Im Leben vieler Menschen stehen sehr oft zwei übergroße Themen im Fokus, die einen großen Teil des Tuns ausmachen. Und im besten Falle kann man beide Themen miteinander gewinnbringend verbinden auf eine Art und Weise, die sinnvoll und befriedigend ist. So könnte man auch die beiden Herzensthemen von Henning Rehbaum bezeichnen: der Bus und die Politik. Als in eine Busunternehmerfamilie hineingeborener Babyboomer kennt Rehbaum die Branche in und auswendig, zeitweise liefen bis zu 120 Busse und 200 Mitarbeiter auf die Verkehrsbetriebe Bils in Albersloh, das er als eines der größten privaten Busunternehmen NRWs 2009 an den Arriva-Konzern verkaufte. Seine Diplomarbeit an der FH Heilbronn für seinen Abschluss in Verkehrsbetriebswirtschaft und Logistik beschäftigte sich – wie sollte es auch anders sein – mit den Erfolgsaussichten eines großen schwedischen Verkehrskonzerns nach der Privatisierung. Sein Fazit: „Verheerende Aussichten, weil die Indexierung der Kostenfortschreibung in den Verkehrsträgern falsch gestrickt war.“ Alle drei in den Ausschreibungen übriggebliebenen Konzerne seien mit der Privatisierung „nicht glücklich geworden.“ Mit den gewonnenen Erkenntnissen entwickelte Rehbaum das familieneigene Unternehmen weiter und tourte danach eine Zeit für den neuen Eigentümer Arriva durch Europa, um dessen Werkstattkosten zu senken. Soweit die Buswelt des Münsterländers Henning Rehbaum.

Der Süddeutschen Zeitung sagte Rehbaum unlängst für einen Artikel mit dem Titel „Das Hobbyparlament“: „Ich bin durch und durch ein Busmensch“ – und das zeigt er auch im Gespräch mit uns in seinem Berliner Abgeordnetenbüro. Anlass des Berichtes und der Nachfrage der SZ war die Gründung des „Parlamentskreises Bus“ im Jahr 2022 und dessen erstem öffentlichen
„Besuch“ der Messe „Bus2Bus“ im April. Und da wären wir auch schon bei der perfekten Verbindung der beiden Herzensthemen des engagierten Politikers, der sich seit seinem Einzug in den Bundestag 2021 auch in Berlin einen Namen als Förderer des Verkehrsmittels Bus gemacht hat, nachdem er schon von 2012 bis 2021 im nordrheinwestfälischen Landtag zuerst in der Opposition, dann in der Regierungsrolle tätig war – er selbst unter anderem in der Enquetekommission „Zukunft des ÖPNV“ und als wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion.

 

„Im Maschinenraum des ÖPNV brennt es lichterloh“

 

Aber was ist ein Parlamentskreis eigentlich? Welches Gesetz regelt dessen demokratische Tätigkeit? Und kann er womöglich mehr erreichen als die Busverbände in der Politik? „Bei der Themenauswahl der Parlamentskreise lassen sich kaum Muster erkennen, aber ein oder zwei vielleicht doch. Nicht selten scheint es um Anliegen zu gehen, die aus Sicht der jeweiligen Initiatoren zu wenig Aufmerksamkeit genießen, womöglich auch deshalb, weil sie parteipolitisch wenig umkämpft sind. Für derartige Themen würden sich meistens nur die Parlamentskreise einsetzen“, heißt es im Artikel der SZ weiter. Und genau so sieht das auch Rehbaum: „Der Bus kommt im parlamentarischen Geschäft einfach zu wenig vor, alle Verkehre nur auf die Schiene zu verlagern verkennt die Möglichkeiten des Busses für die Verkehrswende. Wir brauchen mittelfristig 20 bis 25 Prozent mehr Leistung im ÖPNV und das schafft die Bahn alleine nicht,“ so Rehbaum mit fast schon missionarischem Eifer. „Der Parlamentskreis ist eine Art Lobby für den Bus im Parlament und hat die Aufgabe, über den Bus aufzuklären und die Chancen und Probleme, die er gerade hat. Derzeit fristet er eher ein Schattendasein!“ Die Ampelregierung reiße zwar wild am Steuer herum, aber „im Maschinenraum des ÖPNV brenne es schon lichterloh,“ so Rehbaum, der den Parlamentskreis sein „Baby“ nennt, in dem „viel Herzblut von ihm stecke“. Eine zweistellige Anzahl von Mitgliedern sei mehr oder weniger regelmäßig bei den Treffen dabei, die vier bis sechs Mal im Jahr stattfinden. „Wir haben aber schon sehr zu kämpfen gehabt, die Kollegen und Kolleginnen an Bord zu holen,“ gibt er unumwunden zu. Die Marschrichtung werde im kleinen Vorstand mit je einem Fraktionsvertreter vorgegeben, wie bei den anderen Parlamentskreisen spiele die AfD hier keine Rolle. „Sehr häufig sind die Treffen dann dazu da, um sich mit Verbänden oder der Industrie auszutauschen, aber auch das 49-Euro Ticket war bei der letzten Sitzung Thema“, sagt Rehbaum zur Funktionsweise des politischen Kreises. Die direkte politische Einflussnahme halte sich zwar in Grenzen sagt Rehbaum, aber einzelne Anträge oder Initiativen der Mitglieder könnten in deren Fraktion durchaus gezielt Wirkung entfalten.


Noch nie sei es im Bundestag so oft um den Bus gegangen Im Falle der fraglichen Einbindung des Fernbusses in das 49-Euro-Ticket war das Stimmungsbild im Parlamentskreis eher „uneinheitlich“, so Rehbaum. Der Argumentation des RDA, dies würde dem touristischen Mittelstand schaden, setzt Rehbaum ein optimistisches „Der Touristik-Mittelstand braucht sich mit seiner Professionalität bei der Kombination von Reisebausteinen nicht zu verstecken“ entgegen. Was der Parlamentskreis aber auf jeden Fall schon geschafft habe, ist die rhetorische Präsenz des Busses im Hohen Haus. „So viel wie heute wurde im Parlament noch nie über den Bus geredet.“