Für Wrightbus sei der Auftrag von großer Bedeutung, da „das Unternehmen weiterhin auf dem globalen Markt für nachhaltigen Verkehr Fuß fassen will“, so eine Mitteilung. Er folgt auf einen im vergangenen Jahr mit dem deutschen Betreiber Regionalverkehr Köln (RVK) geschlossenen Vertrag über die Lieferung von bis zu 60 Kite Hydroliner-Eindeckern. Die neuen Busse werden alle am Hauptsitz von Wrightbus im nordirischen Ballymena hergestellt.
Wrightbus ist neben Caetano, Van Hool und Solaris einer der wenigen Hersteller Europas, der eine große Bandbreite emissionsfreier Busse anbietet: darunter der effizienteste, batteriebetriebene Doppeldecker „StreetDeck Electroliner“ und den weltweit ersten wasserstoffbetriebenen Doppeldecker „StreetDeck Hydroliner“. Laut den Zahlen von Wim Chatrou und seiner CME Solutions Agentur lieferte Wrightbus von 2012 bis 2022 bereits 97 Wasserstoffbusse aus, was das Unternehmen mit 20,8 Prozent Marktanteil auf Platz Drei in Europa positioniert nach Van Hool und Solaris. Im ersten Halbjahr 2023 sank der Marktanteil mit 15 zugelassenen Bussen auf 15,6 Prozent nach Caetano (29,2 Prozent) und Van Hool (27,1 Prozent).
Kürzlich fand die technische Auftragsklärung zwischen Mitarbeitenden der West-Verkehr und Wrightbus statt. Vor Ort ließen sich nicht nur wichtige Details persönlich besprechen, sondern auch die Herstellung der bestellten Fahrzeuge „Kite Hydroliner“ bestaunen. Die Qualität wurde bei den aktuell produzierten Fahrzeugen des gleichen Typs für die Regionalverkehr Köln GmbH begutachtet. „Mit der Anschaffung der zwölf wasserstoffbetriebenen Fahrzeuge gehen wir einen wichtigen Schritt zur Umstellung der Busflotte der West-Verkehr auf emissionsfreie Antriebe,“ erklärt Udo Winkens, Geschäftsführer der West-Verkehr und ergänzt: „Wir konnten uns vor Ort davon überzeugen, dass wir mit Wrightbus einen innovativen und leistungsstarken Partner gefunden haben“.
Der Kite Hydroliner ist nur als Ein- oder Zweitürer, dafür aber in drei Längen zu haben. Foto: Wrightbus
Robuste Technik aus dem Voith-Baukasten
Die Busse, die es in drei Längen von 10,9 bis 12,5 Metern gibt (bei 2,52 Metern Breite!) verfügen über den gleichen Antriebsstrang wie ihre BEV-Pendants „Electroliner“. Er besteht aus dem kleineren Voith VEDS MD-System mit flüssigkeitsgekühltem, stufenlosem PSM-Zentralmotor und 250 kW Spitzenleistung bei 2.850 Newtonmeter maximalen Drehmoments. Laut Voith verbrauche das System nur 0,68 kWh auf den Kilometer, was von einer unabhängigen Institution in England nachgewiesen worden sei. Dieser treibt eine herkömmliche ZF-Portalachse AV 133 an, was sich als besonders robuste, weil bewährte Lösung erwiesen hat. Neben dem üblichen Inverter für den Zentralmotor (Driver Inverter System, DIS), der aus dem Bahnbereich abgeleitet ist und wie das gesamte System bereits die Vorgaben der funktionalen Sicherheit nach ISO 26262 erfüllt, ist ein zusätzlicher DC/DC Inverter für die Brennstoffzelle des Typs FC Move HD oder HD+ von Ballard an Bord, die wahlweise 70 oder 100 kW leistet. Sie verfügt über eine Lebensdauer von über 25.000 Stunden und muss nicht mehr beheizt werden im Winter (Kaltstartfähigkeit ab -30 Grad Celsius). Die „Kite Hydroliner“ sind mit gasförmigem Wasserstoff mit 350 bar Druck ausgerüstet und bieten zwischen 32 und 50 kg des Speichermediums. Die erzielbaren Reichweiten mit dieser in rund zehn Minuten nachfüllbaren Menge gibt Wrightbus mit 720 bis 1.030 Kilometer an. Die Kapazitäten werden mit 82 bis 88 Personen angegeben bei 37 bis 45 Sitzen der als Ein- oder Zweitürer verfügbaren Niederflur-Busse.
Jean-Marc Gales, Geschäftsführer der Wrightbus, sagt zu dem neuerlichen Auftrag: „Wir freuen uns sehr über die Partnerschaft mit WestVerkehr, um mehr emissionsfreie Wasserstoffbusse auf die Straßen von Nordrhein-Westfalen zu bringen. Für Wrightbus stellt Wasserstoff eine einmalige Gelegenheit dar, sich in der großangelegten Herstellung einer Technologie, die in ganz Deutschland gefragt sein wird, einen Vorsprung zu verschaffen. Dies ist ein weiterer bedeutender Deal für uns und ein weiterer Beleg für die führende Rolle, die wir auf der Weltbühne bei der Bekämpfung des Klimawandels durch nachhaltigen Verkehr spielen.“ Die Einführung des neuen „Kite Hydroliners“ im Kreis Heinsberg soll dazu beitragen, noch mehr CO2-Emissionen zu verhindern. Es sei „fantastisch“ zu sehen, wie West-Verkehr diesen wichtigen und fortschrittlichen Schritt unternimmt, um den öffentlichen Verkehr zu dekarbonisieren. „Diese Bestellung ist eine weitere Anerkennung von Wrightbus als Branchenführer, was äußerst erfreulich ist und ein Zeugnis für den guten Ruf, den wir aufgebaut haben," so Gales weiter.
Die neue Generation der Ballard FC Move HD Brennstoffzelle leistet wahlweise 70 oder 100 Kilowatt. Foto: Ballard Power