Immer häufiger werden weniger beliebte Destinationen beworben, um touristische Hotspots augenscheinlich zu entlasten. Venedig setzt dabei auf Eintrittsgelder, Barcelona denkt zumindest darüber nach, und die Reiseplattform Evaneos hat jüngst angekündigt, ab 2025 in der Sommersaison bis auf Weiteres keine Reisen mehr auf die Kykladen-Inseln Santorin und Mykonos anzubieten – damit die Leute „woanders hin“ fahren. Solche Maßnahmen sieht der Schweizer Tourismusforscher Christian Laesser skeptisch.
„Natürlich kann der Peloponnes, wo es sehr schön ist, dem Urlauber ebenso viel bieten wie Mykonos“, meint Laesser anhand eines Beispiels aus Griechenland. Er wertschätzt durchaus die Versuche nationaler Tourismusbüros, neue Destinationen zu etablieren und Reiseströme auch in die Peripherie touristischer Neodyn-Magnete zu bringen. „Aber ich sage mal so“, fügt er hinzu, „Der Erfolg ist meistens relativ bescheiden, denn die Leute lassen sich nicht sagen, wo sie hinreisen sollen.“ So übten auch Santorin und Mykonos – um beim Beispiel zu bleiben –auf Reiselustige eine weitaus größere Anziehungskraft aus als etwa der Peloponnes.
Gleiches gilt wohl für die allermeisten Destinationen aus der Reihe der „Must-See“, der „Muss-man-gesehen-haben“ Reiseziele. Nach Laessers Ansicht haben vor allem Touristen, die zum ersten Mal in ein Land reisen, eher die bekannten Attraktionen auf ihrer individuellen Hitliste. Erst, wenn Menschen mehrmals bestimmten Orten seien, entdeckten sie ihr Interesse für „Geheimtipps“.