Die gebürtige Bad Salzuflerin Sachez hat schon als Kind viele Busreisen begleitet, erzählt sie freimütig. „Es gab immer Butterkuchen oder ein Eis für mich von den Mitreisenden und es war immer eine große Freude.“ Nicht zuletzt diese Erfahrungen hätten die Basis gelegt für ihre Leidenschaft für den Tourismus und die spezielle Bindung zur Busbranche. Es schlossen sich rund 30 Jahre als gelernte Reiseverkehrskauffrau vom Busunternehmen bis hin zur TUI an. Daher kann sie auf breite Erfahrung zurückgreifen, wenn sie auf das Informationsdefizit in vielen Reisebüros zu sprechen kommt: „Ich ahne, dass da zwei Dinge nicht ganz zusammenpassen: nämlich das, was der Kunde möchte, und auf der anderen Seite, was das Reisebüro überhaupt weiß. Eigentlich könnten sie heute schon klimafreundlichere Reisen anbieten, sie wagen es nur nicht und sprechen nicht darüber.“ Und weiter sagt sie: „Rund 50 Prozent der Kunden würden nach der LIFT-Studie sehr gerne im Reisebüro auf das Thema angesprochen werden und 60 Prozent der Reisenden wollen sogar nachhaltig reisen, aber sie tun es letztlich nicht.“ Eine Erkenntnis, die immer wieder aus Befragungen hervorgeht – und eines besonders greifbar macht: das „Attitude Behaviour Gap“, das das Missverhältnis zwischen dem „Wollen“ und dem „Handeln“ des Menschen wissenschaftlich umschreibt.

Rund 50 Prozent der Kunden haben Interesse an Klimainfos

Dieses Missverhältnis wurde der Reiseexpertin im Laufe der Jahre immer bewusster, so dass Sie sich zur Dozentin, Trainerin und Facilitatorin weiterbilden ließ, und seit 2016 mit den Themen „Nachhaltiger Tourismus“ und „Klimaschutz am Counter“ selbstständig tätig ist. 2019 kam dann die Initialzündung, als beim „Klimabewusst Reisen“-Projekt vom DRV und der Nachhaltigkeitsinitiative Futouris die Idee zu einem Verein zur Klimafußabdruck-Berechnung aufkam. Gegründet wurde der Verein „Klima-Link“ dann im Oktober 2022 mit dem Ziel, die Höhe der entstehenden Reiseemissionen am Point of Sale oder auch online transparent zu präsentieren und darzustellen. „So sollen Reisende die Möglichkeit bekommen, klimabewusstere Reiseentscheidungen zu treffen,“ so Sanchez. Dazu benötige man dynamische Berechnungsstandards für die einzelnen Komponenten einer Reise, die branchenweit abgestimmt und wissenschaftlich fundiert sind. Diese Daten fließen dann auf eine digitale Plattform, die Daten sammeln, berechnen und dann auch am Point of Sale ausspielen kann. „Und genau diese Plattform wäre dann Klima-Link. Der wichtige Punkt ist dabei vor allem die Sensibilisierung der Kunden und der Reiseberater und -beraterinnen. Es muss klar werden für beide Zielgruppen, welche Bedeutung die einzelnen Werte
jeweils haben.“

Reisekunden und Reisebüropersonal werden sensibilisiert


Wer ist heute schon Mitglied bei Klimalink und warum sollten auch Busunternehmen darüber nachdenken, zu dem illustren Kreis dazuzustoßen? „Wir sind hier sehr viel breiter unterwegs als man vermuten würde nach einem Jahr, vor allem mit den Reiseveranstaltern - insgesamt sind es heute 35 Mitglieder,“ zeigt sich Sanchez stolz. Dazu gehörten die Reiseverbände von Deutschland, Österreich und der Schweiz ebenso wie die Verbände bdo und RDA, aber auch Reisebüroverbände und große Veranstalter wir DER, TFI, Schauinsland und andere. „Ich bin zuversichtlich, dass die Mitgliederzahl noch steigen wird,“ sagt Sanchez und macht die Busbranche auf ihre komfortable Situation aufmerksam: „Der Vorteil für Busunternehmen liegt dabei auf der Hand, weil die Branche einen wahnsinnig geringen Klimafußabdruck hat und gewissermaßen der ‚Klimaschützer Nr. 1‘ ist. Die Branche spielt das aber zu wenig aus, dabei ist der Bus mit seinem Komfort und Klimawerten ein Wahnsinnsvorteil.“


„Die Busbranche hat einen Wahnsinnsvorteil“


Ausgewiesen werden soll der Klimafußabdruck einer kompletten Reise pro Person. Busse werden demnach in sechs Fahrzeugkategorien eingeteilt, die allerdings etwas unscharf definiert sind, so wird nicht nach Einsatzzweck unterschieden, sondern nach Art des Busses: Kleinbus, Midibus, Stadtbus, Regionalbus, Fernbus und Luxusbus. Trickreich dürfte allerdings die Gretchenfrage der Auslastung einer Reise, die ja großen Einfluss auf den
Klimafußabdruck hat. Die höchste Kategorie „Luxusbus“ wird von vorneherein nur mit 50 Prozent Auslastung angesetzt.
Und wie geht es nun weiter mit dem spannenden Thema? „Die Emissionsplattform befindet sich gerade schon mit Flugzeugdaten in der Testphase, das läuft gut an. Unsere nächsten Schritte sind nun, Schnittstellen für weitere Reise-
bausteine zu entwickeln und zu testen, sowie noch fehlende Standards für Kreuzfahrten, Fähren, Ferienwohnungen und Aktivitäten vor Ort mit Experten zu ermitteln.“ Eine farbliche Ampel wird es aber vorerst zumindest nicht geben, man werde zu Beginn mit einem Fußabdrucksymbol (für den Klimafußabdruck) arbeiten, und dazu als Bezugsgröße das klimaverträgliche Jahresbudget von rund 1,5 Tonnen/CO2e in Beziehung setzen. „Das testen wir dann im Laufe von 2024 und schauen, ob die Darstellung beim Kunden ankommt. Nun wünschen wir uns viele Mitglieder aus der Bustouristik, die den Klimafußabdruck ihrer Reisen gänzlich transparent veröffentlichen möchten.“ Man darf gespannt sein, wer den Schritt zuerst wagt.