Mit 520.300 Einheiten wurden 2022 weltweit 14  Prozent mehr Lkw und Busse abgesetzt als im Vorjahreszeitraum (455.400 Einheiten). Während die Nachfrage in den Kernmärkten weiterhin stark war und Auftragseingang sowie Auftragsbestand auf hohem Niveau blieben, beeinträchtigten Engpässe in den Zulieferketten weiterhin die Produktion. Unterstützt durch einen deutlich gestiegenen Absatz, einer starken Preisdurchsetzung, vorteilhafter Wechselkurse sowie einer positiven Entwicklung des Service-Geschäfts stieg der Umsatz des Unternehmens im Jahr 2022 auf 50,9 Mrd.  Euro (+ 28  Prozent, 2021: 39,8 Mrd.  Euro). Bei den Bussen konnten der Absatz von 18.736 Einheiten auf 24.041 Busse, der Umsatz von 5,9 Mrd. Euro auf rund 6,5 Mrd. Euro gesteigert werden. Das bereinigte EBIT EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) konnte von -77 Mio. Euro auf +14 Mio. gedreht werden. Im vierten Quartal 2022 betrug es sogar schon 46 Mio. Euro, was einer bereinigten Rendite von 3,7 Prozent entspricht. Als Zielrendite gab Martin Daum in der telefonischen Analystenrunde allerdings eine Zielrendite von 7,5 Prozent aus, die je zur Hälfte durch die vor einer Woche bekanntgegebene Umstrukturierung der Busproduktion und allgemeinen Kostensenkungen resultieren solle. Auch CFO Jochen Goetz zeigt sich sehr zuversichtlich, diese Zielrendite bis 2025 zu erreichen, „das Busteam habe bereits eine sehr gute Arbeit geliefert, auch wenn der Reisebusmarkt noch weit weg von einem Normalzustand“ entfernt sei.

2022 zeigte ebenfalls eine vorteilhafte Entwicklung in den Erträgen und der Umsatzrendite des Gesamtkonzerns. Das bereinigte EBIT stieg um 55 Prozent auf 3.959 Mio. Euro (2021: 2.552 Mio.  Euro). Die bereinigte Umsatzrendite des Industriegeschäfts lag bei 7,7 Prozent im Jahr 2022 (2021: 6,1 Prozent). Der Free Cash Flow des Industriegeschäfts legte im Berichtsjahr um zwölf Prozent auf 1.746 Mio. Euro zu (2021: 1.556 Mio. Euro). Der Gewinn pro Aktie belief sich auf 3,24 Euro, ein Plus von 14 Prozent gegenüber 2021. Alles in allem habe Daimler Truck trotz Gegenwindes durch Engpässe in der Lieferkette die Ziele für 2022 in Bezug auf Rentabilität und Margenverbesserung erreicht, daher werde man dem Aufsichtsrat eine erste Dividene von 1,30 vorschlagen. Der Aktienkurs des Papiers (WKN: DTR0CK), sank allerding nach der Verkündung der Zahlen am Vormittag des 10. März um rund drei Prozent auf rund 31 Euro, Ende 2021 lag er bei einem Höchstwert von über 34 Euro.

Das Bus-Geschäft war auch im Jahr 2022 sehr herausfordernd. Lieferengpässe, ein sich nur sehr langsam erholender Reisebusmarkt und zusätzlich eine Energiekrise sowie Preissteigerungen auf der Beschaffungsseite – um nur vier Beispiele zu nennen. Dennoch haben wir mit Blick auf unser Ergebnis ein wichtiges Etappenziel erreicht: eine schwarze Null für Daimler Buses. Wir hatten uns vorgenommen, dass wir 2022 trotz vieler Herausforderungen aus der Verlustzone kommen und einen positiven Ergebnisbeitrag leisten. Und das haben wir geschafft. Wir haben damit einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu unseren Profitabilitätszielen gemacht – haben aber noch einen Weg zu gehen. 

 

Till Oberwörder bedankt sich bei seiner Mannschaft

Till Oberwörder, CEO Daimler Buses sagte laut einer schriftlich versendeten Mitteilung: „Unser Absatz lag im Jahr 2022 mit 24.000 Einheiten deutlich über Vorjahresniveau. Der Absatzanstieg resultierte vor allem aus einer stärkeren Nachfrage in Brasilien, unserem Hauptmarkt in Lateinamerika. Hier konnten wir mit 10.800 Fahrgestellen ein Absatzplus von 70 Prozent erreichen (i.V. 6.300). Auch in Mexiko haben wir in einem anspruchsvollen Jahr herausragende Arbeit geleistet und mit 2.700 Einheiten das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erarbeitet (i.V. 2.100, + 31 Prozent). In der Region Europa lag der Absatz mit rund 6.300 Einheiten auf dem Vorjahresniveau. Damit bleiben wir führend in allen unseren Kernmärkten. Mein Dank gilt der globalen Bus-Mannschaft, die das mit ihrem bemerkenswerten Einsatz ermöglicht hat.“ 

 

Erfolgreiches erstes Jahr als börsennotiertes Unternehmen

Daimler Truck habe in seinem ersten Jahr als börsennotiertes Unternehmen in vielen Bereichen bedeutende strategische Fortschritte erzielt, so CEO Martin Daum und CFO Jochen Goetz bei der virtuellen Jahrespressekonferenz. „Im Sinne der Ambition, im nachhaltigen Transport- und Güterverkehr führend zu sein, konnten eine Reihe von neuen Produkten und Dienstleistungen auf den Weg gebracht werden“. So hätten mehrere lokal emissionsfreie-Fahrzeuge (ZEV) ihre Markteinführung erlebt: In Nordamerika ging der elektrische Freightliner eCascadia in Serienproduktion, ebenso wie der Mercedes-Benz eEconic in Deutschland. Auf der IAA Transportation 2022 wurde der batterieelektrische Mercedes-Benz eActros LongHaul mit dem renommierten „2023 Truck Innovation Award“ ausgezeichnet. Die Serienversion des eActros LongHaul wird über eine Reichweite von rund 500 Kilometern pro Batterieaufladung verfügen und ist Megawatt ladefähig. In diesem Bereich ist Daimler eine Kooperation mit "Cellcentric"-Partner Volvo und Wettbewerber Traton eingegangen, um eine MCS-Ladeinfrastruktur aufzubauen.

Darüber hinaus wurden neue Produkte eingeführt, um weiter profitabel zu wachsen: Die deutliche Modellpflege der Setra TopClass und ComfortClass mit ersten teilautonomen Fahrassistenten im Reisebusbereich (ADA2), der neue Mercedes-Benz Tourrider, ein speziell für den nordamerikanischen Markt entwickelter Reisebus, den es auf absehbare Zeit allerdings entgegen dem Landestrend nicht vollelektrisch geben wird, und der völlig neue Western Star 57X Fernverkehrs-Lkw von Daimler Truck North America.

 

Umstrukturierung bei Daimler Buses für Zielrendite 7,5 Prozent

Daimler Truck kündigte zudem Restrukturierungsprogramme sowohl für das Segment Mercedes-Benz in Brasilien als auch für das Segment Daimler Buses an und unterstrich damit die Bedeutung von „Maßnahmen zur Selbsthilfe“, um Rentabilitätsverbesserungen bis 2025 zu erreichen. Daimler Truck kündigte zudem innovative Partnerschaften an, unter anderem mit dem Hightech-Maschinenbauer Manz, sowie Infrastruktur-Joint-Ventures in den beiden Kernregionen Nordamerika und Europa für batterieelektrische und wasserstoffbetriebene Nutzfahrzeuge. Martin Daum, Vorstandsvorsitzender von Daimler Truck: „2022 war ein ganz besonderes Jahr für uns, ein in vielerlei Hinsicht herausforderndes Jahr - aber vor allem ein erfolgreiches erstes Jahr für Daimler Truck als unabhängiges börsennotiertes Unternehmen. Unsere starken Ergebnisse zeigen, dass wir unser Umfeld sehr gut gemanagt haben, seien es die Auswirkungen des Krieges Russlands gegen die Ukraine, anhaltende Engpässe in der Lieferkette oder die hohe Inflation. Wir haben große Fortschritte bei der Erschließung unseres Gewinnpotenzials gemacht und wir haben auch weitere wichtige Schritte in Richtung unserer Ambition gemacht, eine führende Rolle im Bereich des nachhaltigen Transports zu übernehmen und den Klimawandel zu bekämpfen."

Till Oberwörder sagt zu diesem Thema: „Neben einem positiven Ergebnisbeitrag hatten wir uns noch weitere Ziele vorgenommen und haben diese erreicht: Gemeinsam mit dem Betriebsrat konnten wir kürzlich ein Zukunftsbild zur Sicherung unserer Wettbewerbsfähigkeit und der deutschen Standorte vereinbaren. Damit wurde eine langfristige Perspektive für unsere Werke in Mannheim und Neu-Ulm geschaffen. Und für unsere Kunden haben wir im Jahr 2022 wichtige Produkte und Technologien auf den Markt gebracht: die neue Setra ComfortClass und TopClass aus Neu-Ulm sowie eine neue Batteriegeneration für den eCitaro aus Mannheim.“ Letztere kommt allerdings nicht aus Mannheim sondern aus dem benachbarten Darmstadt von Zulieferer Akasol. Langfristig wird Daimler - zumindest für den Truckbereich - jedoch auf robustere und kostengünstigere LFP-Batterien umstellen, wie es im ausführlichen Geschäftsbericht heißt.


Positiver Unternehmensausblick für 2023

Trotz der schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen in 2023, hoher Energiepreise und einer teilweise angespannten Lage in den Zulieferketten geht Daimler Truck von einer starken Entwicklung in den für das Unternehmen wichtigen Nutzfahrzeug-Absatzmärkten aus. Mit Blick auf die beiden großen Regionen Nordamerika und Europa geht das Unternehmen davon aus, dass der Markt für schwere Lkw in beiden Regionen zwischen 280.000 und 320.000 Einheiten liegen wird. Für das Jahr 2023 erwartet Daimler Truck einen Absatz zwischen 510.000 und 530.000 Einheiten. Für den Busbereich wurden keine separaten Zielzahlen genannt, außer dass man nicht von einer allzu schnellen Normalisierung des Reisbusmarktes ausgeht.

Das Unternehmen erwarte einen „deutlichen Anstieg des Umsatzes auf eine Spanne zwischen 53 und 55 Mrd.  Euro im Industriegeschäft und zwischen 55 und 57 Mrd.  Euro auf Konzernebene“. Daimler Truck rechne zudem mit einem deutlichen Anstieg des bereinigten EBIT. Die bereinigte Umsatzrendite für das Industriegeschäft wird voraussichtlich zwischen 7,5  Prozent und 9  Prozent liegen, das analoge Ziel für die 7,5 Prozent für den Bus in 2025 beziffert CFO Jochen Goetz für den Truck mit zehn Prozent.

 

Aufsichtsrat bestellt Karin Rådström weiter bis Ende Januar 2029

Der Aufsichtsrat der Daimler Truck Holding AG („Daimler Truck“) hat außerdem Karin Rådström für die Dauer von fünf Jahren ab dem Ende ihrer derzeitigen Bestellung bis zum 31. Januar 2029 wiederbestellt. Der aktuelle Vertrag von Karin Rådström endet am 31. Januar 2024. Als Vorstandsmitglied ist Karin Rådström seit dem 1. Februar 2021 verantwortlich für die Marke Mercedes-Benz Trucks und die Regionen Europa und Lateinamerika.

Joe Kaeser, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Daimler Truck Holding AG: „Karin Rådström leistet hervorragende Arbeit und hat Mercedes-Benz Trucks in schwierigem Umfeld erfolgreich weiterentwickelt. Sie hat neue Akzente bei der Entwicklung der Performancekultur gesetzt und fördert insbesondere Kundenorientierung, Empowerment und Diversity. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und die gemeinsame Gestaltung des nachhaltigen Transports.“

Karin Rådström begann ihre Karriere 2004 bei Scania, nachdem sie ihren Master of Engineering in Industrial Management an der Königlichen Technischen Hochschule in Stockholm abgeschlossen hatte. Seit 2007 bekleidete sie verschiedene leitende Positionen innerhalb der Vertriebs- und Serviceorganisation von Scania, bevor sie Anfang 2021 zu Daimler Truck wechselte. Auf die Frage in der Analystenrunde, ob Frau Rådström in naher Zukunft Martin Daum ablösen könne, sagte der nur, er habe nicht vor, schnell in Rente zu gehen, und der Aufsichtsrat werde diese Frage zu gegebener Zeit beantworten.