Am 07. Januar trafen sich Bus- und Gruppentouristiker bei der alljährlichen Veranstaltung „Tag der Bustouristik“ in Halle (Saale). Diese Veranstaltung markiert seit beinahe vier Jahrzehnten den Jahresauftakt der Branche ins bus- und gruppentouristische Jahr. Den Tag der Bustouristik, der unter der Schirmherrschaft des RDA stattfindet, ins Leben gerufen hat 1982 Dieter Gauf. Er war 1985 Geschäftsführer und seit 1996 Hauptgeschäftsführer des RDA. Seit 01. Januar 2019 ist Dieter Gauf, Jahrgang 1952, nicht mehr in dieser Funktion tätig. Dem Verband bleibt der erfahrene Netzwerker weiterhin erhalten: Nach dem Eintritt ins Rentenalter, das verkündete Dieter Gauf am Ende der Veranstaltung in Halle, sei er für den RDA ab sofort als Generalbeauftragter für die Themenbereiche Politik, Verbände und Marktforschung sowie als Generalsekretär der EACT (European Alliance for Coach Tourism) tätig. Was heißt das nun für den Verband? Ist der RDA jetzt ohne Geschäftsführer? Nein! Auch wenn bisher offiziell nichts verkündet wurde (Stand nach Redaktionsschluss), so braucht man nur aufmerksam hinzuschauen und auch ein wenig zwischen den Zeilen zu lesen. Da der RDA-Präsident Benedikt Esser neuerdings mit „geschäftsführender Präsident“ unterzeichnet, liegt die Vermutung nahe, dass er neben seinem Amt als RDA-Präsident sowie Geschäftsführer der RDA Expo GmbH jetzt auch die Geschäftsführung des Verbandes in Personalunion übernommen hat. Warum auch nicht? Oder sind das doch zu viele Posten in Personalunion? Vielleicht gilt hier aber auch – wie bei der Bundeskanzlerin Angela Merkel und der CDU – die Prämisse: Kanzleramt und Parteivorsitz gehören zusammen.

In diesem und kommenden Jahr laufen viele Verträge des ÖPNV aus. Zur Freude vieler Auftraggeber und Kommunen sowie der Big Player auf dem ÖPNV-Markt, die sich seit langem die Hände reiben. Mit vereinten Kräften und der Geheimwaffe Ausschreibungen werden funktionierende Strukturen unumkehrbar zerstört und der Mittelstand platt gemacht. Beim Tag der Bustouristik sprach ich mit einigen anwesenden Busunternehmern, die mir bestätigten, dass die Politik sich von den Konzernen mehr erhofft als von den mittelständischen Strukturen. Dabei ist der Mittelstand das Rückgrat der Deutschen Wirtschaft. Für viele kleine und mittelständische Unternehmen im privaten Omnibusgewerbe bedeutet das Auslaufen der Linienverträge vor dem Hintergrund der EU-weiten Ausschreibungen, die landauf, landab stattfinden, Bangen um die Existenz. Dass mittelständische Strukturen hierzulande zerschlagen werden und dadurch traditionsreiche Busunternehmen, die seit Jahrzehnten vielen Arbeitnehmern einen sicheren Arbeitsplatz bieten, in dieser politischen Gemengelage geopfert werden, interessiert niemanden.

Die Gewerkschaft Verdi etwa befürchtet eine Privatisierung von Bus und Bahn und warnt vor Dumpinglöhnen und drohenden Massenentlassungen im ÖPNV. Gewissermaßen hat Verdi ja Recht, aber in Bezug auf große Konzerne und globale Player, für die die mittelstandsfeindliche Politik hierzulande und auf EU-Ebene u.a. im ÖPNV Tür und Tor geöffnet hat. Fairerweise ist hier eine klare Unterscheidung notwendig. Wenn über Dumpinglöhnen im ÖPNV gesprochen wird, so sollte Verdi vielleicht genauer analysieren, wie diese zustande kommen – insbesondere, wenn die Gewerkschaft mit dem Finger auf das private Omnibusgewerbe zeigt. Über die Spielregeln auf diesem Markt bestimmt die Politik, bricht man das Ganze auf den ÖPNV runter, so sind es die Kommunen und die Aufgabenträger. Bei einem Gespräch mit einem Busunternehmer auf dem Tag der Bustouristik habe ich in diesem Zusammenhang erfahren, dass Aufgabenträger und Kommunen ein System pflegen, an dem keiner rütteln will. So wurde mir berichtet, dass man im ÖPNV unterscheiden müsse zwischen dem Hauptbetrieb, also attraktive Linien, und Linien mit geteilten Diensten, die für den Aufgabenträger minder attraktiv seien. Für Letzteres würden bevorzugt Subunternehmer eingesetzt – so billig wie möglich. Sparen heißt die Devise. Das Geschäft zahle sich in keiner Weise aus, aber es finde sich immer ein Busunternehmer, der für einen Hungerlohn diese Linien bediene. Das Spielchen mit den verschiedenen Regeln im ÖPNV treibe die Busunternehmer immer weiter auseinander. Nach Meinung des Busunternehmers, mit dem ich sprach, sei das Ziel von Verdi, in erster Linie die privaten Busunternehmen auszuschalten, damit die großen städtischen ÖPNV-Betriebe noch größer werden und Verdi folglich mehr Macht erlange. Der Mitgliederschwund bei Verdi habe Auswirkungen auf die Machtverhältnisse, auf diese Weise versuche sich Verdi ein Stück mehr Macht unter die Nägel zu reißen. Das sei auch im Interesse des ÖPNV-Chefs, denn auch er bekomme ein größeres Stück vom Kuchen ab, wenn die Zahl der Mitarbeiter wächst. Für die privaten Busunternehmer heißt jetzt erst recht, Know-how und Kräfte bündeln, miteinander statt gegeneinander arbeiten.