Fahrgäste im regionalen Busverkehr von Schleswig-Holstein müssen sich ab heute auf Einschränkungen einstellen. Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten privater Busunternehmen zu einem viertägigen Streik aufgerufen. Der Ausstand gehe bis zum Dienstende der Spätschicht am Freitag, teilte die Gewerkschaft mit.
Betroffen sind laut dem Gewerkschaftssprecher alle Kreise im nördlichsten Bundesland außer Kreis Plön und die kreisfreien Städte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit seien auch die Busse der X85-Linie nach Puttgarden und der Bus Kielius zwischen Kiel-Hauptbahnhof und dem Flughafen Hamburg beeinträchtigt.
Hintergrund des Arbeitskampfes ist das Platzen des bereits ausgehandelten Tarifvertrags. Ende September hatte der Omnibusverband Nord (OVN) den Tarifabschluss widerrufen und dies unter anderem mit der Streichliste der schwarz-grünen Landesregierung begründet, die auch den Nahverkehr betrifft. In einer Urabstimmung sprachen sich dann 98,63 Prozent der Beschäftigten für unbefristete Streiks aus.
OVN-Verhandlungsführer und Vorsitzender Klaus Schmidt zeigte sich über die neuerlichen Streiks verärgert: Verdi habe am heutigen Montag nicht nur die angebotenen Sondierungsgesprächen verweigert, sondern auch mehrere Angebote der Arbeitgeberseite abgelehnt. "Ich hätte mir gerade jetzt von unserem Tarifpartner eine konstruktive Mitarbeit bei der Suche nach einer Einigung im Tarifstreit erhofft, die aber leider ausgeblieben ist", sagte Schmidt. Man habe heute "ein starkes Signal an die Busfahrerinnen und Busfahrer im Land gesendet", obwohl der OVN noch keine festen Zusagen zur Refinanzierung bzw. Kostenbeteiligung seitens der kommunalen Aufgabenträger vorliegen habe. "So haben wir nicht nur trotz der gegenwärtig schwierigen Rahmenbedingungen an der Höhe der Lohnsteigerung festgehalten, sondern sogar die Inflationsausgleichsprämie noch einmal erhöht auf insgesamt 1.000 Euro, die noch in diesem Jahr an die Beschäftigten hätten ausgezahlt werden können", so Schmidt weiter. Alles, was man vom Tarifpartner erwartet habe, sei die Bereitschaft gewesen, einer verlängerten Laufzeit zuzustimmen. "Nun bedarf es einer schnellen Bereitschaft der Gewerkschaft, mit dem lösungsorientierten Willen zur Einigung an den Verhandlungstisch zurückzukehren, damit die Busfahrerinnen und Busfahrer noch in diesem Jahr von einem Abschluss profitieren könnten", so Schmidt.
Zum privaten Bussektor gehören die Verkehrsbetriebe der Kreise und auch die Bahntochter Autokraft. Zum OVN zählen rund 80 private Betriebe mit etwa 1.700 Bussen.