Der Käufer für das über 100-jährige Unternehmen stand auch schon fest: das Ehinger Busunternehmen Bottenschein. „Wir sind in intensiven Verhandlungen mit Herrn Knese“, antwortete Horst Bottenschein, Geschäftsführer Bottenschein-Reisen auf meine Anfrage. Mehr wollte er vorerst nicht verraten, da über die Details Stillschweigen vereinbart worden war.

Im Grunde genommen war alles fast in trockenen Tüchern, wie mir aus verlässlicher Quelle mitgeteilt wurde. Doch dann: Kehrtwende in letzter Minute. Klaus Knese, Geschäftsführer von Baumeister-Knese, überlegte es sich anders. Dem Bus Blickpunkt gegenüber sagte er: „Meine Mitarbeitet haben mich umgestimmt.“ Was war also passiert? Warum wollte er ein gut laufendes Unternehmen überhaupt verkaufen? An der Corona-Krise jedenfalls liegt es nicht; das Unternehmen stehe wirtschaftlich nach wie vor gut da, das bestätigte Klaus Knese in einem Telefongespräch mir gegenüber. Es ist wohl vielmehr so, dass der 65-jährige Firmenchef kürzer treten möchte. Einen Nachfolger für das Unternehmen gab es wohl bisher nicht – ein Problem, das einigen Unternehmen in der Busbranche bekannt sein dürfte. Scheinbar sah er keinen anderen Ausweg und beschloss, sein Unternehmen zu verkaufen. Nach etlichen Verhandlungstagen, Gesprächen und Beratungen – u.a. auch mit seinen Mitarbeitern – stoppte er sein Vorhaben.

Gegenüber der Ulmer Tageszeitung „Südwest Presse“ begründete Knese seinen Sinneswandel: „Das war alles hochemotional. Meine Fahrer sind Sturm gelaufen. „Ich kann das meinem Personal nicht antun. Ich stehe in der Pflicht. Ich hätte nie gedacht, dass die Mitarbeiter so hinter mir und hinter dem Unternehmen stehen. Ich bin jetzt wieder auf der kämpferischen Seite.“ Wie die Zukunft von Baumeister-Knese aussehen wird, könne er aktuell noch nicht sagen, aber es gab diesbezüglich einige Vorschläge u.a. auch aus seiner Belegschaft.

Prellen Reiseveranstalter Busunternehmen?

Was tut sich sonst noch hinter den Kulissen der Busbranche? Die Reisebusse der Busreiseveranstalter standen über viele Monate still – das ist kein Geheimnis. Die Not der Unternehmen ist entsprechend groß – immer noch. Was große Reiseveranstalter ohne Fuhrpark nicht davon abhält, daraus ihren Profit zu schlagen. Wie aus Gesprächen mit Busunternehmern herauszuhören war, versuchen Reiseveranstalter, teilweise handelt es sich um langjährige Geschäftsbeziehungen, ihre Geschäftspartner, also Busunternehmen, zu prellen, indem sie die Preise für Tourenabwicklung noch weiter nach unten drücken. Die Masche: Erst wird ein Angebot vom Busunternehmer eingeholt. Nach einer Weile wird ihm mittgeteilt, dass ein anderer Unternehmer sich bereit gezeigt habe, für weniger zu fahren. Dann kommt die Frage: „Willst Du das nicht machen?“ Und schon schnappt die Falle zu. Ein weiteres Argument, das Seitens dieser besagten Reiseveranstalter zur Manipulation dient, um die Preise zu drücken: „Wir haben nicht genug Teilnehmer auf dieser Tour, also können wir den von Dir angegebenen Preis nicht bezahlen. Kannst Du auch für weniger fahren?“

Autobus Sippel gibt auf

Das im hessischen Hofheim ansässige Busunternehmen Autobus Sippel stellt den Geschäftsbetrieb zum Jahresende ein. Davon betroffen ist auch die Tochtergesellschaft Sippel-Travel. Seit 2011 gehören beide Unternehmen zum Netinera-Konzern, einer Tochter des italienischen Eisenbahnunternehmens Trenitalia. Autobus Sippel ist seit mehr als 90 Jahre im öffentlichen Nahverkehr im Rhein-Main-Gebiet tätig. „Wir konnten uns in dem aggressiven Preiswettbewerb, der derzeit am Ausschreibungsmarkt herrscht, leider nicht durchsetzen – weder beim Wiedergewinn von Bestandsverkehren noch bei neuen Ausschreibungen. Die Pandemie war ein zusätzlicher erschwerender Faktor“, gab Frank Silzer, Geschäftsführer von Autobus Sippel, als Grund an. 200 Menschen verlieren laut Silzer ihren Arbeitsplatz.

Mit Expressbus zum Flieger

Medienberichten zufolge stellt die Lufthansa ihre umstrittenen Kurzstreckenflüge (150 Kilometer Luftlinie in rund 40 Minuten Flugzeit) zwischen Nürnberg und München ein. Weil der Flughafen München nicht an das ICE-Netz angeschlossen ist, kommen Expressbusse zum Einsatz, die zweimal täglich zwischen den Flughäfen Nürnberg und München hin und her fahren.