Visionäre mit einem starken Pioniergeist würden der Branche den nötigen Drive verleihen. Dafür ist ein Umdenken in den privaten Omnibusunternehmen notwendig. Es müssen neue Strukturen her. Die Unternehmen sind darauf angewiesen, sich untereinander zu vernetzen. Insbesondere für kleine Betriebe, die nicht über die notwendige Manpower verfügen, um den Wandel eigenmächtig zu vollziehen und daran teilzuhaben, ergeben sich jetzt neue Chancen.Einer der Akteure im Busmarkt, der eine Plattform für private Busunternehmen geschaffen hat, auf der sie ihr wertvolles Know-how und ihre USPs bündeln und gezielt gegen die neuen Wettbewerber im Verkehrssektor einsetzen können, ist Schlienz-Tours. Das Unternehmen aus Kernen im Remstal hat die Mobilitäts-App „S-Shuttle“ entwickelt und bietet Shuttle-Verkehre mit und ohne Rollstuhlbeförderung, wie auch Flughafen-Fahrten in der Region Stuttgart, sowie in den Landkreisen Esslingen, Rems-Murr und Göppingen an. Ebenso bietet die App Fahrten zur Outletcity Metzingen und das Buchen von
Anrufsammeltaxi-Fahrten (AST) (Rufbus) im Lenniger Tal (Raum Kirchheim/Teck) und in Nürtingen ist möglich. Eine App, die nicht nur die Innenstädte fokussiert, sondern auch das Umland mit anschließt. Per App werden gewünschte Fahrt-Art, Start- und Abfahrtzeit eingegeben. Bezahlt wird per Kreditkarte, Paypal oder bar beim Fahrer. Die App „S-Shuttle“ ist in den Stores von Apple und Google Play erhältlich.


„Die Digitalisierung in Deutschland ist in allen Branchen in vollem Gange. Als innovatives Busunternehmen wollten wir nicht nur Zuschauer sein, sondern selber als Akteur mit dabei sein und die Digitalisierung in unserer Branche mitgestalten“, beschreibt Alexander Brüll, Leiter Shuttleservice bei Schlienz, die Beweggründe für die Entwicklung der Mobilitäts-App. Die nötigen Schritte dazu habe Erhard Kiesel, Geschäftsführender Gesellschafter von Schlienz-Tours, eingeleitet. „Für Mobilitätseingeschränkte Menschen ist dieses Angebot, meines Wissens, einmalig“, mutmaßt der junge Mann.


„S-Shuttle“ bietet Schlienz-Tours auch anderen Unternehmen an – bundesweit. Die Zentrale, über die alles abgewickelt wird, stellt Schlienz-Tours. Die App ist seit November 2018 aktiv und das Busunternehmen arbeitet bereits jetzt mit neun Partnerunternehmen aus dem Großraum Stuttgart zusammen. „Die Resonanz ist durchweg gut. Aktuell befördern wir mit dem ganzen System rund 1.800 Fahrgäste täglich“, erklärt Brüll. Die Fahrtkosten seien in etwa vergleichbar mit Taxitarifen, erläutert Brüll weiter, der angebotene Fahrtpreis sei für den Kunden in der App sichtbar und werde auch nicht erhöht.


Alexander Brüll ist 29 Jahre jung und ambitioniert. Er möchte etwas bewegen. In der Busbranche sieht er großes Potenzial. Brüll war maßgeblich beteiligt an der Entwicklung der App und hat das Projekt von der Erstellung der ersten Mind-Map bis zum Launch begleitet. Er ist ein aufgeweckter junger Mann, der sich für die Busbranche und ihre Belange interessiert. Aus einer Busunternehmerfamilie stammt er nicht. Seine Leidenschaft für Fahrzeuge, insbesondere für große Gefäße, führte ihn bereits mit 16 Jahren in einen Busbetrieb, wo er mit einem Nebenjob sein Taschengeld aufbesserte. Bis zu seinem Fahrzeugtechnik-Studium an der Hochschule in München blieb er der Busbranche treu. Während des Studiums erwarb er dann seinen Busführerschein und arbeitete nebenher weiter für ein Busunternehmen. Mit 21 Jahren fuhr er dann sogar ans Nordkap. Bei Schlienz-Tours ist er seit rund fünf Jahren tätig und hat die Leitung des Shuttleservices übernommen. Zu seinen Aufgaben gehört u.a. die Disposition von 120 Fahrzeugen und 190 Mitarbeitern. „Wir haben ein motiviertes, innovatives, modernes und junges Team. Zudem haben wir flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege“, fasst Brüll die Vorteile seiner Tätigkeit in einem familiengeführten Traditionsunternehmen zusammen. Er hat großen Spaß daran, neue Ideen zu entwickeln und sie im Unternehmen zu implementieren. Brüll deutet an, dass weitere digitale Projekte derzeit am Entstehen sind. Die Digitalisierung in der Busbranche habe ja erst so richtig begonnen, „da geht noch einiges“, ist sich Brüll sicher. „Schlienz-Tours bietet dafür eine große Plattform“, sagt er. Das Unternehmen ist ein innovativer und moderner Mobilitätsdienstleister, den es so in der Region nicht gibt“, findet er lobende Worte für seinen Arbeitgeber. „Mit uns kann man sich sehen lassen, wir fallen gerne auf. Unsere klare Philosophie und die Designsprache machen uns einzigartig in der Region.“


Schlienz-Tours blickt auf eine über 80-jährige Historie zurück und hat heute über 450 Mitarbeiter, sechs Reisebüros und drei Standorte. Das Unternehmen ist breit aufgestellt, zum Produktportfolio gehören Reiseverkehre – auch in gehobenem Segment – ÖPNV, Flugreisen, Hochsee-kreuzfahrten, Flusskreuzfahrten (Vollcharter), Anmietverkehr und Shuttleservice. Im Shuttleservice werden 120 Fahrzeuge eingesetzt, alle erfüllen die Euro 6-Norm. Für dieses Jahr sei erstmalig ein Elektrorollstuhlfahrzeug geplant.
Die Mobilitäts-App „S-Shuttle“ wird ständig weiterentwickelt. Man wolle damit Kundenbindung schaffen und neue Zielgruppen generieren. Vor allem aber gilt es, für den Kunden ein All-in-One-Paket anzubieten. Dahin entwickele sich die Branche, All-in-One-Anbieter zu sein. „Wir versuchen immer unsere digitalen Lösungen zu verbessern und überdenken dabei stets unsere Arbeitsprozesse neu“, so Brüll. Aktuell ist eine Kooperation mit Taxi.eu in Planung, die noch in diesem Jahr realisiert werden soll. Dann kann man europaweit die „S-Shuttle“-App auch zur Taxibestellung nutzen. Taxi.eu ist in jedem europäischen Land vertreten. „Ist der Kunde in unserer Region unterwegs, so kommt ein Fahrzeug von uns zum Einsatz und wenn er irgendwo in Europa unterwegs ist, fährt er in einem Fahrzeug von Taxi.eu“, erklärt Brüll das Prinzip.