Die Tagung fand im hochmodernen Konferenzzentrum CKF_13 Fabryczna statt. Es befindet sich im historischen Teil des multifunktionalen Fabryczna-City-Komplexes, auf dem Gelände der ehemaligen Wodka-Brennerei Polmos, in einem gut angebundenen, südwestlichen Stadtteil von Krakau. Die Geschichte der Destillerie kann auch im Wodka-Museum vor Ort erkundet werden, das über eine ganz besondere, historische Bar verfügt.

 

Die moderne Location in Krakau war eine ehemalige Wodka-Destillerie.        Foto: Thorsten Wagner

 

Benedikt Esser, RDA-Präsident sagt zu der neuen Länderpartnerschaft: „Den Auftakt zu dieser Länderpartnerschaft, die im Rahmen der ITB in Berlin vereinbart wurde, feierten wir bei der diesjährigen RDA Expo Night in Köln. Polen ist ein sicheres Reiseland mit einer modernen touristischen Infrastruktur. Hinzu kommen die herzliche Gastfreundschaft, kulinarische Genüsse aus der traditionellen polnischen Küche und ein reicher Kulturschatz. Polen wurde durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine als eine der wichtigsten Busreisedestinationen in Europa unverschuldet in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb werben wir nun zusammen mit dem Polnischen Fremdenverkehrsamt verstärkt für Busreisen nach Polen, die dort nach wie vor sicher veranstaltet werden können.“ Und über den Erfolg der Tagung zeigt er sich ähnlich positiv gestimmt: „Mein erster Eindruck von der RDA Jahrestagung in Krakau ist, dass die Begeisterung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für Krakau und Polen zu einer verstärkten Ausschreibung von Busreisen nach Polen führen wird. Dieses Signal soll auch von der RDA Group Travel Expo 2024 in Köln ausgehen. Deshalb plant das Polnische Fremdenverkehrsamt, das Busreiseland Polen in einem größeren Maßstab als bisher in Köln zu präsentieren. Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit auf Basis der langjährigen und vertrauensvollen deutsch-polnischen Freundschaft und sind zuversichtlich, dass die gewünschten Ziele gemeinsam erreicht werden können.“

 

Demografischer Wandel muss aktiv gestaltet werden

Dr. Reiner Klingholz, Experte für Demografie und Direktor des Berlin-Instituts (2003–2019) sprach als erster Redner des öffentlichen Teils der Tagung über das so wichtige Thema demografischer Wandel. Reiner Klingholz ist einer der profiliertesten Demografie- und Entwicklungsexperten Deutschlands. Von 2003 bis 2019 war er Direktor des gemeinnützigen „Berlin-Institutes für Bevölkerung und Entwicklung“. Statt die kommende Entwicklung nur als eine „Welle, die über uns kommt“ zu sehen, müsse das Thema aktiv angegangen und gestaltet werden, so der Experte. Neben einer unvermeidlichen weiteren Erhöhung des Rentenalters sieht er hier vor allem die weitere Verbreiterung der Erwerbsbevölkerung auch über 65 Jahre hinaus, wo man spannende steuerliche Modelle andenken könne. Qualifizierte Zuwanderung nach dem Vorbild Kanadas sieht er ebenso wichtig an wie die Verbesserung der Ausbildung sowohl in Deutschland selbst als auch mit Ausbildungspartnerschaften mit anderen Zielländern der Rekrutierung von Fachkräften.

 

Dr. Reiner Klingholz sprach erkenntnisreich über den demografischen Wandel.   Foto: Thorsten Wagner

 

Künstliche Intelligenz hilft dem Tourismus

„Der richtige Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist eine große Chance für Tourismusbetriebe, in schwierigen Zeiten wie Personalmangel, Inflation oder Krisen wie Corona konkurrenzfähig zu bleiben“, so fasste Prof. Dr. Wolfram Höpken, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Ravensburg-Weingarten und Leiter des Instituts für Digitalen Wandel (IDW) sowie des LAB for Digital Transformation & Entrepreneurship) seine These zusammen. Wobei für ihn der Begriff „Maschinelles Lernen“ den Punkt besser treffe als der heutzutage gehypte Begriff der KI. Im Tourismus sieht er sinnvolle Anwendungen bei den Themen Kundensegmentierung, Analyse von Kundenfeedback, intelligente Chatbots, virtuelle Mobile Dienste und Augmented Reality. Allerdings seien hochwertige Daten die Grundvoraussetzung für die Erarbeitung dieser Themen – und das könne man meistens nicht nach außen geben.

 

Rund 90 Teilnehmer folgten dem spannenden Programm der Tagung.     Foto: Thorsten Wagner

 

„reFuels“ als Alternative zum Flottenwechsel

„Ohne Regenerative Kraftstoffe werden wir die Paris-Ziele verfehlen und das Potenzial der Treibhausgasreduktion in der Bustouristik nicht fristgerecht nutzen können“, so die ebenso leidenschaftlich wie wissenschaftlich fundierte These von Dr.-Ing. Olaf Toedter, Leiter neue Technologien und Zündsysteme am renommierten Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Toedter ist u.a. Projektleiter von „reFuels – Kraftstoffe neu denken“ und der Innovationsplattform „InnoFuels“ des BMDV sowie Teil der Forschungsgruppenleitung Fahrzeuge und Umwelt in der Profilregion Mobilitätssysteme Karlsruhe und Fachbeirat verschiedener internationaler Konferenzen. Nach einer umfassenden Erläuterung, welche regenerativen Kraftstoffe außer den sogenannten „eFuels“ heute und in naher Zukunft noch nutzbar und verfügbar sind, stellte sich Tödter der Diskussion mit RDA Präsident Benedikt Esser und RDA-Vizepräsident Ulrich Basteck vom Unternehmen Wörlitz-Tourist sowie Thorsten Wagner, langjähriger Bustester und Chefredakteur des Bus Blickpunkt.

 

Dr. Ing. Uwe Tödter (2.v.l.) vom Karlsruher KIT im Gespräch mit RDA-Vize Ulrich Basteck (2. v.r.)
und RDA-Präsident Benedikt Esser (1. v.r.), moderiert von Thorsten Wagner (1.v.l.).

Foto: RDA e.V.

 

Polen: Sichere und spannende Busreisedestination

Konrad Guldon (siehe auch das Portrait im Bus Blickpunkt vom Mai 2023 auf Seite 3), seit 2019 Direktor des Polnischen Fremdenverkehrsamtes in Deutschland stellte nach den Grußworten des stellvertretenden Leiters der Polnischen Tourismusorganisation, Marcin Rózycki, das touristische Rahmenprogramm im Krakau sowie die Highlights des Polen Tourismus vor. Er zitierte zu Beginn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck: „Es gibt kein besseres Gegengewicht gegen den Krieg als den Tourismus!“ und fügte dann hinzu: „Polen ist ein absolut sicheres Land, aber überzeugen Sie sich selbst und bilden Sie sich eine eigene Meinung!“ Das konnten die rund 90 Teilnehmer dann auch bei drei touristischen Angeboten im Anschluss an das Programm selbst erleben. Die erste Option war das Salzbergwerk Wieliczka mit seinem unterirdischen Restaurant und die malerische Altstadt von Krakau mit dem Wawelhügel, in dessen Kathedrale fast alle historischen Könige Polens gekrönt und beerdigt wurden (bis 1596 war Krakau die alte Hauptstadt des Königreiches Polen). Die zweite Tour umfasste neben der Altstadt noch das jüdische Viertel Kazimierz, das ein lebendiger Bestandteil der modernen und weltoffenen Kommune ist. Zeitweise machten die jüdischen Einwohner in der Historie bis zu 25 Prozent der Bevölkerung Krakaus aus. Höhepunkt für alle Teilnehmer mit weiterem Wissenshunger war die Reise ins Skigebiet der polnischen Tatra und nach Zakopane. Vom dortigen Stadtteil Kuźnice ging es dann zum Gipfel des Kasprowy Wierch. Den krönenden Abschluss bildete sodann Bukowina Tatrzańska. Der Ort ist bekannt für Wintersport, Wanderungen in die Hohe Tatra sowie das Thermalbad Bukovina. Alle drei Programmpunkte waren gut gebucht und begeisterten die Teilnehmer aus dem Gruppentouristik-Bereich nachhaltig.

 

Gute Zahlen für den Polen-Tourismus

Die Daten des polnischen Statistikhauptamts lassen viele in der Branche hoffen, auch wenn sie nicht ganz den umfassenden Zahlen der FUR Analyse entsprechen. Trotz inflationsbedingt gestiegener Preise lagen die Auslastungszahlen der Hotels, Pensionen und Privatunterkünfte teilweise auf höherem Niveau als im Vergleichszeitraum vor der Pandemie. Im ersten Halbjahr 2023 meldeten die statistisch erfassten Übernachtungsbetriebe rund 16,4 Millionen Gäste. Das entspricht einem Plus von fast zwölf Prozent im Vorjahresvergleich. Viele Gäste buchten ihre Reise spontan, was den Unternehmen die Planung erschwert. Während die Zahl der inländischen Gäste um etwa sieben Prozent stieg, machten von Januar bis Juni 2023 wieder deutlich mehr ausländische Gäste Urlaub zwischen Ostsee und Tatragebirge. Angezogen wurden sie vor allem von den im gesamteuropäischen Vergleich immer noch günstigen Preisen. Ihre Zahl lag bei gut 3,2 Millionen, was einem Plus von fast 36 Prozent im Vergleich zu 2022 entspricht. Rund 85 von ihnen kamen aus den EU-Ländern. Mit mehr als 720.000 Gästen in registrierten

Unterkünften lag Deutschland hierbei an der Spitze. Bei der Zahl der Übernachtungen lagen Polens klassische Ferienregionen sowie die wichtigsten Metropolregionen ganz vorn. Spitzenreiter ist Małopolska (Kleinpolen) mit der Kulturmetropole Kraków (Krakau). Dort wurden mehr als 6,7 Millionen Übernachtungen gezählt. An zweiter Stelle mit mehr als 6,2 Millionen Übernachtungen liegt die Woiwodschaft Zachodniopomorskie (Westpommern), gefolgt von der Woiwodschaft Mazowieckie (Masowien) um Polens Hauptstadt Warszawa (Warschau) mit knapp fünf Millionen. Die Woiwodschaft Dolnośląskie (Niederschlesien) mit Wrocław (Breslau) zählte 4,7 Millionen Übernachtungen. Noch nicht mit eingegangen in die Statistik ist der August, der laut Branchenvertretern die wetterbedingt leicht rückläufigen Zahlen der einheimischen Touristen im Juli mehr als wettgemacht hat. Betrachtet man allein die fünf wichtigsten Städtedestinationen, so lag die Dreistadt aus Gdańsk (Danzig), Sopot (Zoppot) und Gdynia ganz vorn in der Gunst der Sommergäste. Eine Auslastung von 86 Prozent entsprach in etwa dem Niveau vor Corona. An zweiter Stelle mit 77 Prozent folgt Kraków, dann kommen Warszawa mit etwa 75 sowie Wrocław mit 70 und Poznań (Posen) mit knapp 60 Prozent.

 

Auf dem Wawel-Hügel liegen die meisten polnischen Könige in einer beeindruckenden Kathedrale begraben.

Foto: Thorsten Wagner