Und das in einer Situation, da der ÖPNV im Rahmen der Verkehrswende bis 2030 verdoppelt werden soll. „Wie, um alles in der Welt soll das gelingen“, fragt sich so mancher innerhalb und außerhalb der Branche. Daher ist es schon seit einiger Zeit eine der vornehmsten Aufgaben der Busverbände, die Werbetrommel für den Beruf des Fahrers und der Fahrerin (ausnahmsweise gendern wir hier, wenn auch ungelenk) zu rühren. Denn neben den grundlegenden Faktoren wie einem leichteren Zugang zum Führerschein und einer adäquaten Bezahlung (auch von Wartezeiten, zu denen nicht gelenkt wird!) ist es sicher auch das schlechte Image des Berufes als besserer Handlanger, der es jungen Menschen nicht eben als erstrebenswert erscheinen lässt, sich hinters Bussteuer zu klemmen. Jetzt ergänzen der bdo und seine Landesverbände seine laufende Kampagne unter dem Motto „Bus fahren. Mehr drin als Du denkst.“ um einen neuen, vom NWO produzierten Videoclip, der breit an Bussen und Haltestellen per QR-Code gestreut werden soll und womöglich sogar ins Kino kommt. Den Grund dafür fasst der NWO-Vorsitzende Jürgen Weinzierl knapp zusammen: „Die privaten Busunternehmen und wir als Verbände müssen trommeln, trommeln, trommeln“. Gemeinsam müsse man auf diese existenzbedrohende Situation aufmerksam machen.

 

„Denn wer in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wird, findet nicht statt – weder bei Bewerbern noch bei Politik und Institutionen, welche die gesetzlichen Rahmenbedingungen und den Zugang zum Beruf ändern und verbessern können.“ Der NWO habe bereits erste Anfragen von Mitgliedsunternehmen, die das Video in ihren örtlichen Kinos ausstrahlen wollen, um so unmittelbar Interessenten anzusprechen. „Wir sind uns sicher, dass die Betriebe in NRW diese Kampagne tatkräftig unterstützen werden“, sagt NWO-Geschäftsführer Chris-tian Gladasch. Und tatsächlich sieht man den Clip im Netz von vielen Busunternehmen geteilt und geliked. Wir haben uns - zumindest beim NWO - recht unbeliebt gemacht, indem wir den Clip in unserem vorletzten Online-Newsletter so beschrieben: „Eine junge Dame, die etwas überzeichnet als Blondine im Schulmädchen-Report-Stil vor einem überalterten Arbeitsagentur-Beamten (vulgo Busunternehmer?) mit hochrotem und qualmendem Kopf ihre dezidierten Wünsche à la Generation Z auffächert („Die Welt erleben“ aber trotzdem „um 17 Uhr zu Hause sein“?). Diese Art von Pixel-gewordenem, beinahe schon schlüpfrigem Altherrenwitz dürfte bei vielen jungen Menschen heute nicht mehr so gut ankommen, egal ob im Kino oder auf YouTube!“ Starker Tobak, zugegeben! Aber jeder Werbeclip wirkt nun mal völlig anders auf den jeweiligen Rezipienten. Und unser massives Störgefühl bei dem Steifen wurde uns von vielen Gesprächspartnern der Branche persönlich bestätigt, ein Busunternehmer aus Mittelfranken schrieb uns: „Bezüglich des Busfahrer-‚Werbeclips‘ sprechen Sie mir aus der Seele. Dieser Clip wird wirklich eher abschrecken.“ Andererseits gibt es auch positive Stimmen, so sagt etwa René Lang aus Sachsen: „Man nimmt sehr schön den Bierernst aus der Diskussion und spricht die Dinge auf humoristische Weise an. Junge Leute können so mit einem Augenzwinkern in eine andere Richtung gelenkt werden.“ Um es ganz klar zu sagen: wir wollen mit unserer Kritik niemandem seine besten Absichten oder gar den Humor absprechen.

 

Über den lässt sich ja ebenso trefflich streiten, wie über die Schönheit. Trotzdem sind wir überzeugt davon, dass die junge, oft sehr anspruchsvolle Generation Z, mit sehr modernen und bedachten Argumenten und Emotionen abgeholt werden muss. Und die sollten immer zu 100 Prozent authentisch sein und die Faszination und Begeisterung des Busfahrens glaubhaft „rüberbringen“. Nicht als „Wunschliste der Quadratur des Kreises“, sondern als emotionales Bekenntnis zu einem verantwortungsvollen und jeden Tag wieder spannenden Beruf, der Menschen verbindet. Es wird neue Chancen dafür geben. So sagt Yvonne Hüneburg vom WBO: „Angesichts der Nöte, die wir haben, wir es sicher nicht der letzte Clip sein, den wir produzieren.“