Morgen ist Insolvenzverwalter der Muttergesellschaft MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern. „Zwei Tage lang haben wir mit unterschiedlichen Bietern intensive Verhandlungen geführt“, hieß es. „Uns sind beide Konzepte umfangreich dargestellt worden. Am Ende hat die Rönner-Zech-Gruppe den Zuschlag erhalten.“ Bei den neuen Besitzern handelt es sich um den Bremer Bauunternehmer Kurt Zech und den Bremerhavener Stahl- und Schiffbauunternehmer Thorsten Rönner. Das Bundeskartellamt muss dem Kauf noch zustimmen, was zeitnah erwartet wird.
Im Gefolge der MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern hatte auch die traditionsreiche Lloyd Werft in Bremerhaven im Januar Insolvenz angemeldet. Beide Unternehmen gehörten zum Hongkonger Mischkonzern Genting. Dessen Kreuzfahrtsparte war wegen der Pandemie in Schieflage geraten. Die Lloyd-Werft hat rund 230 Mitarbeiter. Die Rönner-Zech-Gruppe hat neben der insolventen Betriebsgesellschaft Lloyd Werft Bremerhaven auch die nicht insolvente Besitzgesellschaft Lloyd Investitions- und Verwaltungsgesellschaft übernommen, sagte Morgen. Ziel sei, den Insolvenzantrag zurückzunehmen. So würden alle Gläubiger ihr Geld bekommen und die Mitarbeiter der Werft ihre Arbeitsverhältnisse unverändert behalten. Dem Sanierungsexperten Morgen zufolge hat die Rönner-Zech-Gruppe zugesagt, einen Businessplan vorzulegen. Wenn ein Wirtschaftsprüfer auf Grundlage des Plans bestätigt, dass die Werft eine Zukunftsperspektive hat, kann die Insolvenz abgewendet werden.
Der Anwalt verwies darauf, dass es mehrere Interessenten für das Unternehmen gab. „Es gab großes Interesse, es wurde bis zuletzt um die Werft gerungen“, sagte er. So hatte der Schiffs- und Jachtbauer Al Seer Marine aus dem arabischen Emirat Abu Dhabi sein Kaufinteresse bekundet. Bremer Politiker hatten sich für eine regionale Lösung eingesetzt. Zum Konzept der Rönner-Zech-Gruppe wollte Morgen keine Details nennen, das sollten die neuen Eigentümer selbst tun. Grundsätzlich sei geplant, die Werft weiter für Schiffsreparaturen und -umbauten zu nutzen. Freie Flächen sollen demnach für Arbeiten etwa aus dem Bereich Stahlbau verwendet werden.
Gewerkschaftsvertreter forderten eine langfristige Perspektive für die Beschäftigten. Die Industrie- und Werftarbeitsplätze müssten langfristig und zu Tarifbedingungen erhalten werden, sagte Doreen Arnold von der IG Metall Weser-Elbe. Die Mitarbeiter der Werft wurden kurz nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages schriftlich informiert, für Montagnachmittag ist eine Betriebsversammlung geplant.