Welches konkrete Potential sehen Sie in Sachen Vereinfachung der Führerschein-Schulung und -prüfung?


In den letzten Jahren wurden Anstrengungen unternommen, um die theoretische Fahrerlaubnisprüfung auf Basis pädagogisch-psychologischer Erkenntnisse zu optimieren und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. So wurde die theoretische Fahrerlaubnisprüfung nach Empfehlungen der BASt und der Wissenschaft weiterentwickelt. Es erfolgten Optimierungen der Aufgaben durch das Streichen von Lösungshinweisen/formalen Auffälligkeiten, die Einführung von Ausbildungsvarianten und eine zufällige Anordnung von Auswahlantworten. Damit wurden Erfolgschancen durch reines Auswendiglernen der richtigen Antworten ohne echtes Verständnis reduziert.
Seit Januar 2021 gilt bundesweit die „Optimierte Praktische Fahrerlaubnisprüfung“ (OPFEP). Die neue Fahrerlaubnisprüfung soll dazu beitragen, das besonders hohe Unfallrisiko von Fahranfänger zu verringern. Kern der OPFEP ist ein ausführlicher Katalog, der erstmalig alle Anforderungen zu sicherheitsrelevanten Fahraufgaben und deren Bewertungskriterien im Detail beschreibt. Die geltenden Bewertungs- und Entscheidungskriterien wurden konkretisiert, erweitert und an neue verkehrswissenschaftliche Erkenntnisse zu typischen Fahranfängerdefiziten angepasst. Gleichzeitig ist der Katalog eine wichtige Grundlage für die Ausbildung, weil er beschreibt, was gutes und sicheres Autofahren ausmacht.
Mit der Integration von Assistenzsystemen und automatisierten Fahrfunktionen in die Fahranfängervorbereitung steigen die Anforderungen an Fahrerlaubnisbewerber. Zum einen müssen die Anforderungen an die manuelle Fahrzeugführung erhalten bleiben, zum anderen ergeben sich neue zusätzliche Kompetenzerfordernisse. Die Fahrer und Fahrerinnen müssen z. B. die Systemgrenzen kennen, sich über mögliche Nebenwirkungen bei der Nutzung automatisierter Fahrfunktionen bewusst sein und die bestimmungsgemäße Nutzung der Systeme überblicken. Mit zunehmender Automatisierung dürften die Ausbildungs- und Prüfungsinhalten also eher zunehmen.

 


Welche Bedeutung und welche Herausforderungen hat für Sie der Unterricht/Prüfung in Fremdsprachen?


Aktuell bieten wir die Möglichkeit an, die Prüfung in 12 Fremdsprachen (Englisch, Französisch, Griechisch, Hocharabisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Russisch, Spanisch und Türkisch) zu absolvieren. Dieses Angebot hilft Menschen mit geringen Deutschkenntnissen beim Erwerb der Fahrerlaubnis. Im Jahr 2021 wurden 212.000 theoretische Prüfungen in Fremdsprachen abgelegt.

 


Wie kann die Digitalisierung zur Effizienzsteigerung genutzt werden?


Im Interesse einer weiteren Entbürokratisierung und Flexibilisierung des Erwerbs der Fahrerlaubnis fordert der TÜV-Verband ein pädagogisch-didaktisches Gesamtkonzept, das weitere Elemente der Digitalisierung bei der Fahrausbildung integriert. Dazu muss es schnellstmöglich Optimierungen im Prozess des Führerscheinmanagements geben: Online-Bezahlmöglichkeiten, digitaler Führerschein und einen vorläufigen digitalen Nachweis der Fahrkompetenz. Hierzu plädieren wir für die Fortsetzung eines intensiven Dialogs mit dem Bund und den Ländern auch mit Blick auf eine Reform des Kraftfahrsachverständigengesetzes.