Damit werden erstmals auch Grenzwerte für Brems- und Reifenabrieb eingeführt, was die Norm dann auch für bisher als „emissionsfrei“ geltende Elektro- oder Wasserstofffahrzeuge verbindlich macht. Auch neue Richtlinien für die Haltbarkeit von Traktionsbatterien sind Teil der neuen Norm.

Die EU-Staaten und das Europaparlament müssen der Einigung noch formal zustimmen. Das gilt auch für die Bundesrepublik. Die Regeln sollen nach Angaben des Parlaments 30 Monate nach ihrem Inkrafttreten für Autos sowie Kleintransporter (Euro 7) und 48 Monate nach diesem Zeitpunkt für Busse und Lkw (Euro VII) gelten (01. Januar 2028). Ursprünglich hatten die EU und ihre Mitgliedstaaten das Jahr 2025 bzw. 27 (für Busse) als Ziel für die neuen Regeln formuliert.

Zu diesem Zeitpunkt soll es dann für jedes Fahrzeug eine Art "Umweltpass" analog zu den aktuellen COC-Papieren geben, der über Umweltfaktoren zum Zeitpunkt der Zulassung informiert. Das sind beispielsweise Grenzwerte für Schadstoffemissionen, CO2-Emissionen, Kraftstoff- und Stromverbrauch, elektrische Reichweite sowie die Lebensdauer der Batterie. „Die Fahrzeugnutzer werden auch Zugang zu aktuellen Informationen über den Kraftstoffverbrauch, den Zustand der Batterie, die Schadstoffemissionen und andere relevante Informationen haben, die von bordeigenen Systemen und Monitoren erzeugt werden. Darüber hinaus müssen die Automobilhersteller ihre Fahrzeuge so konzipieren, dass eine Manipulation der Emissionskontrollsysteme durch die Digitalisierung der Fahrzeugüberwachung verhindert wird“, heißt es in der Pressemitteilung des EU Parlaments. 

Die Grenzwerte bleiben nun insgesamt auf dem alten Euro-6-Niveau, was als wesentliche Entschärfung der Regeln gilt. Unter Euro 6 waren bislang Stickoxide (NOx), Kohlenmonoxid (CO), Partikel, Kohlenwasserstoffe und Methan sowie Ammoniak für Lastkraftwagen und Busse geregelt, in den letzten Jahren waren besonders die Stickoxide im Fokus, die durch SCR-Systeme mit AdBlue weitgehend eliminiert werden. klimaschädliche Kohlendioxidemissionen sollen mit einer separeten Gesetzgebung angegangen werden, die mindestens genauso strittig ist, die wir für Euro 7.

Umweltverbände beklagten deshalb ein angebliches Einknicken vor der Industrie, die hohe Kosten ins Feld führte. Viele großen Hersteller wie Daimler und MAN haben bereits angekündigt, wegen der hohen Investitionen in Elektromoblität und Euro 7 zumindest keine Stadtbusmotoren mehr in Euro 7 zu entwickeln oder anzubieten. Wie man mit den Grenzwerten in Sachen Feinstaub und Bremsabrieb umgehen wird, ist bisher noch völlig unklar. Tatsache ist, das bei Elektrofahrzeugen weniger Bremsabrieb anfällt wegen der hohen Rekuperationsraten der Elektromotoren, jedoch der Reifenabrieb etwas höher sein dürfte wegen der hohen Antriebsmomente der Motoren ab der ersten Umdrehung.

 

Hersteller begrüßen die Planungssicherheit

Der europäische Herstellerverband ACEA begrüßt die einigung grundlegend. "Obwohl wir die vollständigen Details erst verstehen werden, wenn wir das gesamte Dokument bewerten können, stellen wir fest, dass sich die interinstitutionellen Verhandlungsführer grundsätzlich dafür entschieden haben, zukunftsorientierten Herausforderungen wie den Bremsemissionen von leichten Nutzfahrzeugen und den Anforderungen an Elektrofahrzeugbatterien Priorität einzuräumen. Auch die Grenzwerte für Abgasemissionen und die Prüfverfahren für schwere Nutzfahrzeuge wurden deutlich verschärft", so Sigrid de Vries, ACEA-Generaldirektorin.  

Die europäische Fahrzeugindustrie begrüße vor allem die jetzt gegebene Planungssicherheit. "Um ausreichende Vorlaufzeiten zu gewährleisten, zählen wir nun auf die Unterstützung der Europäischen Kommission, um so schnell wie möglich robuste sekundäre Rechtsvorschriften zu erlassen. "Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass viele der neuen Bestimmungen zu einem entscheidenden Zeitpunkt bei der Umstellung auf emissionsfreie Mobilität erhebliche technische und investitionsbezogene Herausforderungen mit sich bringen", fügte de Vries hinzu. Da wichtige Elemente noch durch die Sekundärgesetzgebung entschieden werden müssen, werden wir weiter daran arbeiten, eine realistische Euro-7-Norm innerhalb der durch die Primärgesetzgebung gesetzten Grenzen zu gewährleisten."  

De Vries: "Wir sollten die enormen Fortschritte, die die europäischen Fahrzeughersteller bei der Verringerung der Schadstoffemissionen im Straßenverkehr gemacht haben, nicht unterschätzen. So konnten die Emissionen zwischen der ersten Euro-Norm und der ersten Version von Euro 6 um über 90 Prozent gesenkt werden. Die größten Verbesserungen bei der Luftqualität werden durch den Ersatz älterer Fahrzeuge auf den Straßen der EU und die rasche Elektrifizierung erreicht."