Denn: Die Gemeinde Bad Hindelang hat einen Förderbescheid für ihr Pilotprojekt „Naturschatz Allgäuer Hochalpen – Innovatives Besuchermanagement zwischen Berg und Tal“ erhalten. Gewährt wird die Förderung von der Regierung von Schwaben. Hindelang will die Mittel verwenden, um die Artenvielfalt im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen zu schützen.

Für die Gesamtausgaben in Höhe von 486.220 Euro erhält Bad Hindelang einen Zuschuss von 388.976 Euro. Das entspricht 80 Prozent des Gesamtbetrags und erlaubt, die neue Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie so umzusetzen, dass der Tourismus profitieren kann – etwa dadurch, dass Vorhaben zur naturverträglichen Besucherlenkung und Maßnahmen zum besseren Naturverständnis umgesetzt werden können. Das bewilligte Budget beinhaltet u.a. die Schaffung von Arbeitsstellen für Projektleitung und ehrenamtliche Naturscouts sowie die Installation einer Mess-Sensorik. Es können Wege in sensiblen Biotop- und Naturbereichen zurückgebaut und Wanderern klarere Wegführungen vorgegeben werden.

 

Wanderer und Radfahrer sollen sensibilisiert werden

„Das Pilotprojekt bietet uns eine weitere gute Gelegenheit an dem Thema gezielt zu arbeiten, die Allgäuer Hochalpen noch stärker zu schützen und die Wanderer und Radfahrer zu sensibilisieren“, so die Bad Hindelanger Bürgermeisterin Dr. Sabine Rödel. „Im Lebensraumkonzept ‚Unser Bad Hindelang 2030‘ haben wir uns zum Schutz von Klima, Luft und Natur verpflichtet – zum Erhalt unserer Umwelt und für eine hohe Lebens- und Urlaubsqualität.“

Unterstützt wird das Bad Hindelanger Projekt vom Alpinum. Als staatliches Kompetenzzentrum für Naturschutz in den Alpen entwickelt dessen Expertenteam modellhafte Lösungen für das Zusammenleben von Mensch und Natur im Allgäu. „Bad Hindelang ist auch ein Hotspot der Artenvielfalt, das Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen mit rund 21.000 Hektar zudem das zweitgrößte Naturschutzgebiet in Bayern“ verrät Alpinium-Leiter Ethelbert Babl. „Der Projekttitel Naturschatz passt sehr gut – in den Allgäuer Hochalpen von Bad Hindelang gibt es besondere Naturschätze, zum Beispiel das größte Vorkommen von Birk- und Schneehühnern in Deutschland.“ Hauptziel des Projekts sei es, die Einzigartigkeit zu schützen und Wanderer zu sensibilisieren. Einfach werde das nicht, denn der Besucherdruck sei hoch.

 

Aufklärung statt Verbotstafeln

Hubert Stärker, als ein wesentlicher Vertreter der Grundbesitzer in der Region, lobt und unterstützt die proaktive Initiative von Gemeinde, Landratsamt und Alpinium: „Wir sind vom ersten Tag mit eingebunden – und das ist im Sinne der künftigen Planung gut so. Wir sind ja nicht nur Eigentümer, sondern auch Bewirtschafter. Diese Landschaft ist durch menschliche Arbeit in Jahrhunderten entstanden und von Menschen gepflegt worden. Das Zusammenspiel zwischen Grundbesitzern, Alpwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd, der Gemeinde, dem Landratsamt und dem Alpinium in dem Projekt ist eine große Chance.“ Gemeinsam müsse man dazu beitragen, den Schutzstatuts aufrechterhalten – die Tiere bräuchten mehr Ruhe und Luft zum Atmen – dabei solle man aber auf Aufklärung anstatt auf Verbotstafeln setzen.

„Der Tourismus ist aus unserer Region nicht wegzudenken, deshalb ist es klug und richtig, nach Lösungen für Gäste und Einheimische zu suchen, die das Naturerleben ermöglichen, ohne, dass unsere einzigartige Kulturlandschaft durch die Besucherströme über Gebühr in Mitleidenschaft gezogen wird“, meint die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller und lobt ebenfalls die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten: „In Bad Hindelang ist es gelungen, ein gemeinsames Projekt zu initiieren, bei dem alle Akteure und Verantwortungsträger im Hinblick auf ein gemeinsames Ziel partnerschaftlich handeln. Ich denke, das sind die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung des Vorhabens. Ich wünsche allen Beteiligten ein glückliches Händchen bei der Umsetzung.“

Der Leitlinie für einen umfassenden Naturschutz im gesamten Gemeindegebiet hat sich Bad Hindelang in dem Lebensraumkonzept „Unser Bad Hindelang 2030“ verpflichtet. Das Lebensraumkonzept basiert auf einer umfassenden Bürgerbefragung und -beteiligung. Im Kern geht es um die Schaffung einer Balance zwischen den Bedürfnissen der Menschen – der Einheimischen und der Gäste – sowie dem Schutz und Erhalt der Natur.