Im zugrunde liegenden Projekt „ALIKE“ soll ein System mit autonomen Shuttles erprobt werden, die einfach per App gebucht werden können und den Fahrgast direkt abholen und ans Ziel bringen. Das System erfüllt strenge Sicherheitsanforderungen und soll auch überregional skalierbar und damit auch für ländliche Gebiete nutzbar sein. Ziel des Modellprojekts ist auch, die Akzeptanz von autonomen Fahrangeboten in der Praxis zu erforschen.
Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr fördert das Projekt mit 26 Millionen Euro. Den Förderbescheid übergab am 23. Oktober Bundesverkehrs-minister Dr. Volker Wissing im Beisein von Hamburgs Senator für Verkehr und Mobilitätswende Dr. Anjes Tjarks an das Projektkonsortium. Sechs Projektpartner haben sich in diesem Konsortium zusammengefunden: die Hochbahn als Konsortialführer, der On-Demand-Dienst Moia, die Fahrzeughersteller Holon und Volkswagen Nutzfahrzeuge sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) als Forschungspartner und die Hamburger Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM).
Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr sagte bei der Übergabe: „Ich möchte, dass die Menschen auch in Zukunft selbstbestimmt mobil sein können. Der Verkehr in Deutschland wird zunehmen, umso mehr brauchen wir neue, kluge Mobilitätsformen, die helfen unsere Infrastruktur effizient zu nutzen. Autonomes Fahren kann ein Schlüssel sein, die Straßen in Großstädten zu entlasten und gleichzeitig Mobilität bis vor die Haustür zu sichern. Das autonome On-Demand-Shuttle kommt genau dann, wenn ich es brauche, und es bringt mich direkt an mein Ziel. Durch das voll digitale Buchungssystem ist es einfach zu bestellen, Fahrten lassen sich kombinieren und damit Wege und Kosten sparen.“
Anjes Tjarks (Bündnis90/Die Grünen), Hamburgs Senator für Verkehr und Mobilitätswende fügt hinzu: „Mit dieser breiten Allianz für das autonome Fahren setzen wir einen weiteren Punkt der gemeinsamen Verabredung mit dem Bund um, mit dem wir Hamburg zur Modellregion Mobilität weiterentwickeln wollen. Das autonome Ridepooling ist dabei das fehlende Puzzlestück zwischen dem klassischen Öffentlichen Nahverkehr und den individuellen Mobilitätsbedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger. Mit ihm schaffen wir eine ganz neue Säule im ÖPNV, eine attraktive Alternative zum privaten PKW sowie eine entscheidende Voraussetzung, um den Hamburg-Takt fahren und allen Menschen in Hamburg binnen fünf Minuten ein öffentliches Verkehrsangebot machen zu können. So wird der ÖPNV der Zukunft noch komfortabler, nachhaltiger und effizienter. Passend zum sehr erfolgreichen Deutschland-Ticket sollen die autonomen Fahrzeuge künftig dazu beitragen, dass wir auch ein entsprechendes Deutschland-Angebot entwickeln und anbieten können.“
Die Konsortialpartner werden erstmals ein Gesamtsystem zur Buchung und Nutzung von bis zu 20 autonom fahrenden Fahrzeugen im öffentlichen Verkehr in Hamburg aufbauen. Die Fahrzeuge unterschiedlicher Hersteller werden in einen On-Demand-Dienst integriert, um sie im Realbetrieb zu erproben und über Apps für Nutzerinnen und Nutzer digital buchbar zu machen. Die Projektergebnisse sollen die Grundlage für eine künftige kommerzielle Bereitstellung und Skalierung von Ridepooling-Diensten schaffen.
Die versammelten Projektpartner des ALIKE-Projektes beim Kickoff. Foto: Hamburger Hochbahn
Gebündelte Expertise für Betriebskonzept und App-Entwicklung
In dem Projektkonsortium schließen sich mit der Hochbahn und Moia zwei etablierte Betreiber von Mobilitätslösungen zusammen, die unter anderem Erfahrungen mit autonomen Fahrzeugen haben und mit der hvv switch-App und der Moia -App über leistungsfähige und akzeptierte Plattformen für Buchungen verfügen. Die Betriebs- und Ridepooling-Software wird von Moia bereitgestellt. Das Unternehmen betreibt seit 2019 Europas größten vollelektrischen Ridepooling-Service mit Fahrerinnen und Fahrern in Hamburg und blickt auf umfassende Erfahrung im Aufbau und Betrieb von On-Demand-Verkehren zurück. Die Hochbahn ist Deutschland zweitgrößtes Nahverkehrs-unternehmen und verantwortete bis 2020/21 das erfolgreiche Forschungs- und Entwicklungsprojekt HEAT (Hamburg Electric Autonomos Transportation), bei dem erstmals Erfahrungen im Betrieb eines autonomen Shuttles im Linienverkehr in Hamburg gesammelt wurden.
Zwei Fahrzeugtypen für unterschiedliche Bedarfe im Einsatz
ALIKE wird mit zwei Modellen von autonom fahrenden, vollelektrisch angetriebenen Shuttles in den Betrieb gehen. Der eine Shuttle kommt von der Benteler-Tochter Holon und wurde im Januar dieses Jahres erstmals auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas präsentiert sowie unlängst schon im Protypenmuseum Hamburg ausgestellt. Der Holon Mover ist einer der ersten mit Automobilstandards und bietet ein Maximum an Sicherheit und Komfort für bis zu 15 Passagiere. Mit 60 km/h Höchstgeschwindigkeit wird sich das Shuttle optimal in den Stadtverkehr eingliedern. Dabei ist es barrierefrei nutzbar, durch eine automatisierte Rampe, einen gesicherten Rollstuhlplatz sowie auditive und visuelle Unterstützung der Passagiere. Das zweite Fahrzeug ist der ID. Buzz AD von Volkswagen Nutzfahrzeuge und löst das bisherige, sehr beliebte Fahrzeug auf Transporter-Basis ab. Es hat bereits die ersten Tests auf öffentlichen Straßen erfolgreich absolviert und wird das erste autonome Serienfahrzeug von Volkswagen sein. Der ID. Buzz AD biete laut Hochbahn „die ideale Größe für den Betrieb in Ballungsräumen – kompakt, wendig und mit optimaler Raumausnutzung“.
Begleitforschung zu gesellschaftlicher Akzeptanz und Verkehrswirkung
Die wissenschaftliche Begleitung übernimmt das Institut für Verkehrswesen (IfV) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das über eine ausgewiesene Expertise in der Begleitforschung zum Ridepooling verfügt. Das IfV am KIT befasst sich mit allen Fragen im Mobilitätsbereich, die von gesamtgesellschaftlich begründeten Planungskonzepten bis hin zu technischen Entwicklungen des Verkehrs reichen. Mit einem interdisziplinär angelegten Konzept verfolgt das IfV das Ziel, den Verkehr effizient und nachhaltig zu organisieren, die Wirkungen neuer Mobilitätssysteme auf die Nutzenden zu erforschen und eine Systemintegration zu gewährleisten. Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) als weiterer Konsortialpartner stellt die politische Anbindung sicher und nimmt eine wesentliche Rolle im Genehmigungsverfahren ein. Innerhalb des ALIKE-Projektes soll das SAE Automatisierungslevel 4 (hochautomatisiertes Fahren) erreicht und umgesetzt werden.