„Mehr Pragmatismus und weniger Ideologie bei der Antriebs- und Energiewende“ – so lautete eine Forderung, die sich durch einen Großteil der Vorträge auf der Veranstaltung Bus2Go in Heilbronn zog. Titel der Veranstaltung, die vom Verband Baden-Württembergischer Busunternehmen (WBO) gemeinsam mit der Hochschule Heilbronn am Donnerstag, den 9. November, auf dem Bildungscampus in Heilbronn ausgerichtet wurde, war „Verkehrswende: Klimaneutral“. Inhaltlich stand das Thema Antriebstransformation im Fokus, wobei sich ein erster Themenblock der Wasserstoff-Technologie widmete, der zweite Block dann dem batterieelektrischen Antrieb.

„Wir Busunternehmen sind bereit, wir können das gemeinsam gestalten“, sagte Carry Buchholz, Vorständin Technik beim WBO, mit Blick auf die Antriebstransformation. Wichtig sei aber auch, dass die politischen Rahmenbedingungen für die Unternehmen stimmen. Wasserstoff und Brennstoffzelle würden große Potenziale für den Industriestandort Baden-Württemberg bergen, zeigte sich Claus Mayer, Referatsleiter im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, überzeugt. Wasserstoff sei auch ein zentraler Schlüssel für die Antriebswende, dabei brauche es den flächendeckenden Aufbau von Tank- und Ladeinfrastruktur.

Werner Spec, Geschäftsführer der „H2 Main-Tauber“-Gesellschaft, zeigte in seinem Vortrag anhand eines konkreten Beispiels, wie eine Wasserstoffallianz in einer Region aussehen kann. „Ein Zurück zu fossilen Energien wird es nicht geben“, machte Spec gleich zu Beginn klar, dass man sich mit alternativen Energien befassen muss. Spec sprach sich ausdrücklich für einen pragmatischen Umgang mit Technologien aus, es dürfe „keine ideologischen Einengungen geben“, forderte er und betonte: „Ohne Wasserstoff keine Energiewende. "Einen Vorteil sah Spec beim Wasserstoff darin, dass hier eine regionale Wertschöpfung möglich werde und man die Bürger der Region einbinden könne, auch in Form einer finanziellen Beteiligung. Es gelte, ein Netzwerk vor Ort zu schaffen, das die gesamte Wertschöpfungskette umfasst. In seiner Region sei beispielsweise eine H2-Tankstelle für den ÖPNV geplant, benannte er konkrete Schritte. In Sachen Windkraft und Photovoltaik sei der Main-Tauber-Kreis schon weit vorne dabei. Spec betonte auch: „Das Ganze kann nur vernünftig laufen, wenn Anbieter und Nachfrager gemeinsam ins Gespräch kommen.“

Spec zeigte sich zudem sicher, dass man mehr Wasserstoff produzieren könne: „Für den Mobilitätsbereich wird es genügend Wasserstoff geben, um ihn dort einzusetzen, wo er sinnvoller ist als andere Technologien.“

WBO-Geschäftsführerin Yvonne Hüneburg unterstützte die Forderung von Werner Spec nach mehr Pragmatismus und der Nutzung aller zur Verfügung stehenden Technologien ausdrücklich. Man müsse technologieoffen unterwegs sein, sagte Yvonne Hüneburg, diese Position vertrete man als WBO auch gegenüber dem Verkehrsministerium, in dem man sich allerdings auf den batterieelektrischen Antrieb fokussiert hat. Beim Thema Wasserstoff seien die Rahmenbedingungen daher auch mehr als ungünstig, berichtete Hüneburg über Hürden, vor denen sich die Busunternehmer hier sehen. Um beispielsweise die Förderung für eine Wasserstoff-Tankstelle in Anspruch nehmen zu können, müsse man als Unternehmen garantieren, dass 2036 ausschließlich grüner Wasserstoff zu 100 Prozent fließt, ansonsten drohe die völlige Rückzahlung der Förderung. Wie aber wolle man diese Garantie als Unternehmer geben, fragte die WBO-Geschäftsführerin und betonte: „Die Rahmenbedingungen sind schuld, dass wir nicht so weiterkommen, wie wir wollen“, sagte Hüneburg.

 

Kritik am Landesmobilitätsgesetz

Technologieoffenheit sei auch im Entwurf des Landesmobilitätsgesetzes nicht vorgesehen, kritisierte Yvonne Hüneburg. So wolle das Landesverkehrsministerium beispielsweise die Technologie, die den Einsatz von Biomethan bei einem umgerüsteten Bus erprobt – ein Projekt, das Horst Bottenschein, Geschäftsführer Bottenschein Reisen, auf der Bus2Go vorstellte – nicht als emissionsfreie Technik mit in das Gesetz hineinnehmen, so Hüneburg.  Das Argument des Verkehrsministeriums laute, das Land wolle Vorreiter im Bereich E-Mobilität werden, so Hüneburg.

„Wir haben auf Bund- und Länderebene eine Menge gut gemeinter Regulierungen, daraus entsteht aber eine Überregulierung, die verhindert, dass wir mit Klimaschutz weiterkommen“, kritisierte auch Werner Spec. Der Gesetzgeber müsse es hinbekommen, Förderprogramme so zu gestalten, dass sie für integrierte Unternehmen praxistauglich sind, forderte Spec. „Wir brauchen einen realen Pragmatismus, sonst haben wir Blockaden für den Klimaschutz.“

 

Thomas Burgert