Marburg sucht deshalb Geldgeber. Sollte das Projekt umgesetzt werden können, wäre es das hessenweit erste seiner Art. „Es war uns immer bewusst, dass die Umsetzung von BOB Marburg für die Universitätsstadt einen erheblichen finanziellen und personellen Kraftakt bedeutet“, so Oberbürgermeister Thomas Spies (SPD), nachdem er den Planfeststellungsbeschluss von Regierungspräsident Christoph Ullrich (CDU) erhielt. Die Stadt hatte im vergangenen Jahr eine Haushaltssperre verhängen müssen.
Bei den sogenannten Batterie-Oberleitungsbussen (BOB) beziehen die Batterien im Bus ihre Energie aus einer Oberleitung. In der DDR war diese Antriebsart bei Bussen im ÖPNV weit verbreitet, wurde nach der „Wende“ jedoch flächendeckend zurück gebaut. In Marburg sollen nun zunächst die Buslinien 7 und 27, die auf die Marburger Lahnberge führen, auf das neue System umgestellt werden. Dafür ist eine rund 9,7 Kilometer lange Oberleitungsanlage mit mehr als 800 Leitungsmasten und acht Gleichrichter-Unterwerken im Gespräch.
Teure Alternative
„Das Vorhaben BOB Marburg ist die klimafreundlichste Alternative für einen zukünftigen Betrieb des ÖPNV auf die Lahnberge“, meint Spies laut einer Mitteilung. „BOB ist aber zugleich eine sehr große Maßnahme mit einem Investitionsvolumen von rund 45 Millionen Euro allein für den Bau der Infrastruktur. Das Vorhaben im wahrsten Sinn des Wortes auf die Straße bringen, können wir als Stadt nur mit Hilfe von Zuwendungen Dritter“, gibt der Oberbürgermeister zu.
Regierungspräsident Ullrich meinte, er sei stolz, dass das komplexe Planfeststellungsverfahren zu einem guten Abschluss gekommen sei. Der städtische ÖPNV sei ein wesentlicher Verursacher klimaschädlicher Abgase. Deshalb solle er mit dem Einsatz innovativer Techniken klimafreundlicher gestaltet werden.
Bundesförderung bereits abgesagt
Die Planungs- und Untersuchungsleistungen für das Vorhaben waren nach europaweiter Ausschreibung 2021 vergeben worden. Der Bund hat diese Maßnahme mit rund 1,8 Millionen Euro finanziert. Nun jedoch fehlen Mittel für das Projekt aus Berlin, sagt Spies. Die Bundesförderungen für BOB seien abgesagt. Das mache eine Umsetzung in Marburg trotz aller Vorteile von BOB derzeit finanziell unmöglich.
Der Oberbürgermeister sprach sich dafür aus, die Neuauflage des Förderprogramms im Rahmen des Sondervermögens Infrastruktur im Bund abzuwarten. Ein entsprechender Beschluss stehe auf der Tagesordnung der ersten Stadtverordnetensitzung nach der Sommerpause am 29. August. Der Planfeststellungsbeschluss sei für fünf Jahre gültig und könne auf Antrag um weitere fünf Jahre verlängert werden.