KI könne fehlendes Personal zwar nicht ersetzen – aber doch ein gestresstes Firmenteam zumindest entlasten. Das habe sich bereits bei der Begrüßungsrede gezeigt, die von KI geschrieben und von Yvonne Hüneburg, der Geschäftsführerin des Verbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO) vorgetragen wurde. Hüneburg zeigte sich von der inhaltlichen Qualität und dem sprachlichen Niveau ihrer Begrüßungsrede positiv überrascht. „KI birgt viele Chancen für unsere Betriebe“, sagte sie. Der Tag der Bustourismus, veranstaltet von WBO und der Gütegemeinschaft Buskomfort (gbk) stand dieses Mal unter dem Motto „KI statt K.o. im Bustourismus – wie kann KI zum Einsatz kommen?“. Vor dem Hintergrund des akuten Personalmangels in der Branche könne KI dazu beitragen, dass Dienstleistungen erhalten bleiben und Unternehmen von Routinearbeiten entlastet würden, so der einhellige Tenor der Veranstalter.
Dass die Busreiseveranstalter in Baden-Württemberg unter Personalmangel leiden, belegte Michael Gersch, Leiter Touristik beim WBO, mit einem aktuellen Trendbarometer. Demnach finden es 82 Prozent der befragten Unternehmen schwierig, Mitarbeiter zu finden. Im Jahr 2024 könnten daher auch nur 63 Prozent der Busunternehmer ihr Reiseangebot vom Vorjahr aufrechterhalten. „Die Nachfrage nach Busreisen kann nicht mehr gedeckt werden“, stellte Gersch fest.
KI ist gut für das Betriebsklima
Alex Mirschel vom Team der Realizing Progress GmbH & Co. KG in Holzkirchen zählte zahlreiche Bereiche auf, in denen Busreiseveranstalter von „digitalen Kollegen“, die ihre Sprache beherrschen und eigenständig Lösungen entwickeln können, Unterstützung bekommen können: Etwa bei der Planung von Werbekampagnen und der Gestaltung von Flyern. Maschinen könnten mittlerweile auch Facebook-Postings übernehmen sowie Reiseprogramme oder E-Mails an Geschäftspartner schreiben.
Ebenso könnten auf der Basis von KI Bilder mit einem Klick verändert werden. „Das ist vielleicht nicht immer gut“, räumte Mirschel ein, der in seinem Vortrag auf die rasante Entwicklung der KI einging und dabei auch die Risiken und Nebenwirkungen dieser Technologie ansprach. „Aber es erleichtert die Arbeit.“ Überdies stärke KI Produktivität und Mitarbeiterbindung. Mirschel verwies auf eine Studie, wonach digitale Mitarbeiter zu einem guten Betriebsklima und einer niedrigeren Kündigungsrate beitrügen.
Nicolas Götz stellte die Vorzüge des digitalen „Superkollegen“ heraus, den die von ihm geführte Adigi GmbH entwickelt hat. Der künstliche Mitarbeiter beantwortet auch sonntags Kundenanfragen und könne seinem Chef damit einen Vorteil im Wettbewerb verschaffen. „Er ist zuverlässig und meldet sich, wenn er etwas nicht kann“, so Götz. Die Maschine erledige Aufgaben zudem kostengünstiger als menschliches Personal und verwende nur Informationen, die vom Unternehmen freigegeben worden seien.
KI Best Practice: TUI
Unter den vorgestellten Best Practices machte die TUI auf sich aufmerksam, die KI nicht nur für das Sortieren von Fotos nutze, sondern auch für die Erstellung von Angeboten und die Kommunikation mit den Kunden im Call Center. „Telefonate werden mitgeschnitten und analysiert“, berichtete Sebastian Hamm, Leiter Retail & Omnichannel Solutions bei der TUI: „Weil das System auch die Stimmung des Anrufers erkennt, kann seine Tonalität klassifiziert werden.“ Durch ihre Nutzung werde die Technologie für die Mitarbeiter transparent und nehme ihnen die Ängste davor.
Gerade von den großen Reiseveranstaltern könne sich die Busbranche nach Meinung von Martin Becker abschauen, wie Betriebsabläufe durch KI effektiver organisiert werden können. Der gbk-Geschäftsführer ermunterte die Unternehmer, sich nicht nur selbst mit den Möglichkeiten der KI auseinanderzusetzen, sondern auch ihre Mitarbeiter auf entsprechende Schulungen zu schicken. Bei der Anwendung dieser Technologie müssten zudem rechtliche und ethische Fragen berücksichtigt werden. „Der Mensch wird als Kontrollinstanz weiter gebraucht“, stellte Becker klar.
Die Referenten der Tagung (v.l.): Michael Gersch, WBO, Philipp Hörmann stellvertr. Gbk-Vorsitzender, Martin Becker, gbk, Yvonne Hüneburg,
WBO, Klaus Sedelmeier, WBO-Präsident, Nicolas Götz, Adigi GmbH, Alex Mirschel, Realizing Progress GmbH & Co.KG, Sebastian Hamm, TUI