Anlass ist der 50. Geburtstag, den der Palast in diesem Jahr feiern würde, hätte er nicht dem Humboldt Forum weichen müssen. „Der Abriss des Palastes wurde zwar demokratisch entschieden, aber die Diskussion hierzu war damals sehr kontrovers – und der Abriss hat bei einigen Menschen auch Wunden gerissen“, so Hartmut Dorgerloh, Generalintendant des Humboldt Forums. „Der Palast der Republik ist in seiner Geschichte und Symbolik ein gesamtdeutsches Thema. Als Stiftung Humboldt Forum fühlen wir uns für ihn und das, was die Menschen mit ihm verbinden, in besonderer Weise verantwortlich.“ In der mehrjährigen Vorbereitung des Programmschwerpunktes zur Sonderausstellung hätten die Verantwortlichen in vielen Gesprächen erlebt, wie sehr die Erinnerungen an den Palast der Republik sowie die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen von 1989/90 ins Heute hineinwirkten. Deshalb beschäftige sich das Programm mit all den Themenaspekten und Emotionen, die mit dem Palast der Republik verbunden seien.
30 Jahre lang prägte der Palast der Republik das Zentrum Berlins, war von 1976 bis 1990 Sitz der Volkskammer und Ort der Repräsentation der DDR, aber auch ein Ort der Alltagskultur mit Kunst, Theater und Diskothek, Restaurants und Cafés. Viele Menschen erinnern sich bis heute an die kulturelle Zwischennutzung im entkernten Gebäude Anfang der 2000er Jahre. Ab 2006 erfolgte der durch den Bundestag beschlossene Abriss. Was für die einen die Befreiung von einem Repräsentationsbau des DDR-Unrechtsstaates war, empfanden andere als Auslöschung von Geschichte und Entwertung ostdeutscher Lebensleistung.
Die Sonderausstellung
Auf 1.300 Quadratmetern und mit etwa 300 Exponaten befasst sich die Ausstellung „Hin und weg“ mit der Geschichte und Gegenwart des Palastes. Zu entdecken sind Objekte aus und zu dem Palast, Entwürfe, Modelle, Plakate und Fotografien, darunter Fragmente der Gläsernen Blume, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte und das Rednerpult aus der Volkskammer. Die Exponate stammen zu einem großen Teil aus Privatsammlungen und sind erstmals öffentlich zu sehen. Weitere 80 Objekte gehören zu den Sammlungsbeständen der Stiftung Humboldt Forum, die 2019 wesentliche Teile der Inneneinrichtung des Palastes von der Bundesanstalt für Immobilien (BImA) übernommen hatte. Inzwischen ist die Sammlung insbesondere durch Schenkungen gewachsen.
Ausschnitte aus rund 50 Audio- und Videointerviews aus dem Projekt „Erinnerungsarbeit im Humboldt Forum“ stehen im Zentrum der Sonderausstellung und zeigen die Perspektiven von Menschen, die im Palast gearbeitet haben, die ihn besucht oder bewusst gemieden haben. Begleitend zur Ausstellung erwartet die Besucher ein breitgefächertes Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm. Performances, Filme, Theater, Konzerte, Führungen, Workshops, VR und Tischgespräche geben Gelegenheit, die verschiedenen Facetten des Palastes der Republik zu entdecken. Das Themenwochenende „Ohne Ende Palast“ am 15. Und 16. Juni stellt Erinnerungen in den Vordergrund, u.a. mit „Quartett. Material. Eine Erinnerung nach Heiner Müller“ von und mit Corinna Harfouch und Oscar Olivo. Bei den Thementagen „Transformiert Euch!“ vom 3. bis 6. Oktober steht die Phase des Palastes nach 1989 im Mittelpunkt.
Eröffnet wird die Ausstellung am 17. Mai 2024 (Eröffnung am 16. Mai um 18 Uhr). Zu sehen ist sie bis 16. Februar 2025