Aus den von dem Wirtschaftspsychologen Martin Lohmann präsentierten Ergebnissen wird deutlich, dass der Tourismus international im Jahr 2023 deutlich angewachsen ist. Weltweit sollen Schätzungen der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) e.V. zufolge 1.304 Mio. Reisende irgendwo angekommen sein – im Jahr 2022 waren das noch „nur“ 969 Mio. gewesen. Die Zahl des vor-Corona-Jahres 2019 wurde 2023 dennoch nicht eingeholt: 1.466 Mio. Ankünfte von Gästen sollen da weltweit gezählt worden sein. In Deutschland stieg in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres die Zahl der Gästeübernachtungen im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 8 Prozent auf 427 Mio. Für das Gesamtjahr 2023 könne mit ca. 490 Mio. Übernachtungen in Deutschland gerechnet werden, womit zumindest für Deutschland gelte, dass die Zahl aus dem Jahr 2019 (496 Mio.) wieder eingeholt worden wäre.
Für Urlaubsreisen von mehr als fünf Tagen Dauer erwartet die FUR gemäß vorläufiger Daten für Deutschland eine leicht gestiegene Nachfrage mit einem Volumen von rund 69 Mio. Urlaubsreisen, ein Plus von 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2022. Die Daten dazu stammen aus der Reiseanalyse online vom Jahresende 2023. Die entsprechende Zahl für Kurzurlaube mit einer Dauer von zwei bis vier Tagen wird für 2023 mit 84 Mio. beziffert, was einem Plus von 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die gesamte Touristikbranche, einschließlich Reisebüros und Reiseveranstalter, Fluggesellschaften und Kreuzfahrt berichtet für das Jahr 2023 über gestiegene Umsätze, auch wenn die Gästezahlen noch hinter 2019 zurückgeblieben sind. Das sei Folge der allgemeinen Marktentwicklung.
Mittelprächtige Startbedingungen für 2024 prognostiziert
Die Indikatoren für die touristische Nachfrage im Jahr 2024 spiegeln zunächst die angespannte wirtschaftliche Situation wider. Dennoch seien die Deutschen in Bezug auf die erwartete wirtschaftliche Entwicklung weniger pessimistisch als noch vor einem Jahr. Von um sich greifendem Optimismus können trotzdem keine Rede sein. Es zeigt sich aber, dass zumindest die Reisepläne auf hohem Niveau lägen. Allgemeine Zukunftssorgen verringern also nicht die Reiselust. Bereits im vergangenen November haben sich statistisch gesehen 82 Prozent der Deutschen gedanklich mit ihrem nächsten Urlaub beschäftigt. Während der Geist und Zeit allerdings durchaus reisewillig sind, ist die finanzielle Situation der Reisenden bescheidener: Zwar ist sich eine Mehrheit von 54 Prozent sicher, dass das Geld für Urlaub auch 2024 vorhanden sei, 23 Prozent haben jedoch Zweifel, dass sie sich 2024 eine Urlaubsreise leisten können. Nach konkreten Reiseabsichten gefragt, planen 67 Prozent der Bevölkerung eine oder mehrere Urlaubsreisen. 11 Prozent haben keinerlei Reiseabsicht.
Dennoch sieht man bei der FUR die Vorzeichen für das Reisejahr 2024 in einem positiven Licht: das Reiseniveau sollte sich an das von 2019 weiter annähern, so die Erwartungen. Auch 2024 sollten Urlaubsreisen in Deutschland den ersten Platz der „Freitzeitgestaltungs-Hitparade“ einnehmen. In der Beliebtheitsskala sieht die FUR auch Spanien, Italien, die Türkei und Österreich. Auch Kroatien und Griechenland spielten in der Top-Liga mit. Die in den Reiseanalysen der FUR beobachteten Urlaubsinteressen machten deutlich, dass den Urlaubsreisenden viele der existierenden touristischen Angebote zusagten. Reiselustige hätten sogar mehr Wünsche als sie in einem Jahr in einer Reise verwirklichen könnten und seien somit multi-optional. Das sichere grundsätzlich die Nachfrage, erhöhe aber den Wettbewerb in der Branche. Zwar stellten aktuelle Krisen allenthalben Branche wie Bevölkerung vor Herausforderungen, die den Tourismus beeinflussen könnten. Auf der Nachfrageseite seien Zukunftssorgen aber nicht grundsätzlich ein Hindernis für Urlaubsreisen.