Wie komme ich darauf? Anfang Januar sprach ich mit Busunternehmern, die sich, empört über die Vorgehensweise von HCT, an den Bus Blickpunkt wandten. Einer von ihnen war Josef Ziegler, Geschäftsführer des traditionsreichen Busreiseveranstalters Efinger Reisen in Aichach. Ziegler erhielt im Juli 2019 zwei Aufträge von HCT, die er nach eigenem Bekunden gut über die Bühne brachte. Er habe sich nichts zu Schulden kommen lassen. Für die größere Tour, die nach Prag führte, wartet er heute noch vergeblich auf sein Geld – über 2.400 Euro. Im Oktober habe man Josef Ziegler mitgeteilt, für die Fahrt nach Prag die Rechnung nie erhalten zu haben, er möge diese doch erneut zuschicken. Ziegler reichte die Rechnung erneut ein. Bis heute ist nichts geschehen.

Die andere Tour wurde zwar bezahlt, aber auch erst nach mehrmaliger Aufforderung, unzähligen Telefonaten und E-Mails. Nach monatelanger Zermürbungstaktik beglich HCT erst Anfang Dezember 2019 die Rechnung für die kleine Tour. „Ich finde es unfair und absolut frech, was HCT macht“, beschwert sich Ziegler. Dabei ist Efinger Reisen kein Einzelfall. Dem Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO) sind auch mehrere Fälle dieser Art, HCT betreffend, bekannt.

Ein weiterer Busunternehmer in Bayern hat Ähnliches erlebt. Bei ihm ging es sogar um rund 6.000 Euro, die er von HCT zu bekommen hatte. Bei der ersten Tour im April, die er im Auftrag von HCT fuhr, ging alles gut. Die Rechnung wurde rechtzeitig beglichen. Im Juli hat er den Zuschlag für drei große Touren erhalten; Auftragsvolumen knapp 6.000 Euro. Die Touren wurden durchgeführt. Doch HCT machte keine Anstalten, die erbrachten Leistungen zu honorieren. Auf die Mahnung des Busunternehmers hin habe HCT dem Busunternehmer mitgeteilt, dass er sein Geld bekommen werde, er solle unbesorgt sein – allerdings erst ein halbes Jahr später. Danach habe Funkstille geherrscht. Seine Versuche, auf verschiedenen Kanälen jemanden zu erreichen, blieben ergebnislos. Daraufhin beauftragte der Busunternehmer ein Inkassounternehmen. Der Kampf dauerte bis Mitte September an, dann endlich knickte HCT ein und bezahlte den ausstehenden Rechnungsbetrag. Davon musste der Busunternehmer 30 Prozent an das Inkassounternehmen zahlen. Er ist sich sicher, ohne Unterstützung hätte er sein Geld nicht bekommen. Sowohl Josef Ziegler, als auch andere Busunternehmen, die solche Erfahrungen mit HCT gemacht haben, möchten andere Busunternehmerkollegen warnen, nicht in die gleiche Falle zu tappen. Deshalb lautet die Empfehlung: Fahrten nur gegen Vorkasse!

Was sagt HCT dazu?

Da ich telefonisch die HCT-Geschäftsführung nicht erreichen konnte, bat ich das Unternehmen schriftlich um eine Stellungnahme. Kurz danach kam die Antwort: „Derzeit gibt es leider zwei Busunternehmen, mit denen wir ein wenig über Kreuz liegen: Der Grund sind teils überhöhte Abrechnungen, teils Reklamationen, die uns kundenseitig zugegangen sind. Da wir als Buscharter-Agentur bei Schlecht- bzw. Minderleistung gegenüber den beförderten Gruppen regresspflichtig sind, erstreckt sich diese Regresspflicht auch auf unsere Buspartner (Lieferanten). Trotz eindeutiger Dokumentation zur Reklamation mit Fotos und Aussagen der Gäste lässt sich nicht immer eine einvernehmliche Einigung erzielen, woraufhin ein Busunternehmer im Härtefall trotz eindeutiger Rechtslage mangels Einsicht ‚auf die Barrikaden‘ gehen kann.“ Weiterhin hieß es: „Der Weg über die Medien kann aus Sicht des Busunternehmers in diesem Fall womöglich den vermeintlich stärkeren Hebel darstellen (Druck über negative Berichterstattung), als der übliche Weg über ein Inkassoverfahren (das jedoch nur fruchtet, wenn der Gläubiger auch faktisch im Recht ist).“

Die Busunternehmer, mit denen ich gesprochen habe, leiten traditionsreiche Unternehmen. Das sind keine Anfänger, sondern Profis. Wenn sie „Minderleistungen“ erbracht hätten, wie oben von HCT beschrieben, warum versucht HCT dann immer noch Aufträge an diese Busunternehmen zu vermitteln? Denn sie erhalten immer noch regelmäßig Angebote aus Hamburg.
Die Frage nach dem „üblichen Weg über ein Inkassoverfahren“, die HCT u.a. in seinem Statement aufwirft, ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht einfach beantwortet – und das dürfte HCT auch bewusst sein. Ein Busunternehmer, wie z.B. im Fall von Josef Ziegler, erhält einen Auftrag über 2.400 Euro, führt diesen aus, muss seinem Geld hinterher rennen und soll dafür auch noch ein Inkassounternehmen beauftragen. Im Interesse der Kostendeckung ist das wohl wenig sinnvoll. Und genau darauf spekuliert HCT, so die Vermutung der Busunternehmen.