Das Schweizer Unternehmen True Value Capital Partners hatte Temsa im Mai vergangenen Jahres von der Sabanci Holding gekauft. Der Wert von Temsa war auf 825 Millionen türkische Lira (140 Millionen US-Dollar) geschätzt worden. Der Verkauf war für nur rund 375 Millionen Lira (65 Millionen US-Dollar) über die Bühne gegangen – abzüglich Schulden.
Rechtsanwältin Leman Türkmenoğlu wirft nun den Verantwortlichen bei der Sabanci Holding vor, die Schulden des Unternehmens absichtlich in die Höhe getrieben zu haben, um so Kapital ins Ausland zu schaffen. „Gegenwärtig befinden sich 44 Führungskräfte in der Holding. Ich habe Rechtsmittel wegen betrügerischer Insolvenz eingelegt und die Staatsanwälte haben sie zur Aussage aufgefordert“, sagte die Anwältin. Sie beschuldigt die Verantwortlichen bei Sabanci, mit dem Verkauf von Tema das Unternehmen „mit Schulden erstickt“ zu haben, indem sie nichtgerechtfertigte Kredite von Banken (involviert seien 12 Banken) aufgenommen und auf Handelsverträge übertragen hätten. „Und die Gelder haben sie so ins Ausland geschafft“, sagte Türkmenoğlu.
Temsa stellte im Dezember die Produktion seiner Busse und leichten Lastwagen ein. Der Hersteller beschäftigt rund 20.000 Mitarbeiter in der Türkei und im Ausland.
Nach Berichten türkischer Medien, die den Verkauf von Temsa infrage stellten, begann der türkische Finanzminister, Berat Albayrak, die Angelegenheit auf Anordnung des türkischen Präsidenten zu verfolgen, berichtete die Zeitung "Dünya" Anfang Januar. Laut "Dünya" bereitet sich die Sabanci Holding auf den Rückkauf von Temsa unter der Anweisung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan vor.