Dass ein abgestimmtes Vorgehen von Bund und Ländern dringender denn je notwendig sei, habe das Chaos zu Beginn der Herbstferien gezeigt. „Wir brauchen in Bezug auf Risikogebiete endlich angemessene, einheitliche und nachvollziehbare Regeln im Umgang mit COVID-19. Dazu gehört eine realistische Analyse, wo die Gefahren liegen und wo nicht. Fest steht: Die Gefahren liegen nicht bei der Übernachtung in einer Ferienwohnung auf dem Land und auch nicht in einem Hotel einer Stadt. Es ist deshalb nicht angemessen, jetzt pauschal vom Urlaub in Deutschland abzuraten. Die Hygienekonzepte der Hotels, Gasthöfe und Ferienwohnungen und der anderen touristischen Anbieter zur Sicherheit der Gäste haben sich in den letzten Monaten bewährt und sind vorbildlich“, erklärt Reinhard Meyer, Präsident des Deutschen Tourismusverbandes.

Frühzeitig seien von den Touristikern im ganzen Land Vorkehrungen getroffen und seit Monaten verantwortungsvoll umgesetzt worden. Damit habe der Deutschlandtourismus selbst für Destinationen im Ausland Maßstäbe gesetzt. „Beherbergungsverbote beschwören nur eine Gefahr, wo keine besteht“, macht Meyer weiter deutlich.

Das Robert-Koch-Institut listet aktuell 27 deutsche Risikogebiete mit mehr als 13 Millionen Bewohnern auf. Wegen der Übernachtungsverbote sein davon auszugehen, dass einem Großteil dieser Menschen der gebuchte Herbsturlaub in einer sicheren Ferienwohnung, einem Hotel oder Gasthof verwehrt bleibe. Ausreichende Testkapazitäten, um die Reise trotzdem antreten zu können, seien nicht vorhanden.
 
„Reisen innerhalb Deutschlands einschließlich Übernachtungen muss weiterhin erlaubt und möglich sein. Vor allem bleibt Reisen auch notwendig: für Pendler, für Geschäftsreisende oder für Familienbesuche. Mit klaren und einheitlichen Regelungen muss es in der Verantwortung jedes Einzelnen liegen, ob er reist oder nicht. Der Urlaub in Deutschland hat, wenn man die Regeln einhält, kein Gefährdungspotential. Gesundheit und deren Erhaltung sowie wirtschaftliche Erholung und Stabilität sind deshalb zwei Seiten der gleichen Medaille. Beides muss in der ‚Corona-Krise‘ berücksichtigt werden“, so der DTV-Präsident.
 
Gastgeber und Akteure im Deutschlandtourismus haben nach zehn Wochen im Frühjahrs-Lockdown nach einer nur zögerlich angelaufenen Sommersaison ihre Hoffnungen auf die Herbstferien gesetzt. Allein im ersten Halbjahr 2020 beklagt die Branche 35 Milliarden Euro Verluste. Die Umsätze der zwei oder drei Wochen im Herbst vor Beginn der ohnehin problematischen Winter-Saison in diesem Jahr bedeuten für viele Gastgeber den Unterschied zwischen Weiterbestand und Insolvenz. Wenn Herbst- und Wintergeschäft ausfallen, droht der Branche mit drei Millionen Arbeitsplätzen spätestens im Frühjahr 2021 eine Insolvenzwelle.