Ausbau und Attraktivität des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sind wichtige Bestandteile für die Mobilitätswende. Damit diese gelingen kann, braucht es genügend Fachkräfte, die Busse und Bahnen fahren, warten und verwalten können. Doch wie in vielen Branchen grassiert auch im öffentlichen Verkehr der Fachkräftemangel.

 

„Wir brauchen engagierte Fachkräfte, um die Qualität im ÖPNV zu sichern. Für den Ausbau des ÖPNV benötigen wir sogar zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auf Initiative des Landes hat sich deshalb ein breites gesellschaftliches Bündnis zur Gewinnung von Fachkräften gebildet. 16 Institutionen arbeiten nun Hand in Hand, um die Rahmenbedingungen für Fachkräfte zu verbessern und die Berufsbilder bekannter zu machen. Ich freue mich sehr, dass sich so viele Partner zusammengeschlossen haben. Denn die Mitarbeitenden im öffentlichen Verkehr sind systemrelevant. Für die Mobilitätswende benötigen wir sie dringend“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann bei der Landespressekonferenz am 28. März 2024.

Das Bündnis besteht derzeit aus 16 Institutionen, von denen das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg (VM), der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen Baden-Württemberg (VDV) und der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen e.V. (WBO) den Trägerkreis bilden. 

Zusammen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Baden-Württemberg, bilden diese fünf Organisationen den Steuerkreis.

 

Gemeinsames Ziel: Fachkräftemangel bekämpfen

Um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen, hat das Bündnis drei Hauptaufgaben identifiziert: die Sichtbarkeit der Berufe erhöhen, Mehrwerte für die Beschäftigten schaffen und die Rahmenbedingungen verbessern. Prof. Dr. Alexander Pischon, Vorsitzender der VDV-Landesgruppe Baden-Württemberg sagte: „Die ÖPNV-Branche benötigt in den kommenden Jahren
viele motivierte und qualifizierte Arbeitskräfte, die in unseren Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbünden einen guten ÖPNV für die Kundinnen und Kunden sicherstellen und weiterentwickeln. Damit wird neben dem finanziellen Rahmen, den Bund und Länder setzen, das Top-Thema Personal darüber entscheiden, ob die Klimaziele im Verkehrsbereich bis 2030
erreicht werden.“

 

Wichtige Zielgruppe: Frauen am Steuer

Das Bündnis möchte sich außerdem dafür einsetzen, die Hürden für den Zugang zu den entsprechenden Berufen zu senken. Dabei wird es sich beispielsweise für eine zielgerichtete Verbesserung des Fahrerlaubnisrechts einsetzen. Das Bündnis will zudem ein Konzept zur Gewinnung von Arbeitskräften aus dem Ausland erarbeiten und mittels Sprachkursen und Integrationsangeboten weitere
Hürden abbauen.

„Die Vereinfachung des Erwerbs des Busführerscheins und der Berufskraftfahrerqualifikation sind Maßnahmen, die den Zugang zum Beruf beschleunigen und weitere Zielgruppen erschließen“, führte WBO-Vizepräsident Franz Schweizer aus und lenkt den Blick nach Vorarlberg in Österreich. Dort sind weitaus mehr Frauen als Busfahrerinnen tätig als in Baden-Württemberg.

 

„Möglich macht das unter anderem ein deutlich günstigerer und schneller zu erwerbender Busführerschein. Durch spezifisch ausgestaltete Förderprogramme werden Frauen dort zudem beim Einstieg in den Beruf der Busfahrerin unterstützt“, erläutert Schweizer und sieht darin ein Konzept, das dem Fachkräftebündnis in weiten Teilen als Vorbild dienen kann. Weiteres Potenzial sieht er in der Anwerbung von Fachkräften im Ausland. „Ein gemeinsames Konzept zur Rekrutierung von Personal im Ausland durch die Branche und die Landesregierung – zusammen mit weiteren Partnerinnen und Partnern und begleitet durch Maßnahmen zur Förderung der Integration – kann dazu beitragen, ausländische Fachkräfte zu gewinnen und nachhaltig zu binden“, so Schweizer und betonte: „Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist auch die Anerkennung ausländischer Führerscheine.“

 

Die Berufe des öffentlichen Verkehrs sind Berufe mit Zukunft“, erklärte Martina Musati, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit. „Bus und Bahn bieten regionale, flexible und sichere Arbeitsplätze mit vielfältigen Perspektiven. Wer im öffentlichen Verkehr arbeitet, kann die Verkehrswende aktiv mitgestalten. Die Bundesagentur
arbeitet im Fachkräftebündnis mit dem Ministerium und den Partnern gemeinsam daran, die Fachkräfte-Potenziale im Inland wie auch im Ausland noch stärker zu heben und damit mehr Beschäftigte für den öffentlichen Verkehr zu gewinnen.“