Pendlern im Norden drohen außerhalb der vier kreisfreien Städte streikbedingte Ausfälle von Bussen im ÖPNV. Ab Dienstag sollen die Ausstände möglich sein und vorab nicht angekündigt werden, teilte die Gewerkschaft mit. Erfolgen könnten sie auch aus dem laufenden Verkehr heraus. Eine Reihe von Warnstreiks hatte es in dem Tarifkonflikt bereits gegeben.

Zum privaten Bussektor in Schleswig-Holstein gehören die Kreise im Land und auch die Autokraft. Zum OVN, dem Omnibusverband Nord, zählen rund 80 private Omnibusunternehmen mit etwa 1.700 Bussen.

Hintergrund der neuerlichen Streiks ist der geplatzte Tarifvertrag für die Beschäftigten privater Busunternehmen, dessen unter Vorbehalt stehenden Abschluss der OVN Ende September widerrufen hatte. Grund war unter anderem die Streichliste der schwarz-grünen Landesregierung, die auch den Nahverkehr auf diese Liste gesetzt hatte, ohne dies zu kommunizieren. Mit seinem Widerruf machte der OVN von dem bei der Tarifeinigung festgelegten, beidseitigen und mehrwöchigen Gremienvorbehalt Gebrauch.

Laut Tarifabschluss sollten die Beschäftigten ein monatlich um 275 Euro höheres Entgelt ausgezahlt bekommen, dazu eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 850 Euro. Der Tarifvertrag hätte bis Juni 2026 gelten sollen. Ein Manteltarifabschluss zwischen der Gewerkschaft und der OVN war bereits im Frühjahr vereinbart worden.

Die Gewerkschaft will mit der Ursprungsforderung von 375 Euro in die Gespräche gehen. Sie verwies auf den hohen Mobilisierungsgrad von mehr als 90 Prozent bei den privaten Busunternehmen und einen langen Atem in der Tarifauseinandersetzung. "Wir können noch lange stehen", sagte Bähring. Langfristiges Ziel sei ein Rentenpunkt für die Busfahrer. Sie kämen derzeit nur auf ein Jahresgehalt von brutto 36.000 Euro. Das reiche dafür nicht aus.

 

Arbeitgeber bereit für Verhandlungen

"Wir bedauern sehr, dass es uns ganz offensichtlich bisher nicht gelungen ist, jedenfalls dem Anteil unserer Beschäftigten, die für die Fortsetzung von Streiks gestimmt haben, besser zu erläutern, wie dramatisch sich die Lage schon kurzfristig in der Branche entwickeln wird angesichts der politischen Kürzungsbeschlüsse in Schleswig-Holstein", sagte OVN-Verhandlungsführer Klaus Schmidt. Streiks blieben weiterhin überflüssig und sinnlos. Sie träfen nur viele auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesene Fahrgäste sowie Schülerinnen und Schüler. Sie hätten die schwierige Lage weder verursacht haben noch könnten sie diese ändern.

Der OVN habe den 11. November als Termin für neue Verhandlungen vorgeschlagen. Die Arbeitgeber erwarteten an diesem Tag die volle Konzentration auf die Verhandlungen ohne gleichzeitige Streiks.

 

(Der Artikel wurde aktualisiert am 5.11. um 09:14 Uhr)