Die Streikfreude von Verdi sei dieses Jahr besonders auffällig, erzählte mir Yvonne Hüneburg, stellv. Geschäftsführerin vom Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) am Telefon. Einen Streik anzuzetteln, noch bevor man überhaupt am Verhandlungstisch gesessen hat, habe sie in den elf Jahren Tätigkeit beim WBO noch nie erlebt. Aufgeheizt hat Verdi die Stimmung aber bereits im Vorfeld der Tarifverhandlungen. Mir kam zu Ohren, dass Verdi seine Betriebsräte in den Verkehrsunternehmen in Baden-Württemberg aktiviert hat, um den privaten Busunternehmen mit einem für die Busbranche unangenehmen Thema auf die Nerven zu gehen: Arbeitszeitunterbrechung, auch Pausenregelung bzw. Wartezeiten genannt. Das klingt nach reiner Stimmungsmache. Denn Pausenregelungen betreffen den Manteltarifvertrag, der aber erst 2020 neu verhandelt wird und somit nichts mit den aktuellen Tarifverhandlungen zu tun hat, das bestätigte mir Yvonne Hüneburg. Von dieser Verdi-Kampagne habe ich in Zusammenhang mit der Firma Omnibusverkehr Spillmann aus Bietigheim-Bissingen erfahren. Daraufhin setzte ich mich mit Bülent Menekse, Geschäftsführer von Omnibusverkehr Spillmann, in Verbindung und bat ihn um eine Stellungnahme. Mir war zugetragen worden, dass der Betriebsrat Stress macht. Er teilte mir per E-Mail mit, dass Verdi im Vorfeld der Tarifverhandlungen mit Privaten ein Gerichtsurteil aus dem Jahr 2016 aufgegriffen habe, bei dem es sich um das Thema der „tarifvertraglichen Entlohnung von unproduktiven Zeiten handelt“. Der Betriebsrat habe Bülent Menekse im Vorfeld der Tarifverhandlungen darüber informiert, dass Verdi die Betriebsräte von Verkehrsunternehmen dazu angehalten habe, das Gerichtsurteil flächendeckend in alle Betriebe in Baden-Württemberg zu bringen. Hintergrund des Urteils: In diesem speziellen Einzelfall hatte ein Linienbusfahrer die Vergütung von Wartezeiten im Linienverkehr vor Gericht erstritten. Das Urteil betrifft diesen einen speziellen Fall aus dem Jahr 2016. Die Richterin habe Hüneburg zufolge in der Urteilsbegründung ganz klar gesagt, dass es sich dabei um ein Einzelurteil handele und dieses Urteil keine Branchenwirkung habe. Umso größer ist die Verwunderung bei den privaten Busunternehmen über die Verdi-Kampagne. Verdi habe am 02. Januar – über drei Jahre nach dem Urteil – im Rahmen der Tarifauseinandersetzung Aufgabenträger und Betriebsräte angeschrieben und auf das Urteil hingewiesen. In diesem Schreiben wurde laut Hüneburg den privaten Busunternehmen Missachtung des Urteils und Nichteinhaltung der Pausenregelung vorgeworfen. „Da fragt man sich, warum soll man ein Urteil umsetzen, das weder veröffentlicht noch gegen mich als Unternehmen ergangen ist, noch dem ich beigeladen war oder ich Einfluss auf den Ausgang nehmen konnte?“, stellt Hüneburg in Frage. Hat Verdi eigentlich geschlafen, als die Tarifverträge damals ausgehandelt wurden? „Die Tarifverhandlungen wurden alle mit Verdi gemacht. Als Sozialpartner sollte man zu
den unterschriebenen Verträgen auch stehen“, betont Hüneburg. Eines steht jedenfalls fest: Mit der Wartezeiten-Keule wird Verdi auf die Branche weiter einprügeln. Wie die Arbeitszeitunterbrechungen zustande kommen und warum es schwierig ist, diese auszugleichen, sollte Verdi mal mit der Öffentlichen Hand diskutieren.

Der Busunternehmer Josef Brandner, Geschäftsführer von BBS Brandner Bus Schwaben, wurde Ende Januar auf der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben zu einem der drei Vizepräsidenten gewählt. Damit gehört Brandner zu den wenigen Busunternehmern bundesweit, die u.a. als Interessenvertreter des privaten Omnibusgewerbes so ein Amt bekleiden. Als einer der drei Stellvertreter des IHK-Präsidenten wird sich Brandner dem Arbeitsschwerpunkt der Mobilität (Straße, Schiene, Luftverkehr, neue Mobilität) widmen. Der innovative Busunternehmer aus Krumbach (Schwaben) engagiert sich bereits seit 1986 bei der IHK, seit 2014 ist er Vorsitzender des Ausschusses Verkehr und Logistik.

Das Busunternehmen Pussack in Syke-Heiligenfelde musste seinen Betrieb zum 31. Januar 2019 einstellen. Als Gründe für die Betriebsaufgabe gaben
die geschäftsführenden Brüder Uwe und Bernd Pussack die unverhältnismäßig stark steigende Bürokratie sowie den Personalmangel an. Der entscheidende Punkt war aber letztlich der plötzliche Wegbruch von Einnahmen. Denn Pussack hatte Ende 2017 zwei große Aufträge verloren. Zum einen flog das Unternehmen aus dem langjährigen Werksverkehr für Airbus raus und zum anderen verlor Pussack seine Auftragsfahrten für einen Reiseveranstalter.