Inventuren und Abschlussdeadlines geben sich vor den Feiertagen die Klinke in die Hand und irgendwann kommt der fleißige Geschäftsmann auch mal zum Durchschnaufen und Gedanken sammeln unter dem Christbaum. Und da dürfte so Manchem derzeit auffallen, dass sich zwar die Reisemärkte deutlich erholt haben, aber die genannten Marktmechanismen in der Busbranche doch etwas verrücktspielen, besonders gut seit der Busworld zu beobachten.
Lieferzeitenprobleme, Ersatzteilengpässe und vollmundige Ankündigungen von Produkten und Systemen, die kaum vor einem Jahr zu erwerben und noch lange nicht zu bestellen sind (so die neuen Spiegelersatzsysteme von Daimler oder der neue VDL „Vision Futura“, der noch sehr lange eine reine Vision bleiben dürfte). Gute Chancen auf das Unwort des Busjahres hat aus unserer Sicht das gute Wort „Bauplatz“, das jeder kennt, der schon mal in die Nähe eines Kaufvertrages für einen neuen Bus gekommen ist, aber heute eher so unerreichbar klingt wie eine Top-Lage auf der Frankfurter Zeil. Bauplätze für den neuen Mercedes Tourismo sind erst wieder ab 2025 zu bekommen, die Bauzeit kommt natürlich oben drauf! Über den Setra-Vertrieb ist sogar zu hören, dass dezenter Druck auf Kunden zum Vertragsschluß ausgeübt werde, damit wenigstens 2025 ein Bus vorfahren kann.

VDL soll seine Produktion massiv heruntergefahren haben und Ballard habe massive Probleme in der Lieferung von Brennstoffzellen zum Beispiel für die neuen Van Hool-Stadtbusse. Auf der Busworld warnte uns schon Robert Katzer, neuer Bus Vertriebschef von MAN, dezent vor: „Wir haben im Moment immer noch ein Verfügbarkeitsthema bei Teilen wie zum Beispiel beim Sourcing von Halbleitern. Das beschäftigt uns sowohl in der Produktion als auch im Service massiv. Hier haben wir eigentlich einen ganz anderen Grad an Stabilität erwartet.“ Bei den Lieferzeiten wirke sich das zwar nicht mehr so stark aus, da lägen die Münchener „in einem normalen Bereich“: Beim Reisebus seien das rund acht Monate“, beim Elektrobus sehe es aber ganz anders aus. „Hier liegen wir also bei einer Lieferzeit von deutlich über zwölf Monaten.“ Das ist ein Wort! Unglücklich klang der Manager trotzdem nicht im Interview: „Es läuft aktuell einfach echt gut beim Auftragseingang,“ sagte er direkt nach obigen Problemdarstellungen. Und das bringt uns zum eigentlich Kern des Themas: Sind diese Verknappungen und Engpässe gottgegeben oder auch ein wenig erwartbare Folgen der massiven Kapazitätsverschlankungen der Hersteller in den letzten Jahren? Ein hochrangiger Verbandsvertreter mit eigenem Unternehmen jedenfalls geht im vertraulichen Gespräch davon aus. „Man hat die Kapazitäten sehr weit heruntergefahren und jetzt brüsten sich alle Hersteller damit, dass sie ausgebucht seien. Die Preise gehen dadurch in irrwitzige Höhen, das ist dramatisch. Ich weiß gar nicht, wie sich das kostentheoretisch hinterlegen lässt.“ Und auch die neuen Systeme und Plattformen, die die europäische GSR-Richtlinie nötig gemacht haben, sind nicht zum Nulltarif zu bekommen, das ist klar. Wer also neue Busse kaufen will, wird lange warten und tief ins Portemonnaie greifen müssen. Ein bisschen so, wie bei den Weihnachtsgeschenken. Bei denen gelten auch selten Marktmechanismen.