Bereits der explosionsartige Preisanstieg des Diesels führte bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine in der gesamten Busbranche zu dramatischen Auswirkungen. Die extreme Preisentwicklung traf den ÖPNV am schwersten. Hier gaben knapp 90 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie mit deutlichen oder existenziellen Auswirkungen zu kämpfen hätten. Bei Bustouristik und Gelegenheitsverkehr lag dieser Wert bei 85 Prozent, im Fernverkehr bei 80 Prozent. Der Tankrabatt der Bundesregierung, der bei den Kraftstoffpreisen eine Entlastung über drei Monate schaffen sollte, hatte für die Busunternehmen nur einen begrenzten Effekt.

Dazu verschärfte sich der seit Jahren steigenden Fahrpersonalmangel weiter. Coronabedingte Fahrverbote und erzwungene Kurzarbeit führten in vielen Betrieben zu einer Abwanderung von Arbeitskräften, was den Fahrpersonalmangel in der Branche weiter verschärfte. Das hat dazu geführt, dass bereits über 95 Prozent der privaten ÖPNV-Unternehmen ihr Angebot in vielen Bereichen ausdünnen mussten.

 

 

Hälfte der Unternehmen erwartet gleichbleibende Geschäftslage

Auch wenn sich die allgemeine Geschäftslage in 2022 in allen Segmenten leicht verbessert hat, geben im Vergleich zu 2021 immerhin noch ein Viertel des Gelegenheitsverkehrs, ein Drittel der privaten ÖPNV-Unternehmen und weit über die Hälfte der Unternehmen im Fernlinienverkehr eine ungünstigere wirtschaftliche Situation an. Für 2023 erwartet die Hälfte der privaten Busunternehmen in Deutschland grundsätzlich eine gleichbleibende Geschäftslage. Dennoch geht jeweils knapp ein Drittel der im ÖPNV und Fernverkehr sowie fast ein Viertel der im Gelegenheitsverkehr tätigen Busunternehmen von einer ungünstigeren wirtschaftlichen Entwicklung aus.

bdo-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard forderte anlässlich der Veröffentlichung „Die Ergebnisse der diesjährigen Konjunkturumfrage liefern den konkreten Beweis dafür, dass sich die Busbranche durch die Auswirkungen von Corona und Ukraine-Krieg aber auch durch politische Entscheidungen an den Abgrund gedrängt wird. Gleichzeitig nimmt der Fahrpersonalmangel immer dramatischere Formen an, ohne dass die Politik in diesem Bereich die notwendigen Entscheidungen trifft. Die Hürden der überladenen deutschen Bürokratie verhindern nicht nur eine vereinfachte Umsetzung der europäischen Berufskraftfahrer-Richtlinie sondern auch eine schnelle Anerkennung ausländischer Führerscheine und zielgerichtete Anwerbung ausländischer Busfahrer und -fahrerinnen. Die Politik muss jetzt den Busunternehmen verbindlich zur Seite stehen und Hilfen auf den Weg bringen. Ansonsten wird es bald ein böses Erwachen geben: ÖPNV, Klimaschutz, Verkehrs- und Mobilitätswende werden sonst ungebremst gegen die Wand fahren.“

 

Die diesjährige Konjunkturumfrage wurde online vom 25. November 2022 bis 16. Januar 2023 bundesweit anonymisiert durchgeführt. Insgesamt haben 552 Busunternehmerinnen und Busunternehmer aus dem gesamten Bundesgebiet an der Befragung teilgenommen. Die bdo-Konjunkturumfrage bestätigt mit belastbaren Zahlen die Wirtschaftslage für das gesamte deutsche Busgewerbe in den drei Bereichen Bustouristik und Anmietverkehr (Gelegenheitsverkehr), Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) und Fernlinienverkehr.  Die Ergebnisse bilden neben dem aktuellen IST-Zustand auch aktuelle Trends und Entwicklungen ab.