassenden Fuhrpark. Auf die Frage, wie er die Zukunft der Busbranche sieht, antwortet Schmitz: „Es wird vermutlich eine weitere Konsolidierung auf dem Markt geben, da durch alternative Antriebstechnologien und weitere Herausforderungen die Investitionskosten weiter zunehmen werden. Um im harten Wettbewerb bestehen zu können, müssen die Stückkosten niedrig sein. Dazu braucht es eine gewisse Unternehmensgröße.“ Und was sind die größten Hürden, die es zu überwinden gilt? „Diese sind meiner Meinung nach zum einen das Thema Fahrpersonal – hier vor allem die Nachwuchsgewinnung – und zum anderen die Digitalisierung. Wobei ich gerade in der Digitalisierung von Prozessen eine große Chance zur Effizienzsteigerung sehe. Nichtsdestotrotz merke ich auch, wie schwer es vielen Unternehmen im Mittelstand damit fällt und auch wie herausfordernd es sein kann, alle Mitarbeiter dabei mitzunehmen.“